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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 50.1899-1900

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Hofmann, Albert: Das Zimmer und sein Geräth auf der Pariser Weltausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.7134#0381

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Das Zimmer und fein Geräth auf der Pariser Weltausstellung.

555. (Pariser Ausstellung.) Aus den deutschen Gemäldesälen. Architekt Eman. Seidl, München.

In der deutschen Abtheilung der Innenräume
ringt augenscheinlich die Ueberlieferung mit den neuen
Einflüssen. Da nicht entfernt das Beste von dein
zur Ausstellung gelangt ist, was in Deutschland in
ruhigen Zeiten hervorgebracht wird, so läßt sich ein
abschließendes Urtheil aus dieser Ausstellung allein
nicht gewinnen. Die beiden Seidl, pfann, palm-
huber u. s. w. erstreben in zum Theil glänzender
Weise die Tradition; in dem leider völlig mißlungenen
Trausaal der Stabt Karlsruhe wird der schüchterne
Versuch gemacht, die überlieferte architektonische
Rüstung mit naturalistischen Elementen zu modernem
Leben zu bringen. Sauermanrt’s Raum bewahrt
bewährte Erinnerungen für nordische Reminiscenzen.
in gleicher Weife, wie sie die Räume mit den Möbeln
des Kaisers für französische Ueberlieferungen fest-
halten. Die von Hermann Werle entworfenen, von
Max Bo den heim ausgeführten Räume streben
dem sezessionistischen Lager nicht ohne Erfolg zu;
in mancher Einzelheit interessant sind der Mar-
queterie- Raum, den Süssenbach entwarf und
Illacco ausführte, und der Musikraum von Karl
Spindlcr in St. Leonhardt im Elsaß.

Der Pallenberg-Saal des Kölner Museums
von Melchior L echter war Mitte Juni noch
nicht fertig, so daß dem Berichterstatter ein Urtheil
bisher versagt blieb. Der Innenraum von Ber-
lepsch-Valendas in München geht auf die sorg-
fältigen Naturstudien zurück, die wir an dem fein-
sinnigen Künstler zu sehen gewohnt sind. Von
den Räumen der Vereinigten Werkstätten
in München wirkt am sympathischsten der gelbe
Raum, fein ist der braune, geistreich der graue; alle
aber wenden sich an den Geschmack eines nur kleinsten
Kreises. Bernhard pan kok, Richard Riemer-
schmid und Bruno Paul (Iagdzimmer) sind ohne
Zweifel denkende, höher veranlagte Künstler, deren
Kunst nicht laut nach Beachtung schreit, sondern die,
gleich der von Berlepsch, still genossen sein will. Es
ist viel Eigenartiges darin, auch manches Gesuchte;
mag man aber auch über die Mittel und Wege
rechten, das Ziel ist jedenfalls in hohem Grade an-
zuerkennen. Ein industrielles Unternehmen jedoch läßt
sich auf diese Kunst nicht gründen, denn sie ist
»caviar for the general«. In der Kollektiv-Aus-
stellung der Münchener Möbelfabrikanten ragen

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