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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 22.1911

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313

Denkmalpflege — Ausgrabungen — Ausstellungen

314

Essen, und für ihr gemeinschaftliches Projekt Guckuck und
Kunhenn-Essen. Angekauft wurde das Projekt des Baurats
Max Bischof-Berlin.

Zu dem Plakatbewerb für die Große Kunstaus-
stellung Dresden 1912 sind 139 Entwürfe eingegangen.
Den ersten Preis und die Ausführung erhielt Artur Zander-
Leipzig, den zweiten Preis Johann Johannsson-Dresden,
den dritten Preis Oswald Weise-Leipzig-Ötzsch. Zwölf
erhielten lobende Anerkennungen.

DENKMALPFLEGE
Auch Holland hat sich jetzt dem deutschen Vorgehen
zur Gründung von Heimatschutzverbänden angeschlossen.
Unter dem Namen »Heemschut« wurde ein solcher Verein
in Amsterdam ins Leben gerufen. Er steckt sich das Ziel,
die Schönheit der Niederlande zu schützen, darüber zu
wachen, daß das Alte und Schöne möglichst erhalten bleibt
und nicht verschwindet noch verdorben wird. Der Vor-
stand besteht aus 15 Herren. Viele Architekten-, Kunst-
und städtische Altertumsvereine sind dem Bund beigetreten.

AUSGRABUNGEN
Über die Ausgrabungen des letzten Jahres auf Samos
und in Milet sprach Direktor Dr. Wiegand am 7. d. M. in
der Archäologischen Gesellschaft in Berlin. Bekanntlich
gelang es Dr. Wiegand nach langjährigen Bemühungen vor
zwei Jahren das Ausgrabungsrecht für das Heraion auf
Samos zu erwirken. Der Tempel, von dem früher nur die
einzige stehengebliebene Säule sowie Mauerreste und Säulen-
fragmente zu sehen waren, ist nun in seinem ganzen Um-
fang freigelegt. Er erweist sich als Dipteros und Heka-
tompedos (hundert Fuß breit) mit acht Säulen an der vor-
deren und neun (!) an der rückwärtigen Schmalseite. Noch
ist kein Kapitäl gefunden, das entscheiden würde, ob das
Heraion ein dorischer oder wie man glaubt der älteste
jonische Tempel gewesen ist. Scherben aller Art, auch aus
Mesopotamien, die im Schutt gefunden wurden, deuten auf
die internationale jonische Kultur hin. Wiegand hofft in
der nächsten Campagne den Boden der Cella freilegen zu
können. In Milet gilt zum Teil das Hauptinteresse der Frei-
legung des prachtvollen Tempels des Apollo Didymaeos,
nach Vitruv einer der vier schönsten und größten des Alter-
tums, die bis zum Adyton vorgeschritten ist. d.

AUSSTELLUNGEN

Spitzenausstellung in Leipzig. Das Leipziger Kunst-
gewerbemuseum veranstaltet für die Dauer vom 12. März
bis zum 30. April eine Ausstellung von alten und neuen
Spitzen. Bei der großen Menge von Ausstellungsobjekten
der neueren Spitzenindustrie werden diese Arbeiten in
mehreren wechselnden Gruppen bis Ende Juni vorgeführt
werden. Die Abteilung der alten geklöppelten und genähten
Spitzen überrascht durch die Güte der Auswahl. Fast alle
Muster und Verfahren der Spitzenkunst vom 16. bis zum
19. Jahrhundert konnten dank der Teilnahme vieler Sammler
und einiger Museen in vorzüglichen Beispielen vereinigt
werden. Zur Einführung in das schwierige Studium der
verschiedenen Spitzenarten dient eine nach technischen
Gesichtspunkten geordnete Studiensammlung, eine Samm-
lung von Kunstblättern zur Veranschaulichung der Ver-
wendung der Spitze in der Tracht und eine Auswahl von
graphischen Vorbildern und alten Spitzenbüchern. Infolge
des Mangels an Platz, an dem das Leipziger Kunstgewerbe-
museum so empfindlich leidet, ist nur ein Teil der guten
alten Spitzen aufgestellt, die, da es sich um die Vorführung
möglichst großer Stücke handelt, viel Raum beanspruchen.
Eine prächtige Auswahl stolzer italienischer Spitzen ist da:

