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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 22.1911

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Denkmalpflege — Funde — Ausstellungen

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annähernd fertigen Gemälden auch Kartons, Skizzen und
Entwürfe. Der Preis besteht in einem Stipendium von
3000 Mark zu einer einjährigen Studienreise nebst Reise-
kostenentschädigung. Ferner wird der gleich hohe Staats-
preis für Bildhauerei für das nächste Jahr ausgeschrieben.
Die Wettbewerbfrist läuft in beiden Fällen bis zum 10. De-
zember; die Zuerkennung der Preise erfolgt im Januar.
Ferner werden die Wettbewerbe um die Preise der Michael
Beer-Stiftung auf dem Gebiete der Malerei und der Plastik
eröffnet. Als Preisaufgabe für den Bildhauerpreis ist das
Thema >Die Flucht« gestellt: »Menschen, die vor einer
elementaren Gewalt fliehen, als Relief mit bestimmten Ab-
messungen. Die Figuren sollen möglichst groß in den
Raum gestellt werden.< Endlich wird auch für die Karl
Blechen-Stiftung ein Preis ausgeschrieben. Hier sind zwei
Ölbilder und acht Studien nach der Natur bis zum 10. De-
zember einzuliefern. Der Preis beträgt 1500 Mk. für eine
Studienreise nach Italien.

Für die künstlerische Gestaltung des Königs-
ufers in Dresden-Neustadt zwischen dem japanischen
Palais und dem Finanzministerium war ein Wettbewerb
ausgeschrieben, in dem jetzt die Entscheidung erfolgt ist.
Unter vierzehn Entwürfen erhielten einen Preis von 4000
Mark Prof. Kühn in Dresden, je einen von 1000 Mark
Architekt Prof. Hempel, sowie die Architekten Rümpel und
Krötzsch, gleichfalls in Dresden. Zudem waren noch außer
Wettbewerb Stadtbaurat Erlwein in Dresden, Prof. Theodor
Fischer in München und Prof. Kreis in Düsseldorf aufge-
fordert. Die unter Mitarbeit des Ingenieurs Stadibaurates
Fleck geschaffene Arbeit Erlweins wurde als die beste
bezeichnet und als Grundlage für die Ausführung empfohlen.

DENKMALPFLEGE
Die Erhaltung des alten Bildes des Prinzipal-
marktes in Münster i. W. läßt sich die Stadt in sehr
dankenswerter Weise angelegen sein, indem sie bei not-
wendigem Ersatz alter Geschäftshäuser durch neue zu
wiederholten Malen Zuschüsse zu den Baukosten bewilligt
hat, wenn sich die Bauherrn verpflichtet haben, die neuen
Fassaden dem alten Gepräge des Prinzipalmarktes anzu-
passen. Kürzlich haben die Stadtverordneten von Münster,
wie die »Denkmalpflege« mitteilt, wiederum 3000 Mark zu
den Kosten der Fassade des neuen Stollmannschen Hauses
(das alte war ohne Denkmalwert) am Ausgange des Prin-
zipalmarktes bewilligt, das nach Niederlegung der Drubbel-
häuser den Blicken besonders ausgesetzt ist. Eine Orts-
satzung auf Grund des »Verunstaltungsgesetzes« ist für
Münster in Vorbereitung. Einstweilen kommt bei Neu-
bauten, die an Stelle oder in der Nähe von denkmalwerten
Gebäuden aufgeführt werden, § 34 der Münsterschen Bau-
polizeivorschriften zur Anwendung, wodurch die Erhaltung
der Straßenbilder zunächst genügend gesichert ist.

FUNDE

Ein Holbeinfund. Einen bislang unbekannten großen
Holzschnitt, dessen Vorzeichnungen von Hans Holbein d.J.
stammen, veröffentlicht Hans Koegler in Heft 4 des Jahr-
buchs der preußischen Kunstsammlungen. Das zu Se-
bastian Münsters »Instrument der Sonne und des Mondes«
gehörende Blatt fand der Basler Oberbibliothekar Dr.
C. Chr. Bernoulli zwischen alten Landkarten der Basler
Bibliothek. Koegler, der im Mai den ersten Bericht in
die Presse brachte, konnte sofort feststellen, »daß wir da-
mit nicht nur eine ganz unbekannte Arbeit Holbeins vor
uns hatten, sondern auch innerhalb des Holbeinwerkes
eine besonders ausgezeichnete Leistung aus des Künstlers
bester Zeit«. Holbein, dessen Urheberschaft ganz außer

