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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 22.1911

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199

Wettbewerbe — Denkmäler — Ausstellungen

200

die Professoren Heinrich Kayser, Konrad Kiesel, Ernst
Körner, Fritz Schaper, W. Simmler, Karl Wendling, Hans
Koberstein und Prof. Hans Looschen.

Sir Lawrence Alma-Tadema vollendete am 7. Januar
sein 75. Lebensjahr.

WETTBEWERBE
Das Preisgericht fOr das Bismarck-Nationaldenk-
mal bei Bingerbrück tritt am 22. und 23. Januar in
Bingen und Düsseldorf zusammen. Der Jury gehören von
Künstlern an: die Professoren Franz Stuck, Hahn (Mün-
chen), Theodor Fischer (München), Max Klinger (Leipzig),
Touaillon, August Gaul (Berlin), v. Gebhardt (Düsseldorf)
und die Geh. Bauräte Ludwig Hoffmann und Hermann
Muthesius (Berlin). Als Vertreter der Museumsverwal-
tungen sind die Direktoren Treu (Dresden), Lichtwark
(Hamburg) und Prof. Clemen (Bonn) Mitglieder des Preis-
gerichts.

Im Wettbewerb für den Neubau einer evangelischen
Kirche in Frankfurt-Oberrad erhielten den ersten Preis
von 1500 M. Senf und Haller, den zweiten von 1200 M.
Karl Hochscheid, den dritten Preis von goo M. Karl Blattner
in Frankfurt a. M. Der Entwurf von Stadtbaumeister
Moritz und Schad wurde angekauft.

Der Entwurf von Willy Graf in Stuttgart, der aus dem
Wettbewerb für das neue Rathaus von Heidelberg
als Sieger hervorging, soll nach einem Beschluß des Stadt-
rates der Ausführung zugrunde gelegt werden. Die Be-
arbeitung und die Leitung der Bauausführung wird dem
Heidelberger Architekten Franz übertragen werden.

DENKMÄLER
Für ein Waldmüller-Denkmal hat der Wiener Stadt-
rat einen Betrag von 60000 Kronen bewilligt, dessen Ausfüh-
rung dem Bildhauer und Maler Josef Engelhardt übertragen
wurde. Das Denkmal wird im Jahre 1912 im Rathauspark
aufgestellt werden.

AUSSTELLUNGEN
Große Aquarell-Ausstellung Dresden 1911. Der

Sächsische Kunstverein veranstaltet von Mitte Mai bis Mitte
Oktober d. J. in den Ausstellungsräumen der Königl. Kunst-
akademie eine große Aquarell-Ausstellung, zu der außer
Wasserfarbenbildern auch Pastellgemälde, farbige Zeich-
nungen, farbige Radierungen sowie kleine Werke der Bild-
hauerkunst und des Kunstgewerbes zugelassen werden.
Die Bestimmungen für die Ausstellung sind durch die
Geschäftsstelle der Ausstellung (Dresden-A., Brühische
Terrasse) zu beziehen; ebendaher auch die Bedingungen
für den Wettbewerb zur Erlangung eines Plakats, zu dem
die in Dresden und Umgegend lebenden Künstler zuge-
lassen werden. Größe 90:60 cm, Schrift: Große Aquarell-
Ausstellung Dresden, Brühische Terrasse, Mitte Mai bis
Oktober 1911; drei Preise 200, 150 und 100 M.; dazu
150 M. für die Ausführung; Entwürfe mit Kennwort und
gleichbezeichnetem verschlossenem Briefumschlag, der den
Namen enthält, einzusenden bis 25. Februar an den Sekretär
des Sächsischen Kunstvereins zu Dresden, Brühische Ter-
rasse. Preisgericht ist die Ausstellungskommission.

Ausstellung altspanischer Bilder in München.

