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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 22.1911

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Sammlungen — Vermischtes

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Chiesa St. Maria Novella) rechts die untere Hälfte mit dem 1
Wochenbett und dem Bad des Kindes; aus Altdorfer »Su-
sanna im Bade« (München) die Gruppe in der Mitte des
Vordergrundes (Fußbad, Haarbürsten); aus Mantegna »Dar-
stellung Christi im Tempel« (Berlin) Maria mit dem ge-
wickelten Jesuskind usw.

Neuere und moderne Gemälde oder Darstellungen
(Originale oder Kopien), die hygienisch besonders interes-
sante historische Sujets bringen, sind unter den gleichen
Bedingungen wie die Kopien nach alten Gemälden (vor
1850) zugelassen, wenn auch kein besonderer Fonds für
ihren Ankauf vorgesehen ist.

Es empfiehlt sich, besonders um die Anfertigung von
Duplikaten möglichst zu vermeiden, daß die Künstler sich
vor Beginn ihrer Arbeit an die Historische Abteilung der
Internationalen Hygiene-Ausstellung Dresden 1911, Dres-
den-A., Zwickauerstraße 35, wenden, wo auch alle son-
stigen Auskünfte eingeholt werden können.

X Der Salon Cassirer in Berlin eröffnete seine Winter-
ausstellungen mit einer Sammlung norwegischer Gemälde,
die besonders neben der (kürzlich an dieser Stelle be-
sprochenenen) Berliner Ausstellung der schwedischen Se-
zession interessierte, vor allem freilich die geringere Kraft
und Klarheit der malerischen Anschauung und des künst-
lerischen Empfindens bewies, die bei den Norwegern an-
zutreffen ist. Bedeutsamer ist die große Ausstellung von
Werken van Qoghs, die jetzt gefolgt ist. Sie gibt zum
erstenmal einen Überblick über die Entwicklung dieses
einsamen und merkwürdigen Genies und über die dunkeln
und schweren Malereien seiner Frühzeit, da Anregungen
aus seiner holländischen Heimat sich mit spanischen Ein-
flüssen und Eindrücken von Courbet her in ihm berührten.
Man verfolgt, wie van Gogh dann ins Fahrwasser der
Franzosen, namentlich des älteren Impressionismus, geriet,
wie Monetsche Harmonien, ja auch noch Erinnerungen
an Corot bei ihm auftauchen, bis er dann seine eigen-
willigen Bilder schuf, die in ihrer trotzigen, unbekümmerten
Kraft oft hinreißende Wirkungen hervorrufen, oft allerdings
auch im interessanten Experiment stecken bleiben. Man
verfolgt, wie der Künstler sich eine neue klare Sprache
entschiedener Farbenflächen bildet, die er mit souveräner
Kühnheit bis zu ihrer letzten Möglichkeit führt, und wie
er daneben, zum Teil durch Millet angeregt, zum Kompo-
sitionellen, Monumentalen strebt, bis er in den Orgien
seiner tollen Linien und Konturen endet, die aber dann
doch oft wieder zu grandiosen Raumwirkungen führen, zu
packenden Systemen von Umrissen, in denen sich eine
selbstherrliche Naturanschauung von wirklicher Größe und
Orginalität kundgibt. Eine Kollektion glänzender Zeich-
nungen, in denen diese Absichten van Goghs weit reiner
zum Ausdruck kamen als in seinen Gemälden, schließt
sich an.

Die Preisverteilung auf der Internationalen Kunst-
ausstellung in Brüssel hat folgende Ergebnisse gehabt.
Die fünf großen goldenen Medaillen von je 1000 Franken
wurden zuerteilt: Eugene Laermans (Belgien); Ettore Tito
(Italien); Benedito Vives (Spanien) für die Malerei; Thomas
Vincotte (Belgien) für die Bildhauerei, und M. Bauer (Hol-
land) für den Kupferstich. Die drei Diplome der goldenen
Medaille erhielten: Leo Frederic (Belgien), der soeben ver-
storbene Holländer W. Maris und de Zubbiaune (Spanien).
Es folgen dann noch eine lange Reihe von silbernen und
bronzenen Medaillen und Ehrendiplomen, deren Aufführung
zu weit führen würde. Die deutschen Künstler stellten
nicht in der Internationalen, sondern im deutschen Pavillon
aus, und kamen daher für die Preisverteilung nicht in Be-
tracht. A. R.

SAMMLUNGEN
Auf der Ausstellung der Künstlervereinigung
Dresden 1910 wurden aus Mitteln der Pröll-Heuer-Stiftung
für die Königl. Gemäldegalerie erworben: Gotthardt
Kuehl, »Schloßplatz«; Otto Gußmann, »Porträt- und Max
Slevogt, »Bildnisskizze«.

