Der Apsidenschmuck der neuen ?t. Annakirche in München.
8. tsaus Lmanuel 3 e i b I; Lingang zu den Wohnungen.
Neuerung wahr. ^jn den älteren ähnlichen Dar
Stellungen stehen die Aposteln meist eu faoe neben
einander, wie z. B. in S. Paolo fuori le mura, oder
fte erscheinen wohl auch schreitend, wie in Satt
Giovanni in Fontc zu Ravenna sowie auch auf
mittelalterlichen Werken; aber jeder wird einzeln für
sich dargestellt und streng von seinem Nachbar durch
eine Palme oder Aehnlichcs geschieden. Auf unserem
Bilde aber überwiegt nicht wie dort die einseitig
repräsentative Darstellung, sondern neben dem „Lein"
der Figuren empfinden wir auch in den stummen
Wechselbeziehungen, ihren Geberden zu einander
und in ihrer aller Beziehung zu Christum, dem
gemeinsamen Mittelpunkt, etwas von dem alle be-
lebenden Geiste, von „Thun und Handlung", ganz
ähnlich — wenn der Vergleich gestattet ist —, wie
auf Rafael's Oisputa bei allem Schweigen der
Personen ein innerer Verkehr derselben mit einander
zu bestehen scheint und aller Gedanken um das
Allerheiligste sich drehen. Man könnte mit gutem
Bechte das Bild auch eine deutsche Sacra Lonver-
saÄoue nennen. Und gut deutsch, von keinem
fremden Einfluß berührt, ist diese Aunst, das predigen
gerade die markigen Araftgestalten der Apostel.
Man möchte bei manchem, z. B. bei dem Paulus,
an Dürer's erhabenes Vorbild, denken und doch lehrt
uns sofort ein Vergleich, daß Seitz nicht im Geringsten
sich daran gehalten; seine Apostel sind sein eigenstes
persönlichstes Werk; der Zug ihrer Größe und
Monunientalität würde schon allein, auch abgesehen
von dein übrigen Theil der Komposition, das Werk
zu einem der bedeutendsten der neueren christlichen
Aunst stempeln. Ein schmaler Streifen mit den
Namen der Apostel und der hl. Maria und Anna
leitet zu dem unteren Abschluß der Malerei, einer
in Grün, Gold, Schwarz und Weiß gehaltenen
Mosaikimitation, über, die das Gewände der Tri-
foriengalerie belebt. Nach vorne begrenzt ein Gold-
rahmen mit reliefirtem Aabochonsschmuck das ge-
summte Werk, das in allen seinen Theilen sich zu
einem mächtigen Ganzen voll majestätischer, künst-
lerischer Größe und tiefreligiösen Gehaltes eint.
Prof. Seitz wählte für die Ausführung Tem-
pera, deren leuchtende Farbenwirkung neben den
vergoldeten Reliefs der Strahlen, des Thierkreises,
der Nimben und der perlen am Gewände Gott
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8. tsaus Lmanuel 3 e i b I; Lingang zu den Wohnungen.
Neuerung wahr. ^jn den älteren ähnlichen Dar
Stellungen stehen die Aposteln meist eu faoe neben
einander, wie z. B. in S. Paolo fuori le mura, oder
fte erscheinen wohl auch schreitend, wie in Satt
Giovanni in Fontc zu Ravenna sowie auch auf
mittelalterlichen Werken; aber jeder wird einzeln für
sich dargestellt und streng von seinem Nachbar durch
eine Palme oder Aehnlichcs geschieden. Auf unserem
Bilde aber überwiegt nicht wie dort die einseitig
repräsentative Darstellung, sondern neben dem „Lein"
der Figuren empfinden wir auch in den stummen
Wechselbeziehungen, ihren Geberden zu einander
und in ihrer aller Beziehung zu Christum, dem
gemeinsamen Mittelpunkt, etwas von dem alle be-
lebenden Geiste, von „Thun und Handlung", ganz
ähnlich — wenn der Vergleich gestattet ist —, wie
auf Rafael's Oisputa bei allem Schweigen der
Personen ein innerer Verkehr derselben mit einander
zu bestehen scheint und aller Gedanken um das
Allerheiligste sich drehen. Man könnte mit gutem
Bechte das Bild auch eine deutsche Sacra Lonver-
saÄoue nennen. Und gut deutsch, von keinem
fremden Einfluß berührt, ist diese Aunst, das predigen
gerade die markigen Araftgestalten der Apostel.
Man möchte bei manchem, z. B. bei dem Paulus,
an Dürer's erhabenes Vorbild, denken und doch lehrt
uns sofort ein Vergleich, daß Seitz nicht im Geringsten
sich daran gehalten; seine Apostel sind sein eigenstes
persönlichstes Werk; der Zug ihrer Größe und
Monunientalität würde schon allein, auch abgesehen
von dein übrigen Theil der Komposition, das Werk
zu einem der bedeutendsten der neueren christlichen
Aunst stempeln. Ein schmaler Streifen mit den
Namen der Apostel und der hl. Maria und Anna
leitet zu dem unteren Abschluß der Malerei, einer
in Grün, Gold, Schwarz und Weiß gehaltenen
Mosaikimitation, über, die das Gewände der Tri-
foriengalerie belebt. Nach vorne begrenzt ein Gold-
rahmen mit reliefirtem Aabochonsschmuck das ge-
summte Werk, das in allen seinen Theilen sich zu
einem mächtigen Ganzen voll majestätischer, künst-
lerischer Größe und tiefreligiösen Gehaltes eint.
Prof. Seitz wählte für die Ausführung Tem-
pera, deren leuchtende Farbenwirkung neben den
vergoldeten Reliefs der Strahlen, des Thierkreises,
der Nimben und der perlen am Gewände Gott
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