Es ist ein nicht unbedeutendes Verdienst der großen mo-
dernen Kunsthandlungen, daß sie durch zeitweilige Kollek-
tivausstellungen von Werken, über deren Meister wir aus
unseren Museen nur mangelhaft oder gar nicht unterrichtet
sind, weiteren Kreisen von Kunstfreunden die Möglichkeit
geben, ihre Kenntnisse zu vermehren und sich über das

künstlerische Schaffen einer anderen Nation ein Urteil zu
bilden, ohne deswegen die kostspielige und nur den
Wenigsten gestattete Reise in das Land unternehmen zu
müssen. So hat man gegenwärtig erfreulicherweise Ge-
legenheit, in der Galerie Heinemann eine Anzahl altspa-
nischer Gemälde kennen zu lernen, von denen diejenigen
Zurbarans, Grecos, Goyas und seines Nachahmers Lucas
das meiste Interesse verdienen. Ein mit zahlreichen Ab-
bildungen versehener Katalog, dem sein Verfasser Dr. A.
L. Mayer auch ein ausführlicheres Vorwort über die spa-
nische Malerei vorangestellt hat, ist dem Besucher ein will-
kommenes Hilfsmittel.

Von verhältnismäßig geringer Bedeutung sind die Ta-
feln der spanischen Primitiven, die wenig Eigenes zeigen
und entweder wie die »Aragonesisch um 1430« betitelte
Madonna mit Kind nach Italien, oder wie verschiedene
als »kastilianisch« bezeichnete Arbeiten nach den Nieder-
landen weisen. Beachtung verdient ein Triptychon »Ka-
stilianisch um 1470« (Mittelbild: Maria in der Glorie von
Engeln umgeben; linker Flügel: Verkündigung; rechter
Flügel: Abendmahl), das bei sonst stark niederländischem
Einfluß in der Koloristik eigene Wege geht und schon
graue und graublaue Schatten aufweist, wie sie ein gutes
Jahrhundert später mit Vorliebe Greco anwendet. Im
übrigen ist die Malerei recht derb und nicht im geringsten
mit der hohen Qualität der zeitgenössischen Niederländer
zu vergleichen. Auch der, wie ich dem Katalog entnehme,
nur noch in einem zweiten Exemplar bekannte Carrillo
hängt in seiner säugenden Madonna stark von den Nieder-
ländern ab, von denen er sich hinwiederum in der Farbe
unterscheidet. Das Bild, das Mitte der zweiten Hälfte des
15. Jahrhunderts entstanden sein dürfte, trägt auf der
Brüstung den vollen Künstlernamen und den Spruch »O
mater dey memento mey«. Ebenfalls ganz in der Bahn
der späteren Niederländer (Memling) bewegt sich das noch
vom alten Rahmen umschlossene Mittelbild eines Altares
aus Toro mit einer Darstellung des Erlösers von Fernando
Gallegos. Auch in der Farbe mehr seinen nordischen Vor-
bildern naherückend, weist es, was die Technik der Ma-
lerei betrifft, eine bessere Qualität auf wie die bisher er-
wähnten Bilder. Ein ganz florentinisch anmutender Jüng-
lingskopf, von seinem Besitzer dem jüngeren Berruguete,
von A. L. Mayer jedoch dessen Vater, dem Ghirlandajo-
schüler zugeschrieben, und ein vermutungsweise dem Luis
de Vargas gegebenes, vollkommen vlämisch anmutendes
Triptychon mit einer schmerzhaften Maria schließen die
Reihe der frühspanischen Bilder.

Die nun folgende Epoche wurzelt in ihren Anfängen
ebenfalls noch außerhalb Spaniens und wird auch durch
einen NichtSpanier eingeleitet, den heute so viel genannten
und gesuchten Domenico Theotokopuli, genannt EI Greco.
Von den sechs seiner Hand zugeschriebenen Gemälden
halte ich den kreuztragenden Christus im Besitz von Be-
ruete für das bedeutendste und tiefstempfundene, während
die gleichfalls hier zur Ausstellung gebrachte Replik, trotz
hoher malerischer Qualitäten, dem genannten an Innerlich-
keit ziemlich nachsteht. Großes Interesse verdient eine sehr
dunkel gehaltene »Unbefleckte Empfängnis Maria«, die
A. L. Mayer mit einer gleichen, im Nachlaßinventar Grecos
als unvollendet angeführten Darstellung identifizieren zu
können glaubt. Ein mehr dekorativ aufgefaßter »Heiliger
Franziskus«, der vollkommen im Dreieck komponiert ist,
und eine Tafel mit drei Engelköpfen, offenbar das Frag-
ment einer Verherrlichung Maria oder eines ähnlichen
Motives, das aber aus dem Zusammenhang herausgerissen
weniger günstig wirkt, vervollständigen das Bild von Grecos
Schaffen. Außer diesen Werken führt auch noch eine
Tafel mit einer Oenreszene, die man wohl fälschlich mit
 
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