VERMISCHTES

Düsseldorf. Der Kunstverein für die Rheinlande und
Westfalen hatte vor einigen Monaten einen engeren Wett-
bewerb zur Erlangung künstlerischer Entwürfe für die
Ausmalung eines Sitzungssaales im neuen Regierungsge-
bäude zu Düsseldorf ausgeschrieben. Die Entwürfe sind
jetzt in der städtischen Kunsthalle ausgestellt. Zur Aus-
führung wurde der Entwurf von Jos. Kohlschein d. J. be-
stimmt. — Auf dem Platze vor den allgemeinen städtischen
Krankenanstalten ist dem Düsseldorfer Augenarzte Albert
Mooren ein Denkmal in Gestalt eines Brunnens gesetzt
worden, dessen architektonische und bildnerische Aus-
schmückung von Jos. Hammerschmidt herrührt. — In der
Kunsthalle ist zurzeit der Nachlaß des im Juli verstorbenen
Genreinalers Huberl Salentin ausgestellt.

Die Künstlervereinigung »Ring«, die der Kunstge-
werbeschule nahesteht, veranstaltet in diesem Winter einen
Zyklus von Kunstvorträgen, dessen sorgsame Zusammen-
stellungvorbildlich erscheint. Unter anderen sprechenMuthe-
sius (Berlin) über die geschichtliche Entwickelung der
modernen Kunstbewegung, H. P. Berlage (Amsterdam)
über Backsteinbau, W. Kreis (Düsseldorf) über monumen-
tale Baukunst, R. Bosselt (Düsseldorf) über Reliefkunst,
A. Endell (Berlin) über Wohnhausbau und Osthaus (Hagen)
über Kunst in Handel und Gewerbe.

X Dem ungarischen Porträtmaler Philipp Läszlö ist
von der italienischen Regierung der Auftrag zuteil ge-
worden, für die Galerie der Künstlerselbstporträts in den
Uffizien zu Florenz sein Bildnis zu malen.

Sehr geehrte Redaktion.
In Nr. 1/2. der Kunstchronik vom 14. Oktober bringen
Sie auf Sp. 29 einen Auszug aus Lionello Venturis Aufsatz
über Lorenzo Luzzo im letzten Hefte von L'Arte. Ich möchte
dazu bemerken, daß das aus S. Stefano in Feltre stammende
Altarbild der Berliner Museen sich bereits seit einer Reihe
von Jahren in Bonn befindet. Es ist seinerzeit dank den
Bemühungen von Professor Paul Clemen als Leihgabe dem
Kunsthistorischen Institut der Universität überlassen und
1909 mit den übrigen Berliner Bildern in den Neubau des
Provinzialmuseums übergeführt worden. Der Ansicht Ven-
turis, daß die Inschrift

1511

LAVRENCIVS LVCIVS

FELTRENLS PING"
(so lautet sie korrekt) nicht anzuzweifeln wäre, kann ich
mich nicht anschließen. Schon Wilhelm Bode betont im
Berliner Galeriewerk (die Schulen von Vicenza, Verona,
Brescia und Bergamo, S. 58), daß die Signatur aufgefrischt
sei und daß die Jahreszahl ursprünglich 1521, nicht 1511 ge-
lautet haben müßte. In der Tat ist der Stil des Bildes kaum
vereinbar mit der früheren Datierung. Ich zweifle nicht an
der ja auch literarisch beglaubigten Herkunft des wertvollen,
leider schlecht erhaltenen Gemäldes von Lorenzo Luzzo, kann
aber der Signatur als solcher keinen urkundlichen Wert
beimessen. Bei wiederholter Untersuchung, an der sich
auch ein Spezialkollege Venturis, Dr. von Hadeln, beteiligte,
ist es mir zur Überzeugung geworden, daß die mit brauner
Farbe grob aufgemalte Inschrift in allem Wesentlichen
neu ist.

Bonn, 15. Oktober 1910. Dr. Walter Cohen.

Inhalt: Neuerwerbungen des Berliner Kupferstichkabiuetts. — Antonio oder Vittore Pisano. Von O. Gronau. — Neues aus Venedig. — Ch. Vatlder-
stappenf; Willem Maris t; S. L'Allmand f. — Personalien. — Wettbewerb um eine Markthalle in Stuttgart; Beratungsstelle Für künstle-
risches Wettbewerbswesen; Wettbewerb der Stadt Antwerpen. — Reiterbild Kaiser Friedrichs III. von L. Tuaillon. — Ausstellungen in Dresden,
Berlin, Brüssel. — Erwerbungen für die Kgl. Gemäldegalerie in Dresden. — Vermischtes. Bemerkung über Lorenzo Luzzo. Von W. Cohen.

Herausgeber und verantwortliche Redaktion: E.A.Seemann, Leip/ig, Querstraße 13
Druck von Ernst Hedrich Nachf., g. m. b. h., Leipzig
 
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