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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 22.1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.5953#0132

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239

Stiftungen — Vereine — Vermischtes

240

nade«; P.-P. Rubens, »Die Geißlung« (Skizze zu dem Ant-
werpener Bilde:des Meisters); J. Jordaens, »Die heilige
Familie« (Zeichnung); desselben, »Christus wird dem Volke
gezeigt« (Zeichnung); F. Snyders, »Springender Windhund«
(Zeichnung). Der Oesellschaft wurden ferner Japanische
Farbendrucke von Maurice Boddaert als Geschenk ange-
boten und dem Genter Museum überwiesen. a. r.

Die Stadt Brüssel beschloß, durch den Archivar der
Stadt, Des Mares, auf der geschichtlichen Stätte der alten
Befestigungen und des Hofes von Brüssel ein archäologi-
sches Museum errichten zu lassen, welches seiner äußeren
Erscheinung nach dem ehemaligen Hofkloster mit der Ka-
pelle Karls V. nachgebildet und mit dem noch bestehenden
Hotel Ravenstein in Verbindung gebracht werden soll.
In diesem Museum sollen alle noch vorhandenen Reste
alter Brüsseler Archäologie und Architektur vereinigt werden.
Die Librairie Nationale d'Art et d'Histoire, G.vanOest &Cie.
in Brüssel, gab übrigens vor kurzem eine interessante
Sammlung von 50 Ansichten vom »Alten Brüssel« mit einer
interessanten Einleitung von Des Mares in deutscher Sprache
heraus. a. r.

STIFTUNGEN
Der Berliner Akademie der Künste sind von dem Geh.
Kommerzienrat Arnhold 500000 Mark zur Verfügung ge-
stellt worden, die zum Ankauf eines Geländes in Rom vor
der Porta Pia und zum Bau von Atelierhäusern auf diesem
Gebiete verwendet werden sollen, damit junge deutsche
Künstler, vor allem die Stipendiaten des Rompreises, die
Möglichkeit zu sorgenfreiem Studium und Schaffen in Rom
erhalten. Die Akademie der Künste hat den Stifter zu
ihrem Ehrenmitgliede ernannt.

VEREINE

X Die Berliner Sezession hat durch die neuen Vor-
standswahlen in ihrer ordentlichen Generalversammlung
am 26. Januar eine wesentliche Veränderung ihrer internen
Verhältnisse erfahren, deren Bedeutung jedoch erheblich
weiter greift. Max Liebermann hat an dem Entschluß fest-
gehalten, eine Wiederwahl nicht wieder anzunehmen. Ihm
schlössen sich August Gaul und Fritz Klinisch an, während
Max Slevogt und Max Kruse schon vorher aus dem Vor-
stand ausgeschieden waren. Zu den drei im Vorstand ver-
bleibenden Persönlichkeiten — Corinth, Baluschek und
Walser — mußten demnach fünf neue gewählt werden.
Die Stimmen vereinigten sich auf August Kraus, Konrad
v. Kardorff, Robert Breyer, Ernst Barlach und Waldemar
Rösler. Der neue Vorstand konstituierte sich sodann in
der Weise, daß Lovis Corinth nunmehr als erster Vor-
sitzender, Kraus als zweiter Vorsitzender, Baluschek als
erster, v. Kardorff als zweiter Schriftführer fungieren. Der
Rücktritt Liebermanns, der einstimmig zum Ehrenpräsiden-
ten gewählt wurde und diese Wahl auch annahm, gibt
diesen Verschiebungen seine Signatur. Er deutet in nicht
mißzuverstehender Sprache darauf hin, daß für die Sezession
eine neue Ära heraufzieht. Der Exodus der übrigen vier,
die sich ihm anschlössen, bestätigt und verstärkt diesen
Eindruck. Natürlich stehen die Vorgänge im engsten
Zusammenhang mit den wilden Gebärden der radikalen
Jugend, die seit Jahren den bisherigen Führern das Leben
schwer macht, und wenn auch die Risse, die der Bau der
Vereinigung erlitten hat, scheinbar wieder ausgebessert
wurden, so besteht doch die Möglichkeit, daß sie eines
schlimmen Tages zum Einsturz des Ganzen führen könn-
ten. Das aber wäre eine schwere Gefahr für den Gesamt-

organismus des Berliner Kunstlebens, der die Sezession
als doppelte Kontrollstation: für den extravaganten Nach-
wuchs wie für die offizielle und akademische Kunst, noch
lange nicht entbehren kann. Mehr als je ist diese Körper-
schaft heute notwendig, sie hat ihre historische Mission
noch lange nicht erfüllt, und man kann nur aufs dring-
I lichste wünschen, daß die neue Führung mit Corinth an
der Spitze sich den schweren Aufgaben gewachsen zeige,
die ihrer harren.

