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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 22.1911

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Beringer, Joseph August: Die Trübner-Ausstellung in Karlsruhe
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Verschiedenes / Inserate
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245

Nekrologe

246

Der Gesamteindruck der Ausstellung drängt zu
dem Schluß, daß man Trübner in solchem Zusammen-
hang sehen und dann erkennen muß, daß alle Aus-
schnitte aus seiner Kunst die Begriffe von seinem
Können eher verwirren, als klären. Die Karlsruher
Ausstellung ist das malerische Ereignis dieses Jahres.
__]_. A. BERINOER.

NEKROLOGE

X In Berlin starb am 30. Januar der Bildhauer Professor
Emil Hundrieser im 65. Lebensjahre. Hundrieser gehörte
zu den erfolgreichsten Persönlichkeiten der Berliner Plastiker-
Generation, die durch die plötzlich aufsteigende Woge der
Denkmalskunst unter Wilhelm II. emporgehoben wurde,
und zu dem getreuen Stabe von Reinhold Begas, zu dem
er frühzeitig von seinem ersten Lehrer Siemering her über-
gegangen war. Die vom Barock beeinflußte malerische
Bewegtheit der Begasschule gab auch seinen Arbeiten das
Gepräge. Charakteristisch dafür ist namentlich Hundriesers
volkstümlichstes Werk: die Kolossalstatue der Berolina, die
ursprünglich als Schmuck des Potsdamer Platzes beim
Berliner Gegenbesuch Königs Umberto von Italien zu
Beginn der neunziger Jahre in Gips ausgeführt war, dann
von der Stadt angekauft und in Kupfer getrieben auf dem
Alexanderplatz aufgestellt wurde (1895). Auch die zahl-
reichen sonstigen Monumentalarbeiten des Heimgegangenen
hielten sich in dieser wohl tüchtigen, doch oft mehr äußer-
lich effektvollen Art: die Bismarckdenkmäler für Bochum
(1896) und Mannheim (1900), die Statue Kaiser Wilhelms I.
im Weißen Saal des Berliner Schlosses, die bronzene
Kolossalfigur Friedrich Wilhelms III. im Zeughause, der
Kaiser Friedrich für Merseburg, das Lutherstandbild für
Magdeburg (1886). Von den weiteren Arbeiten der Früh-
zeit seien die Bronzereliefs des Magdeburgei Kriegerdenk-
mals, zwei dekorative Gestalten für das Posener Justiz-
gebäude, die Statuen von James Watt und Stephenson an
Lucaes Palais Borsig in der Berliner Voßstraße und
das Schlüterdenkmal in der Technischen Hochschule zu
Charlottenburg genannt. Mehr klassizistisch-einfach ist
die sitzende Statue der Königin Luise in der National-
galerie gehalten (angekauft auf Bestellung 1895). Zwei-
mal hat Hundrieser für monumentale Architekturen von
Bruno Schmitz den plastischen Hauptschmuck geliefert:
die Reiterdenkmäler des ersten Kaisers auf dem Kyffhäuser
und am Deutschen Eck bei Koblenz (1897). Namentlich
dies letzte Werk gewinnt einen über das barocke Schema
hinausweisenden, kräftigeren Ausdruck, der dem Geist des
Baudenkmals nahe kommt. — Hundrieser war am 13. März
1846 in Königsberg i. Pr. geboren. Er kam dann früh
nach Berlin, wo er längere Zeit Schüler der Akademie war
und 1873 eine eigene Werkstatt errichtete.

X Wenige Tage nach Hundriesers Heimgang traf die
Berliner Künstlerschaft ein neuer Verlust: der Geheime
Baurat Karl von Großheim, der seit dem Herbst 1910
das Amt des Präsidenten der Akademie bekleidete, ward
nach kurzem Krankenlager am 5. Februar dahingerafft.
Sein Name, mit dem seines Freundes und Sozius Heinrich
Kayser unlöslich verknüpft, hat in der Baugeschichte der
werdenden Großstadt Berlin eine hervorragende Rolle ge-
spielt. Als die beiden Architekten im Jahre 1872 ihr ge-
meinsames Atelier begründeten, hatte der enorme wirtschaft-
liche Aufschwung nach dem Kriege die Baulust mächtig
angeregt, und sie gehörten zu denen, die den Ton der
Zeit am sichersten trafen. Die naive Freude an Prunk
und Pomp führte damals in der Epoche des kunsthistori-
schen Geschmacks zur Nachahmung von Renaissance- und
Barockvorbildern, und Kayser und von Großheim waren die

