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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 50.1899-1900

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Braun, Irene: Alte und neue Stickereien
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https://doi.org/10.11588/diglit.7134#0423

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Alte und neue Stickereien.

Dr. ID. v. 2TT i 11 e r hat zu Beginn
der achtziger Jahre auf Anregung
des bekannten Kunstforschers und
Textilkenners Kanonikus Or. Fr.
Bock ff) dein alten cyprifchen Gold-
faden nachgeforscht, der den alten
kostbaren Geweben und lithurgischen
Gewändern vermöge der Biegsam-
keit und Geschmeidigkeit der Fäden
und ihrer vortrefflichen Erhaltung
so eigenartigen Reiz verleiht. Nach-
dem es U)ilh. v. Nliller in Gemein-
schaft mit Prof. Dr. .parz gelungen
war, das durch mehr als 900 Jahre
verloren gewesene Geheimniß der
Zusammensetzung zu enträthseln,
machten sich die beiden Forscher
auch daran, die sogenannten cypri-
schen Goldfäden wieder neu herzu-
stellen und praktisch zu erproben.
Das Gold, das dabei auf einer ganz

<545. Lcke einer Tischdecke von Hedwig und Elsa Lesker, München. (hg d. w. Gr.)
Grünes Tuch, Streifen mit den Misteln dunkelgelb, Stickerei dunkelgrüne und hell-
waffergrüne Seide; eine Silberbordüre trennt den gelben Streifen vom grünen Grund.

646. Servietten von fjebwtg und Lisa Lesker, München,
(hg der wirkl. Gr.) Grobes graues Leinen, einfarbige Stickereien,
rosa, blau, grün. — Muster geschützt.

bestimmten thierischeu Nlernbran befestigt wird,
bleibt vollständig unverändert und frisch in der
Farbe, wo metallische Fäden längst anlaufen und
schwarz werden; und während der reine wenn
auch noch so dünne Metalldraht jedem Gewebe
etwas Steifes gibt, und dabei aufdringlich glänzt,
schmiegt sich die über Seide gesponnene schmale
Lamelle des cyprischen Fadens gleichartig dein übrigen
Gewebe an und zeigt einen milden, vornehmen
Glanz. Der in der ersten Zeit noch hervorgetretene
Uebelstand, daß die Lamelle sich beim Sticken bis-
weilen über den: Seidenfaden verschob und dadurch
letzten zu Tage treten ließ, ist durch spätere, patentirte
Verfahren beseitigt worden.

Dem Kreuzstich ist es, was die Anforderungen
des Stils betrifft, im Ganzen besser ergangen als

dem Plattstich. <Ls lagen eben hier, wenn die Stil-
grenzen überschritten wurden, die Verirrungen mehr
auf der kjand, uud sie kounten nur in Zeiten des
schlimmsten Ungeschmacks allgemein werden. Ts
gibt noch gestickte Möpse mit Glasaugen auf Sopha-
kisfen, die als Andenken aus der Zugend der Groß-
mutter gewiß ihren hohen Merth besitzen . . .

Die Kreuzstichstickerei auf Leinen, mit Baum-
wollfaden oder Leinengarn, ist durch unsere neue
Renaissance in den siebziger Zähren wieder zu den

647. Seidenes Kissen von kjedwig und Elsa Lesker, München,
(hg der wirkl. Gr.) Dunkel terrakottafarbiger Grund, Stickerei
in Blau. Muster geschützt.
 
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