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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 22.1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.5953#0099

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173

Literatur

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dierkunst, Lithographie, Photographie, Druck, Miniierkunst,
Illustration, Karikatur, Exlibris, Heraldik, musikalische
Instrumente, Kostüme, Landschaftsgärtnerei, Feste und
Vergnügungen, Keramik, Olas, Metallarbeit, Edelschmiede-
kunst, textile Künste, Buchbinderei, Papierfabrikation,
Möbel, Geschichte, Reisen und Geographie, Biographie,
Literatur, Philosophie, Religion, Soziologie, Philologie,
Naturwissenschaften, nützliche Künste, — selbstverständlich
alles nur, soweit es auf wissenschaftliche Arbeiten in Be-
ziehung auf Kunstgeschichte im allgemeinen und auf die
in dem Museum vorhandenen Schätze im besonderen not-
wendig ist. 2.10 Zeitungen und Zeitschriften liegen auf,
aus denen diejenigen Aufsätze, welche von fortdauerndem
Wert zu sein scheinen und sonst nicht mehr gedruckt
werden, sofort von den Museumsbeamten analysiert und
katalogisiert werden. Das Lese- und Arbeitszimmer ist
65X50 Fuß groß. Zehn nach dem Zentralraum offene Al-
koven laufen zu beiden Seiten, in denen Bücher aufgestellt
sind, und in denen ebenfalls Arbeitsgelegenheit gegeben ist.
Die Bibliothek ist täglich von 10 bis 5 Uhr geöffnet. — Ein
weiterer museums- politischer Aufsatz in dem September-
Bulletin des gleichen Museums bringt interessante Nach-
richten über die Führungen in den Museen, die
auch für einzelne Personen gegen ein geringes Entgelt
durch sachverständige Museumsbeamte ermöglicht sind.
Für Lehrer an öffentlichen Schulen und für die unter ihrer
Führung das Museum besuchenden Schulkinder sind die
Führungen durch die Museumsbeamten frei. — Interessante
Beobachtungen über die Wirkung der Führungen auf
Arbeiter und Schulkinder sowie die Lieblingsgegenstände
der Besucher sind angefügt. — Aus den Erwerbungen im
Departement für klassische Kunst, die in den letzten Bulle-
tins aufgeführt sind, muß erwähnt werden: 1. eine kopf-
lose Statue der kauernden Venus aus parischem Marmor,
die zu Pozzuoli und zwar im Meer gefunden wurde. Es
ist eine Kopie aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. des vielfach
variierten Originals von der Hand des Doidalsas, eines
bithynischen Bildhauers aus der Mitte des 4. Jahrhunderts
v. Chr. Die New Yorker Kopie differiert in Kleinigkeiten
mit dem berühmtesten Exemplar der kauernden Venus
aus Vienne im Louvre in Paris. — 2. ein Löwe aus Marmor,
der dem Stil der Löwen des Nereidenmonuments und
auch ihren Maßen so nahe steht, daß man daran denken
konnte, daß er daher stammt. Aber da beim Nereiden-
monument kein Platz für weitere Löwen ist und der Marmor
unmöglich parisch sein kann, so kann nur eine Datierung
in das 5. Jahrhundert v. Chr. erfolgen. — 3. Porträtbüste
eines jungen Römers aus dem ersten Jahrhundert n. Chr.
Das Werk ist ebenso vorzüglich ausgeführt als in tadel-
loser Erhaltung. — Römisch ist weiter: 4. Relief von einem
Grab mit zwei Porträtsbüsten, wahrscheinlich Vater und
Tochter oder älterer Mann mit junger Frau. — 5. Sitzende
Porträtstatue in Lebensgröße eines Mannes (Kopf fehlt)
aus der Wendezeit vom 3. zum 2. Jahrhundert v. Chr.
Griechische Arbeit und zweifellos ein Porträt, kein Götter-
bild. Der linke Arm mag eine Leier gehalten haben, wie
der Anakreon von Ny Carlsberg. Ein Bildhauer namens
Zeuxis ist als alter Meister der Statue in griechischer In-
schrift angegeben, von dem sonst nichts bekannt ist. —
6.) Ein prachtvoller Torso einer kleinen nackten Aphrodite,
aus der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts v. Chr. Obwohl
ein Fragment, zeigt die Figur doch in wunderbarer Weise
die Grazie der Bewegung und die Schönheit der Linien
und der Proportionen des Körpers. — Von Wichtigkeit
sind noch in dem Oktoberheft des Museums die Nach-
richten über die ägyptische Expedition des Museums und
deren Ausgrabungen in der Oase Kharga, von denen in
unserm Bericht über das ägyptische Jahr noch ausführlicher