Führer. Seitdem sie in eben jenem Jahre 1872 bei der ersten
Konkurrenz um den Bau des Reichstagsgebäudes einen
zweiten Preis errungen hatten (bei der zweiten Konkurrenz
1882 zeichneten sie sich in gleicherweise aus), waren ihre
Namen allenthalben bekannt geworden, und die Zahl der
Bauwerke, die sie nun in Berlin und weithin in Deutsch-
land zu bauen hatten, ist nicht so leicht abzuschätzen.
Der Ausstellungs-Olaspalast in Moabit, das Pschorrbräu-
haus und die malerisch gruppierten Baulichkeiten der aka-
demischen Hochschulen für die bildenden Künste und für
Musik in Charlottenburg (ihr bestes Werk, 1902 vollendet),
sodann das Deutsche Buchhändlerhaus in Leipzig und das
Domhotel in Köln gehören zu ihren bekanntesten Arbeiten,
die alle den Stempel eines soliden Eklektizismus tragen.
Großheim wurde von demGebäude der Akademie am Pariser
Platz aus bestattet, dessen großer Ausstellungssaal dieselbe
Dekoration zeigte, die der Heimgegangene selbst vor
wenigen Wochen zu Ludwig Knaus' Beerdigung mit so
großem Geschmack entworfen hatte. Es ist das erstemal
seit langer Zeit, daß ein Akademiepräsident im Amte starb
und feierlich mit allen Ehren der Körperschaft beigesetzt
wurde.

In München starb am 31. Januar im Alter von 58 Jahren
der Maler Christian Max Baer, geboren am 24. Au-
gust 1853 in St. Johann bei Nürnberg. Für sein Gemälde
»Fastenzeit«, ausgestellt 1894 im Münchener Glaspalast,
erhielt er die zweite goldene Medaille.

Leipzig ist leider nicht reich an Sammlern größeren
Stiles und an werktätigen Pflegern des öffentlichen Kunst-
lebens. Um so schmerzlicher ist der Verlust des Herrn
Emil Meiner zu bedauern, der beide Interessen mit Hin-
gebung hegte. Als Sammler hatte er einen weit über
Leipzig hinausreichenden Namen; seine Galerie barg z. B.
lange Jahre Menzels • Ballsouper«, das Meiner von Adolf
Thiem erworben hatte. Dieses Hauptstück seiner Samm-
lung hat Meiner dann vor einigen Jahren an die Berliner
Nationalgalerie abgetreten. Von Ausstellungen her ist
auch die ganz ausgezeichnete Menzelsche Gouache einer
Brunnenpromenade in Kissingen aus der Sammlung Meiner
allbekannt; auch Uhdes »Nähmädchen«, Werke von Lieber-
mann, Pradilla und vielen anderen zieren diese Patrizier-
sammlung. — Seit langen Jahren aber war Emil Meiner
im Vorstand des mit dem Museum eng verknüpften Leipziger
Kunstvereins tätig (wirklich: tätig). Und in diesem Kolle-
gium wird sein Verlust besonders schwer wiegen. Der
Verstorbene hat ein Alter von 73 Jahren erreicht, a. k.

Galeriedirektor Prof. Wilh. Frey, geboren am 24. Juni
1826 zu Karlsruhe, ist am 4. Februar d. J. zu Mannheim
mitten aus emsiger Arbeit an den Folgen eines Schlag-
anfalles aus dem Leben geschieden. Seine Hauptgebiete
waren Tier- und Landschaftsmalerei. Daneben pflegte er
auch Stilleben und Porträt. Nach erfolgter malerischer
Ausbildung widmete er sich seiner schönen Tenorstimme
wegen längere Jahre der Bühne, kehrte nach 15 jähriger
Sängertätigkeit aber wieder ganz zur Malerei zurück. Ober-
bayern und Holland, der Bodensee und die Worpsweder
Gegend gaben ihm die hauptsächlichsten Motive. Auch
dem Mittelrhein verdankt er einzelne Werke. Er war als
Mensch und Künstler eine kernhafte, selbständige Natur,
die sich in Künstler- und Gesellschaftskreisen großer Be-
liebtheit erfreute. — Eine Nachlaßausstellung wird vor-
bereitet.

Heinrich Eickmann, ein tüchtiger jüngerer Graphiker,
geboren zu Lübeck am 30. Juni 1870, ist am 29. Januar in
Berlin gestorben. Zwei seiner schlichten, eindrucksvollen
Radierungen, die meist Szenen aus dem Bauernleben be-
 
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