Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 22.1911

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5953#0188

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
351

Vereine — Vermischtes

352

Zeit griechische Kunstfreunde im In- und Auslande die er-
forderliche Summe durch private Stiftungen zusammen-
gebracht, eine Kollekte, in welcher der Betrag von einer
viertel Million Francs eines ungenannten Gönners an erster

Stelle figuriert. E. Waldmann.

o Düsseldorf. Die Kunsthalle erhielt als Geschenk
des Kommerzienrats Hermann Schulte ein Bildnis von
Peter Severin Kxöyer, dem im vorigen Jahre verstorbenen
dänischen Maler.

Für das künftige Deutsche Museum in Berlin er-
warb Professor Albrecht Haupt in Spanien sieben Bauteile
westgotischer Herkunft. Sie sind für die Abteilung Kunst der
Völkerwanderungszeit bestimmt. Ihr Wert für Berlin ist
um so höher anzusetzen, als außerhalb Spaniens derartige
Stücke in Originalen nur höchst selten studiert werden
können. Die Fundorte sind, wie Direktor Koetschau in den
»Amtlichen Berichten« ausführt, Merida, der Sitz des west-
gotischen Erzbischofs, und Sevilla, die Hauptstadt des süd-
lichen Spaniens unter Vandalen und Westgoten. An beiden
Orten ist eine lebhafte Bautätigkeit im 6. und 7. Jahrhun-
dert erwiesen. Das bedeutendste Stück ist ein reich ver-
zierter, einen Meter breiter Türsturz aus dem Ende der
Westgotenherrschaft. Er kommt aus dem Konventual der
alten Santiagoritter in Merida, in dem eine ganze Anzahl
westgotischer Bauteile eingemauert ist. Die Verzierung
besteht aus einem System von vier Kreisen, in welche die
verschiedenartigsten, auf der Kerbschnitt- und der Metall-
technik beruhenden Muster eingefügt sind. In Kerbschnitt-
technik ist auch eine für Berlin erworbene Marmorplatte
verziert, der obere Abschluß einer Schranke, die in einem
Giebeldreieck ein Strahlenbündel zeigt. Gleichfalls aus
Merida stammen Stücke eines Kalksteingesimses, ein Eck-
stück mit einem Fisch, der sich von vertieftem Grunde ab-
hebt, eine Platte mit Ranken und Blüten, die von Flecht-
werk umrahmt sind. Ein großer Backstein aus Sevilla
trägt das Monogramm Christi in hohem Relief ganz nach
antikem Vorbild einmodelliert zwischen der bei den West-
goten besonders beliebten Dekoration in Kerb- und Kri-
stallschnittechnik. Endlich wurden zwei marmorne Kapitelle
erworben. Das eine zeigt zwischen reichem Blattwerk
rankenartige Ornamente, das andere einfachere Blattbil-
dungen.

Die moderne graphische Sammlung des Berliner
Kupferstichkabinetts bemüht sich mit vielem Glück, ihren
Besitzstand zu vervollständigen. Hierbei kommt ihr das
Interesse Berliner Kunstfreunde zu statten. Der Bank-
direktor Julius Stern überwies eine ganze Reihe alter und
neuer graphischer Arbeiten Max Liebermanns, Radierungen
und Steindrucke. Darunter ist ein altes Blatt des Künstlers,
das in der Technik an Rembrandt erinnert, die Spinnstube,
und viele seiner jüngsten Arbeiten. Das Kupferstich-
kabinett hat diese Schenkung mit einer Reihe anderer Neu-
erwerbungen zu einer kleinen Ausstellung vereinigt, unter
denen Max Slevogts Indianerlithographien hervorragen.
Von Käthe Kollwitz kamen die Radierungen »Tod und
Frau« und »Arbeiterfrau mit Kind« in die Sammlung, von
Hans Thoma eine hübsche Vignette mit Segelboot. Von
dem jüngst verstorbenen Radierer Heinrich Eickmann
schenkte Georg Eisner in Berlin eine Reihe Blätter. Von
anderen Neuerwerbungen deutscher Künstler seien noch
Fritz Boehles steingedrucktes Kalenderbild für eine Brauerei
und das Schabkunstbildnis des Jenaer Philosophen Rudolf
Eucken hervorgehoben, das Hans Olde gezeichnet hat.

o Geldern. Ein bemerkenswertes niederrheinisches
Museum, besonders reich an keramischen Kunsterzeugnissen,

wird die Stadt Geldern, nahe der holländischen Grenze,
erhalten. Der Kreistag hat die in Sammlerkreisen bekannte,
aus 1630 Nummern bestehende Kunstsammlung des Ehren-
bürgermeisters Müllenmeister in Nieukerk für 60000 Mark
angekauft. Durch Vereinbarung mit der rheinischen Pro-
vinzialverwaltung gelangen einige ausgewählte Kunstwerke
an das Provinzialmuseum in Bonn,

□ Stuttgart. Das Kgl. Landesgewerbemuseum er-
hielt als Leihgabe aus Ulmer Privatbesitz Syrlins d. Ä. be-
rühmtes Leuchterweibchen (farbige Abbildung in Springers
Handbuch der Kunstgeschichte IV). — Im Mai findet im
Festsaal der Akademie eine große Pleuerausstellung statt.