die Rede sein soll. — John L. Myres teilt endlich noch
mit, daß die berühmte Cesnola-Sammlung cyprischer Alter-
tümer nunmehr gänzlich umgeordnet und neu aufgestellt
ist. Sein Aufsatz enthält Klassifizierungen und Datierungen,
mit denen bis zu weiterer ausführlicherer Publikation des
großen Reichtums an cyprischen Altertümern des Metropo-
litan-Museums die Archäologen zu rechnen haben.

Das Oktober-Bulletin des Museums of fine Arts in
Boston hat einen hübschen mit Abbildungen versehenen
Aufsatz über die Münzprägung von Syrakus und einen
weiteren über japanische Schablonen-Patronen, über den
im Kunstgewerbeblatt berichtet werden wird. m.

Studien zur deutschen Kunstgeschichte. 100. Heft:
Die deutschen »Accipies« und Magister cum discipulis —
Holzschnitte als Hilfsmittel zur Inkunabel-Bestimmung
von W. L. Schreiber und Paul tieitz. Mit 77 Abbildungen.
Straßburg, J. H. Ed. Heitz (Heitz & Mündel), 1908.
Mark 10.—.

Im zweitletzten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts kam es
auf — zuerst wohl in England, dann in Italien und den
Niederlanden, darauf in Deutschland —, Holzschnitte mit
der Darstellung eines unterweisenden Lehrers als Titel-
schmuck für belehrende Bücher zu benutzen und zwar den-
selben Holzschnitt für Bücher verschiedener Autoren, aber
(regelmäßig) desselben Druckers. Bisweilen tragen die
Holzschnitte die Aufschrift »Accipies tanti doctoris dogmata
sancti«. (Der Doctor sanctus ist Thomas von Aquin). Von
den deutschen Druckern übt diesen Gebrauch vielleicht als
der erste Johann Amerbach in Basel i486 im »Moralissimus
Cato«; wenn nicht er, dann Quentell in Köln seit 1490.
Es liegt auf der Hand, daß diese Bildermarken ein wich-
tiges Hilfsmittel zur Bestimmung der Drucker abgeben.
Den Mit- und Prinzipal-Verfasser W. L. Schreiber eignet
seine gründliche Kenntnis des frühen Holzschnittes vor-
züglich zu einer zusammenfassenden Arbeit über diesen
Stoff. Da der Verleger Paul Heitz gleichfalls darin vor-
gearbeitet hatte, haben sich beide zu dem Werk vereinigt.
Das Buch enthält nach den Eigentümlichkeiten der Dar-
stellung geordnet (Lehrer mit einem Schüler, stehend, sit-
zend, mit zwei und mehr Schülern usw., mit oder ohne
Accipies-Schriftband usw.) die Abbildung von 77 Holz-
schnitten deutscher Drucker unter genauer Beschreibung
und Verwendungsangabe; ferner die Beschreibung von etwa
50 Holzschnitten ähnlichen Inhaltes, die nicht als Titel-
bilder verwandt worden sind. Die fleißige und umsichtige
Arbeit wird sich über ihren nächsten Zweck hinaus nütz-
lich erweisen. Die Zusammenstellung nach dem Gegen-
stand schärft das Auge des Betrachters für die stilistischen
Abweichungen. Es sind künstlerisch geringfügige und gute,
aber schlecht geschnittene Zeichnungen darunter. Eine
Darstellung Nr. 55, die Friedrich Kreußer zu Nürnberg in
einem Druck von 1491 verwandt hat, ist mir aufgefallen,
so roh sie auch geschnitten ist. Sie erinnert merkwürdig
an den Stil des Ritters vom Turn. P, R.

Eine ungewöhnlich reichhaltige und außerordent-
lich wohlfeile Kunstgeschichte erscheint soeben bei
E. A. Seemann in Leipzig:

Grundriss der Kunstgeschichte

Von Dr. H. BERGNER

340 Seiten 8°. Mit 443 Abbildungen u. fünf Farben-
drucken. — Preis in biegsamen Leinenband M. 2.80

Dieser Grundriß bietet ein völlig klares, fein abgewogenes
Gesamtbild der Kunstgeschichte In ihrer inneren Entwicklung.
 
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