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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 50.1899-1900

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Unsere Bilder von der Pariser Weltausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.7134#0299

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Unsere Bilder von der Pariser Weltausstellung.

W-

4^3—nn6. (pariser Ausstellung.) Theegeschirr in theilweise vergoldetem Silber, Ebenholz und Glas; von Steinicken 6c Lohr,

München, bezw. 7s der wirkt. Größe.) Muster geschützt.

Pupp, Schleißheim, in die Deckenfelder gemalten
Pimmelszeichen und Ornamente, letztere schwarz auf
trübweißein Grund; es spricht daraus ein Reichthum
der Phantasie und ein künstlerisches Geschick, die
selbst dem hartnäckigsten Verfechter moderner Deko-
rationsweise Respekt vor der Pflanzenornamentik der
Alten uitd derer, die in ihrem Geist neu zu schaffen
verstehen, einflößen müssen. Von den weiteren Aus-
stattungsstücken dieses Raunres sind nur noch die
reizenden, nach Gabr. Seidl's Skizzen von Joseph
Rauch modellirten elektrischen Wandleuchter, sowie
die von Dstenrieder entworfene, von pruska
und Schmiedbauer ausgeführte steinerne Thür-
umfassung neu; das zierliche Schränkchen und die
prächtigen Ledersessel sind bereits gelegentlich der
Thicagoer Weltausstellung in unserer Zeitschrift er-
schienen, ebenso fast ausnahmslos die zahlreichen
Tdelmetallarbeiten dieses Ausstellungsrauines, welche
die Wlünchener Goldschmiedekunst in so
würdiger Weise vertreten.

Tin neues Werk Münchener Gold-
schmiedekunst ist der Tafelaufsatz für einen
Jagdliebhaber, von F. v. Miller (Abb.

4^0); dem Aunstwerk liegt die Legende
zu Grunde, wonach dem im Walde ver-
irrten hl. pubertus der weiße pirsch mit
dem Bild des Gekreuzigten zwischen dem
Geweih entgegentritt. Dainit ist das sagen-
hafte Vorkommen verborgener mit Gold
und Tdelstein geschmückter Pallen in Ver-
bindung gebracht; durch die gleißnerische
Pracht des unterirdischen Raumes ver-

wirrt, bleiben die verlaufenen punde, sonst die Be-
gleiter des Jägers, gebannt in dem von Gold blin-
kenden Gewölbe, während darüber in der Waldein-
samkeit 5t. pubcrtus allein der Wundererscheinung
gegenüber kniet. Dein liefern Sinn dieser christlichen
Legende geben die in dem Fries des architektonischen
Sockels eingeätzten Worte Ausdruck:

Durch des Lebens wild Gejaid

Galt, gib uns gnädig Dein Geleit!

Der Aufsatz ist in seinen architektonischen Theilen
in Silber geschmiedet, das Uebrige ciselirter Silber-
guß und durchaus vergoldet. Die Säulenkapitelle
sind mit undurchsichtigem und durchsichtigem Tmail
geschmückt, die Bogenwiitkel mit Filigran und bunten
antiken Glasflüssen. Das mit Metall gefaßte und ge-
fütterte Antilopenhorn dient als Thampägner-Trink-
horn; bei seiner Unterbringung anr Tafelaufsatz niußte
auf diesen Zweck besondere Rücksicht genommen werden.

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