Arbeiten in Doppeldurchbruch, frühe venezianische Näh-
spitzen, herrliche Alben in Point de France, eine außer-
gewöhnlich schöne Rosalinenstola. Alencon- und Argentan-
spitzen, vlämische, englische, spanische, deutsche Spitzen
sind in zahlreichen Beispielen zusammengebracht worden,
so daß ein weiter Überblick über diese Künste der Fein-
und Kleinarbeit gewonnen wird. Ein »Führer« durch die
Ausstellung, verfaßt von Fräulein Dr. Schuette, soll Anfang
April erscheinen. Die Ausstellung der modernen Spitzen,
Handarbeiten und Maschinenspitzen wird in wechselnden
Gruppen die gesamte Produktion Deutschlands auf diesem
Gebiete vorführen. An diesen Ausstellungen sind nicht
nur die Industriellen, sondern auch die verschiedenen
Spitzenschulen Deutschlands und einige fremde beteiligt.
Von letzteren sind zunächst die schlesischen gezeigt worden.

Breslau. Eine Dante-Ausstellung hat das Kupfer-
stichkabinett des Schlesischen Museums der bilden-
den Künste veranstaltet: künstlerische Darstellungen der
verschiedensten Art, die durch Dante inspiriert wurden.
Unter den älteren Blättern sind besonders die Kupferstiche
der Florentiner Danteausgabe von 1481 hervorzuheben,
von neueren Meistern Handzeichnungen von Josef Anton
Koch, Führich und Rethel und aus der neuesten Zeit gra-
phische Arbeiten von Otto Greiner und Franz Stassen.

Mannheim. Am 11. März wurde der neue Zweig
der hiesigen Kunsthalle, das neuerrichtete kunstwissen-
schaftliche Institut und graphische Kabinett, dem Be-
triebe übergeben. Ein freundlicher und stilvoll eingerich-
teter Raum dient gleichzeitig als Ausstellungsraum und
Bibliothek, und gehört in seiner harmonisch ausgeglichenen
Architektur unzweifelhaft in die erste Reihe der graphischen
Kabinette Deutschlands. — Aus Anlaß und zur Weihe dieses
neuen Instituts wurde am gleichen Tage eine bedeutende
»Ausstellung internationaler Graphik des 19. Jahr-
hunderts« eröffnet. Die zeitliche Begrenzung ist bis Goya
hinaufgeschoben und reicht bis zur jüngsten Zeit. Eine
Flucht großer und hübsch hergerichteter Säle hat die aus
dem Kunsthandel zusammengezogenen Schätze graphischer
Kunst aufgenommen. In dem ersten findet man eine Aus-
wahl deutscher Handzeichnungen, unter denen diejenigen
von Menzel, Liebermann, Corinth, Thoma hervorzuheben
sind. Von L. von Hof mann ist eine durch die fließende
harmonische Linienführung und Farbengebung ausgezeich-
nete Studie zur »Grünen Klippe« sowie ein groß gesehenes
Bild von Athen ausgestellt; von Paul Baum einige seiner
duftig-pointillierten Landschaftsaquarelle; von R. Dreher
koloristisch flott hingestrichene Elbestudien. Die Entwick-
lung der deutschen Radierung wird an gut ausgewählten
vorzüglichen Abdrucken der charakteristischsten Meister
klar gemacht: Menzel, Leibi, Stauffer-Bern vertreten die
ältere Generation. Das heutige Kunstschaffen wird durch
die beiden mächtigsten Persönlichkeiten Klinger und Lieber-
mann repräsentiert. Die Verteilung ihrer Werke, sowie
die Gruppierung mit ihren Gefährten ist ungemein über-
sichtlich und einheitlich. Von ihnen sind besonders her-
vorzuheben Oraf Kalchreuth, Käthe Kollwitz, L. Corinth,
Hans Meid, Greiner, Orlik, E. M. Oeyger, Uhl u. a. Hans
Thoma und Fritz Bohle behaupten ihre eigene Stellung
und werden in den ausgestellten Werken gut charakteri-
siert. Auch die jüngere Oeneration wird in mannigfacher
Auswahl vorgeführt. Der Entwicklung der Radierkunst in
Frankreich ist der nächste Saal gewidmet. Goya ist mit
einer Reihe von Beispielen hinzugetreten. Im übrigen be-
ginnt die Reihe.bei Bracquemond, Meryon und wird] über
die Schule von Fontainebleau und Manet bis zur Moderne
hingeführt. Besonders glänzend wirken Mary Cassatt und
Forain in vortrefflicher Auswahl. Der Saal der französi-
 
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