+ München. Seit 7. Januar igu besteht hier eine neue
Künstlervereinigung, die den Namen »Münchner Künst-
lergruppe, der Bund« führt. Im Ausschuß befinden sich
als: I. Vorsitzender Walter Thor, II. Vorsitzender Wilhelm
Löwith, k. Prof., I. Schriftführer Wenzel Wirkner, II. Schrift-
führer Anton Gregoritsch, I. Kassier Melchior Kern,
II. Kassier Aug. Hoffmann von Vestenhof, Beisitzer Albert
Lang._____

VERMISCHTES
Wien. Die Leidensgeschichte der Wiener Monumen-
talbaukunst ist wieder um ein Kapitel reicher. Auf den
Gründen in der Nähe des Schwarzenbergplatzes soll vom
Wiener Konzertvereine ein großes Konzerthaus mit drei
Konzertsälen, die zusammen 5000 Personen fassen können,
errichtet werden. Unter das gleiche Dach soll auch die
seit zwei Jahren verstaatlichte Akademie für Musik (das
ehem. Konservatorium) kommen. Infolgedessen beteiligt
sich der Staat mit zwei Millionen am Baue. Das natürliche
wäre, daß ein solcher Bau öffentlich ausgeschrieben wird,
um verschiedenen Architekten die Möglichkeit zu geben,
ihre Entwürfe vorzulegen. Der Verein und der Staat zogen
es aber vor, sich an die »altbewährte« Theaterbaufirma
Fellner und Hellmer zu wenden, deren Entwürfe, wie ver-
lautet, bereits angenommen sind. Das Haus soll in »mo-
dernisiertem Empire« erbaut werden. Dafür besitzt Wien
eine Reihe von jüngeren Architekten, die als Künstler einen
Weltruf besitzen und im Ausland große Monumentalauf-
träge bekommen, die in Wien aber Villenbauten errichten
oder kunstgewerbliche Vorzeichnungen entwerfen dürfen.
Und wenn einmal einem Architekten, der etwas Eigenes
zu sagen hat, ein größerer Auftrag zuteil wird, wie dem
Architekten Loos ein großes Haus am Michaelerplatz gegen-
über der Hofburg, dann kommt es zu der für eine moderne
Stadt geradezu unbegreiflichen Ungeheuerlichkeit, daß man
den Hausherrn zwingt, dem Hause eine »Fassade« auf-
kleben zu lassen. Doch vielleicht wird sich einmal die
Gelegenheit ergeben, die architektonische Tätigkeit in der
Kaiserstadt im Zusammenhange zu beleuchten. o. P.

Teniers-Jubiläumsfeste werden im Laufe des August
dieses Jahres in Antwerpen stattfinden. Die verlangten
Kredite sind von der Stadt bewilligt worden und die Fest-
kommission wird in den nächsten Tagen gebildet werden.
Dieselbe Kommission wird alsdann für das kommende
Jahr die Conscience-Gedächtsnisfeier vorbereiten, a. r.

Die Stadt Binche wird einen Kunstsquare nach dem
Vorbilde des Kleinen Sablon in Brüssel erhalten, in welchem
sich, wie man weiß, das Doppeldenkmal Egmonts und
Horns und die Standbilder der Helden der Kriege gegen
die Spanier befinden. In Binche werden acht auf Säulen-
postamenten fußende Bronzestatuen an die hervorragend-
sten Persönlichkeiten der lokalen Geschichte erinnern, so
an Karl V., Marie von Ungarn, Margarete von York, Albert,
Isabella, Balduin den Städtebauer, Arnold von Binche und
an den Architekten De Breucq. a.r.

Inhalt: Ausstellung von Kunstwerken des 19. Jahrh. aus Bonner Privatbesitz. Von Otto Feldmann. — Neuerwerbungen der Albertina in Wien. —
O. Eilers f. — Personalien. — Wettbewerbe: Bismarck-Nationaldenkmal; Römerbrunnen für Köln; Kath. Kirche in Wriezen; Beethoven-
Denkmal in Nürnberg. — Entdeckungen griech. Ruinen bei Cyrene. — Antike chinesische Skulpturen. — Ausstellungen in Berlin, Brüssel,
Graz, Amsterdam; Belg. Jury für die internat. Ausstellung in Rom. — Erwerbungen des Wallraf-Richartz-Museums, Krefelder Kaiser-Wilhelm-
Museums, Städelschen Kunstinstituts in Frankfurt, Stadt. Kunstsammlung in Nürnberg, Genter Museums; Archäolqg. Museum in Brüssel.—
Arnhold-Stiftung für Atelierhäuser in Rom. — Berliner Sezession; Münchner Künstlergruppe, der Bund. — Vermischtes.

Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig, Querstraße 13
Druck von Ernst Hedrich Nachf., o. m. b. h., Leipzig
 
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