Frage steht, hat auch die beweglichen Scheiben für das
Instrument und das bereits bekannte Titelblatt mit den
beiden Astronomen zu Münsters Textband gezeichnet.
Nach Koeglers Untersuchungen wäre das Jahr 1532 für
die Vollendung vorzuschlagen. In der Zeichnung der Stern-
bilder, in der Ausfüllung der Zwischenräume der Himmels-
körper mit Putten, Grotesken und bildlichen Darstellungen
entfaltet sich wahrhaft überwältigend der ganze Reichtum
Holbeinscher Zeichenkunst. Da findet man, das Astro-
nomische künstlerisch verklärend, Darstellungen von arbeiten-
den Bauern, die realistische Wiedergabe einer Geburt, einen
Arzt mit dem Uringlase ain Bette eines Schwerkranken,
schließlich eine Baderstube, in der zwei junge Leute einen
Mann zur Ader lassen. Davon getrennt sperrt im unteren
Teile des Blattes ein mit grandioser Kraft entworfener
Drache — er sei der Aufmerksamkeit der Wagner-Regisseure
anempfohlen — den Rachen, die Bahnen der Himmels-
körper zu verschlingen.

X Ein verschollenes jugendliches Selbstporträt
Anselm Feuerbachs ist kürzlich durch Dr. Uhde-Bernays
aufgefunden worden und in den Besitz der Berliner Kunst-
handlung von Fritz Gurlitt übergegangen. Das Porträt
stammt jedenfalls aus der frühen Düsseldorfer Zeit Feuer-
bachs, der ja noch eine ganze Reihe anderer Selbstbildnisse
angehören; es ist jedoch größer als diese und übertrifft
sie auch in der Freiheit und Breite des merkwürdig reifen
Vortrags. Der Künstler, ein Knabe mehr noch als ein
Jüngling von einer weichen, mädchenhaften Schönheit,
hat sich hier ganz in altholländischem Helldunkel gemalt,
das mit überraschender Sicherheit gemeistert ist. Das Werk
war einst von der Mutter Feuerbachs einer Heidelberger
Familie zum Geschenk gemacht worden; diese ist später
nach Bayern übersiedelt, wo das Bild nunmehr wieder
aufgetaucht ist.

AUSSTELLUNGEN
o Köln. Bei der Eröffnung des Schnütgen-Museums (über
das ein illustrierter Aufsatz der »Zeitschrift für bildende
Kunst« berichten wird), war auch ein Bildnis des hoch-
herzigen Stifters vom Grafen Leopold von Kalckreuth
der Öffentlichkeit übergeben worden. Aus diesem Anlaß
hat der Kunstverein eine umfangreiche Sammlung von
Gemälden und Schwarzweißkunst des Meisters vereinigt.
Vieles ist aus Privatbesitz, auch aus Köln selbst, entliehen,
anderes ist auf den großen Kunstausstellungen in Berlin,
München, Darmstadt und Weimar bekannt geworden. Vor
den markigen, aber in der Farbe oft unbefriedigenden
Porträts und den großen dekorativen Landschaften werden
manche den viel zu wenig bekannten, unübertrefflichen
Radierungen Kalckreuths den Vorzug geben. Außerdem
sind Großstadtbilder von Schramm-Zittau und Land-
schaften der Berliner Künstler Theo von Brockhusen und
Waldemar Roesler ausgestellt.

Das Berliner Kupferstichkabinett bereitet eine
Cranach-Ausstellung vor. Handzeichnungen und graphi-
sche Arbeiten des Wittenberger Meisters sollen hier einen
Überblick über sein Wirken geben, besonders die Bedeutung
seiner ersten Schaffenszeit im ersten Jahrzehnt des 16. Jahr-
hunderts ins Licht rücken.

X Im Salon Fritz Gurlitt zu Berlin ist jetzt eine Kol-
lektion von Werken Louis Qurlitts ausgestellt, die allgemein
entzückt. Es ist die große Masse der Früharbeiten, die
sich im Besitz der Familie befanden und nun zum ersten
Male öffentlich gezeigt werden, ein kostbares Dokument
für das solide, gesunde Malerhand werk, das Gurlitt bei
Eckersberg in Kopenhagen erlernt hatte, und für den fri-
 
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