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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 22.1911

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Ausstellungen — Forschungen — Funde — Vermischtes

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Privatbesitz, anläßlich des 50 jährigen Jubelfestes des Ver-
eins. Jetzt sind die monatlich wechselnden Ausstellungen
wieder im Gang, und zwar enthält die eben eröffnete
Oktoberausstellung drei Serien von Ölbildern von Bachem
in Leipzig, Terstegen in Chemnitz und E. A. Weber in
Düsseldorf, sowie Radierungen und Handzeichnungen des
Dresdners G. Jahn und eine große Anzahl von Graphiken
der Österreicher Kasimir, Pollak, Schmutzler, Simon,
Zdrasila usw.

AUSSTELLUNGEN

o Köln. In dem von Dr. A. Fortlage geleiteten Kunst-
verein sind zurzeit acht Landschaften des Frankfurters
Peter Burnitz f ausgestellt, bewundernswert stilsichere
Arbeiten aus der Zeit, da die deutsche Landschaftsmalerei
aus dem Exotischen und Pathetischen sich zur Schlichtheit
und Innerlichkeit unter dem Vorgang der Meister von Fon-
tainebleau durcharbeitete. Die Motive der Gemälde
— charakteristisch ihr kleines Format — sind zumeist dem
Taunus entnommen. In der Färbung des Laubes stört
bisweilen ein allzu montones Graugrün. Sammelausstel-
lungen bemerkt man ferner von Fritz von Wille und den
beiden fleißigen in Laren schaffenden Holländern F. Hart-
Nibbrig und H. J. Wolter. Eine Landschaft von Henri-
Matisse und das Bildnis einer sitzenden Frau mit einem
Hündchen von Toulouse-Lautrec, in einer eigentümlich
gemischten Technik von Pastell und Ölmalerei, von rätsel-
voll-eindringlichster Wirkung, mögen für die Vielseitigkeit
sprechen, die man in den Ausstellungen des Kölner Kunst-
vereins anzutreffen gewohnt ist. Es ist nur bedauerlich,
feststellen zu müssen, daß sehr wenig von all diesen er-
lesenen Kunstwerken in Köln zu bleiben pflegt.

FORSCHUNGEN

© Eine neue Deutung von Giorgiones Landschaft
mit den drei Philosophen in der Wiener Gemäldegalerie
gibt Emil Schaeffer in den Monatsheften für Kunstwissen-
schaft (1910, Heft 8—9). Wickhoffs etwas gezwungene
Deutung auf Äneas als Gast des Königs Euander und
dessen Sohnes Pallas lehnt er ab und will in dem Bilde
ein nach Campori auch von Palma Vecchio behandeltes
Motiv, nämlich Marc Aurel, der von zwei Philosophen
Lehren empfängt, erkennen. Diese Deutung verträgt sich
auch besser als die Wickhoffs mit dem Titel, den Marc
Antonio Michiel in seinen Notizen dem Bilde gab, denn
da Marc Aurel den Beinamen der Philosoph führte, konnte
der venezianische Edelmann in seinem Merkbuch sehr wohl
das Bild kurz die drei Philosophen nennen.

® Das Geburtsdatum des Pierfrancesco Mola fand Her-
mann Voss in den Kirchenregistern von Coldrerio bei Como
(s. Rivista archeologica della Provincia e antica Diocesi di
Como, Heft 59—61, 1910). Danach ist Mola, wie Passeri
richtig angibt, 1612 geboren, nicht 1621, wie bei Pascoli
zu lesen ist. Den Geburtsort, Coldre im Kanton Ticino,
d. h. Coldrerio, gibt wiederum dieser Autor richtig an,
während Passeri irrt, wenn er Mola in Mailand geboren
sein läßt.

FUNDE

Ein neuer Stadtplan Athens aus dem Jahre 1687.