Die ostasiatische Kunstabteilung der Berliner
Museen hat wieder eine Reihe wichtiger Neuerwerbungen
zu verzeichnen. Generaldirektor Bode überwies ein paar
Bilder, darunter eine Landschaft von Kano Sansetsu
(1589—1651) und den Wasserfall eines unbekannten japa-
nischen Meisters des 16. Jahrhunderts. Ferner schenkte
Bode eine Sammlung von Abschnitten chinesischer und
japanischer Brokate und Lackkästen chinesischer und japa-
nischer Herkunft. Unter den Ankäufen erwarb die Samm-
lung eine Stupa mit Reliefs, wahrscheinlich ursprünglich
die Bekrönung einer Statue (8.-9. Jahrhundert). Auch der
Kopf einer hölzernen Nio-Statuette aus dem 13. Jahrhundert
wurde aus Japan erworben. Von kunstgewerblichen Gegen-
ständen kaufte Dr. Kümmel, der Leiter der Sammlung, eine
Reihe von Schalen und Lackarbeiten in verschiedenen Tech-
niken.

Museen zur Geschichte des Theaters. In München
soll das von der Klara Ziegler-Stiftung im Jahre 1910 im
Heim der verstorbenen Künstlerin begründete Theater-
museum in Kürze in beträchtlich erweiterter Ausdehnung
neu eröffnet werden. Hervorzuheben sind als neue Ab-
teilungen: die theatergeschichtlich-dramatische Bibliothek, die
Sammlung künstlerischer Bühnenentwürfe von Erler, Diez,
Schulz, Engels, Th. Th. Heine, Passetti, Fischer; Modelle
von Prof. Littmann; zahlreiche Stiche, Aquarelle, Drucke
darstellend Schauspieler des Hoftheaters; endlich die dem
Museum vom Hofschauspieler Alois Wohlmuth zur Verfü-
gung gestellte Gemäldesammlung von 300 Originalen.

Auch in Berlin ist der Anfang zu einem Theater-
museum gegeben. Friedrich Haase hat der Gesellschaft
für Theatergeschichte, deren Ehrenmitglied er war, seine
große und wertvolle Bildersammlung zur Theatergeschichte,
über 3000 Blatt, wertvolle Kostümwerke und seine drama-
turgische Bibliothek vermacht. Diese Stiftung soll den
Grundstock zu einem künftigen Theatermuseum bilden.

VEREINE

Tagung der Verbindung für historische Kunst.

Ende April dieses Jahres wird in Frankfurt a. M. die erste
Sitzung der Kommission der Verbindung für historische
Kunst stattfinden. Sie soll gelegentlich der nächsten Haupt-
versammlung dieser Verbindung Vorschläge zu Ankäufen
unterbreiten. Als Vertreter des Deutschen Künstlerbundes
gehört ihr Professor Max Liebermann, als Vertreter der
Allgemeinen deutschen Kunstgenossenschaft Professor Wil-
helm Löwith an.

VERMISCHTES
Rembrandts »Mühle« geht nun also nach Amerika,
da in England die vom Besitzer geforderte Summe nicht
aufzutreiben war. Die »Times« sind ermächtigt, jetzt mit-
zuteilen, daß Mr. Widener in Philadelphia der Käufer ist.
Widener hat in den letzten Jahren sieben, zum Teil sehr
bedeutende Rembrandts erworben.

Inhalt: Ein wiederaufgetauchtes Werk Tintorettos. — Römischer Brief. — Dürer und der Hausbuchmeister. — Aus Amerika. — Berthold Riehl f;

Joseph Tautenhayn t- — Personalien. — Denkmalschutzgesetz In Württemberg. — Ausstellungen in Elberfeld, Baden-Baden, Leipzig. —
Erwerbungen des Louvre; Museumsgründung in Athen; Kunsthalle in Düsseldorf; Deutsches Museum und Kupferstichkabinett in Berlin;
Niederrhein. Museum in Geldern; Landesgewerbemus. in Stuttgart; Ostasiat. Abteil, d. Berliner Museen; Museen zur Geschichte d. Theaters.
Tagung der Verbindung für historische Kunst. — Vermischtes.

Verantwortliche Redaktion: Oustav Kirstein. Verlag von E. A.Seemann, Leipzig, Querstraße 13
Druck von Ernst Hedrich Nachp., o. m. b. h., Leipzig
 
Annotationen