Eine Mitteilung an die französische Academie des inscrip-
tions et Belles-lettres vom 24. Juni 1910 ist wohl die letzte
wissenschaftliche Arbeit, die der verstorbene Straßburger
Archäologe Adolf Michaelis veröffentlicht hat. Diese »Com-

munications ist nunmehr in den Comptes rendus der Aca
demie erschienen und es geziemt sich wohl, davon auch
an dieser Stelle Kenntnis zu nehmen. — Der bekannte
Wiederaufbauer der Hohenkönigsburg im Elsaß Bodo Eh-
rl ardt hatte in der Bibliothek von San Marko in Venedig
in einem großen Sammelband, in dem Fortifikationen in
den venezianischen Besitztümern Griechenlands und der
Türkei aufgezeichnet sind, den verlorenen Originalplan von
Athen des Kriegsingenieurs G. M. Verneda wiedergefunden,
den dieser während der Okkupation Athens durch die Ve-
nezianer im Jahre 1687 von Stadt und Akropolis aufge-
nommen hat. Man wußte von diesem Plan, dessen Auf-
schrift von Omont bereits publiziert ist. Aber man wußte
nicht, wo sich das Original befindet, das Ebhardt jetzt in
seiner Zeitschrift »Der Burgwart« veröffentlicht und das
Michaelis in den erwähnten Comptes rendus mit autoritativen
Erläuterungen wiederholt. Dieser Venezianer Plan unter-
scheidet sich mehrfach von zwei gleichzeitigen, durch den
Grafen von San Feiice und von Pater Coronelli veröffent-
lichten Plänen. Es gab also drei verschiedene athenische
Stadtpläne aus der Zeit der Okkupation im Winter 1687
bis 1688, die sich in gewissen Rücksichten gleichen, von
denen aber der Plan Vernedas die andern an Genauigkeit
übertrifft. Verneda hat sowohl die Umgebung der Stadt
wie auch die Straßen, die von den Toren in die Landschaft
führen, in präziser Weise aufgenommen. Ebenso hat er
es verstanden, antike Monumente, die Straßen die dahin
führen, weiter auch die Quartiere der Truppen der Republik
Venedig, ferner die Standplätze der Truppen des Prinzen
von Braunschweig, von Hessen und der Malteser exakt
anzugeben. Vor allem aber ist der Plan der Akropolis sehr
genau. Der einzige Fehler des Planes ist, daß er nicht
fertig geworden ist, wahrscheinlich, weil Verneda Ende des
Monats Dezember 1687 nach Korinth abgereist ist. Der
Plan sollte nicht allein den Archäologen, soweit es deren
damals in Venedig gab, Dienste erweisen, sondern er war
auch zum Gebrauch der Republik bestimmt, deren Kriegs-
leuten daran gelegen sein mußte, das Straßennetz, das zu
den verschiedenen Toren führt, genau zu kennen. Trotz
dieses Fehlers der Nichtvollendung steht aber der Plan
Vernedas an erster Stelle unter allen den aus dem 17. Jahr-
hundert erhaltenen. Auch gibt die ausführliche Aufschrift
exakte Maße und zahlreiche instruktive Details. Was die
Namen der antiken Gebäude betrifft, so hält sich Verneda
an die damals üblichen. — Wenn man den auf dem Stadt-
plan Vernedas eingezeichneten Plan der Akropolis mit dem
von Kaupert und Kawerau vergleicht, so kann man kon-
statieren, daß der Umkreis der Akropolis im ganzen korrekt
wiedergegeben ist, daß die Distanz und die Richtung der
drei Hauptgebäude exakt sind und daß alle Details den
Eindiuck einer fast absoluten Treue machen, wie man es
von dem als geschickter und gewissenhafter Ingenieur be-
kannten Verneda erwarten darf. — m.

VERMISCHTES
Zur Technik der antiken Malerei. Wir besitzen
in Deutschland maßgebende Arbeiten über die Technik
der Malerei der Alten durch den Münchener Maler Ernst
Berger, der auch in der letzten Zeit an verschiedenen
deutschen Kunsthochschulen Vorträge über die Technik der
Farbenzusammensetzung gehalten hat. Nichtsdestoweniger
soll auf ein kleines Büchlein »Greek and Roman Methods of
painting« (Cambridge University Press) aufmerksam ge-
macht werden, in dem A. P. Laurie den Archäologen
und Kunsthistorikern auf wissenschaftlicher Unterlage so-
wie auf technischen Untersuchungen basierte Ansichten
über die Technik der Malerei der Alten vorträgt. Der Ge-
genstand war ja immer mehr oder weniger mit Streitfragen
 
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