Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 22.1911

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5953#0209

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
393

Ausstellungen

394

Dörpfelds vom Kaiserlich deutschen archäologischen Institut
in Athen fortgesetzt werden, haben die Reste eines alten
griechischen Porostempels aus dem 6. vorchristlichen Jahr-
hundert zutage gefördert. Wem der Tempel geweiht war,
ist nicht sicher, doch kann man, da die Stelle nicht weit
von dem früher gefundenen Depot der archaischen Aphro-
diteterrakotten entfernt ist, der Meinung sein, es handle
sich um ein Heiligtum dieser Göttin. Auch über die Größe
des Tempels ist noch nichts Genaues bekannt, doch muß
es ein Bau von beträchtlichem Umfang gewesen sein, denn
der bisher gefundene Giebel der Westfront hat eine Breite
von ca. 22 m (der Parthenongiebel auf der Akropolis in
Athen ist 28 m breit).

Die Skulpturen dieses mit einem Marmorsima ver-
kleideten Giebels aus Porosstein bilden eine sehr merk-
würdige und zusammengesetzte Komposition, die ihres-
gleichen nicht haben dürfte. Da die Zusammengehörigkeit
der meistens vorzüglich erhaltenen Stücke gesichert ist, kann
man sich ein Bild dieses Giebelfeldes machen.

In der Mitte kniet eine etwa 3V3 m hohe Gorgone
von attischem Typus (unbärtig, vor. züngelnden Schlangen
umgeben), in ihrer Rechten hält sie an den Beinen den
Pegasus. Von rechts her dringt, in beträchtlich kleinerem
Maßstab, Perseus auf sie ein. Zu beiden Seiten dieser
Mittelgruppe sieht man je einen riesigen Löwen. In der
rechten Giebelecke (!) Zeus im Kampfe mit einem Gi-
ganten; die Figur ganz rechts fehlt noch. Hinter Zeus ein
Baum, in Ritztechnik in den Hintergrund eingegraben (so
wie der Ölbaum auf dem kleinen Porosgiebel im Akro-
polismuseum zu Athen, wo das alte Erechtheion darge-
stellt ist). In der linken Giebelecke sieht man vor einem
altarähnlichen Bau eine Frauengestalt mit abwehrend er-
hobener Hand sitzen, dabei einen Krieger, der eine Lanze
schleudert. Ganz links, die Ecke ausfüllend, die Gestalt
eines liegenden toten Mannes. Im ganzen: eine höchst un-
gewöhnliche und nicht harmonische Komposition. Diese
aus Porös gefertigten Figuren sind in Halbrelief ausge-
arbeitet oder vielmehr es sind halbierte Rundfiguren; nur
die vorderen Hälften sieht man, diese aber sind vollrund
herausgemeißelt. Dem Stil nach gehören sie etwa in die
Zeit um die Mitte des 6. Jahrhunderts. Die Stilisierung der
großen Löwen ist den als Akroterien verwendeten Marmor-
panthern des Akropolismuseums verwandt, die als Schmuck
auf dem alten Athenatempel auf der Burg, dem »Heka-
tompedon«, angebracht waren (Abbildung bei H. Schräder:
Archaische Marmorfiguren des Akropolismuseums zu Athen,
Wien, Hoedler 1909).

Außer diesem Westgiebel ist bisher nichts Wesent-
liches gefunden worden; zu weiteren Grabungen sind Ge-
bietsenteignungen erforderlich.

Was diesen Funden ihre große Bedeutung gibt, ist,
abgesehen von allen anderen Momenten, ihre Stellung in
der Geschichte der altgriechischen Kunst. Vielleicht werfen
sie auch neues Licht auf die Geschichte der archaischen
griechischen Kunstübung in Großgriechenland, in Unter-
italien und Sizilien. Besonders zu Selinunt sind die Be-
ziehungen greifbar, auch ikonographisch (Gorgonen, Perseus).

Mit welcher Kunstschule man es zu tun hat, läßt sich,
wie es scheint, noch nicht ausmachen. Manches sieht
attisch aus, doch ist in gewissen Dingen Peloponnesi-
sches spürbar.

Für das Historische sei daran erinnert, daß Korfu,
Kerkyra, zweimal kolonisiert wurde, zuerst von Eretria aus,
dann von Korinth. e. w.

Bei den Ausgrabungen zu Gonnos am Fuße des
Olympos in Thessalien hat Arvanitopulos, der Ephoros der
thessalischen Altertümer, gerade dem Tal Tempe gegen-

über, wichtige Funde gemacht. Zunächst ist ein Rund-
tempel der Athena ausgegraben worden, wobei Fragmente
der Statue der Göttin ans Licht gekommen sind, auf denen
der Name Xenokles zu lesen ist, in dem man entweder
denjenigen, der die Statue der Göttin geweiht hat oder
auch den Bildhauer, der sie geschaffen hat, sehen kann.
Auch Inschriften und Dekrete, die auf die Geschichte von
Gonnos Bezug haben, wurden gefunden. Die Einzelfunde
sind so zahlreich, daß die lokalen Behörden den Bau eines
kleinen Museums an der Stätte zur Aufnahme der Aus-
grabungen beschlossen haben. m.

AUSSTELLUNGEN

Düsseldorf. Am 27. Mai wird die Eröffnung aer
Kunstpalast-Ausstellung stattfinden. Für die Andreas
Achenbach-Gedächtnisausstellung haben die Galerien von
Berlin, Dresden und Köln Hauptwerke des Meisters zu-
gesagt. Einen anderen Anziehungspunkt wird die inter-
nationale Aquarellausstellung bilden. Es werden darin von
deutschen Künstlern u.a. vertreten sein: Menzel, Skarbina,
Leistikow, W. von Diez, H. Thoma, Julius Bergmann und
L. Dettmann, von auswärtigen: Josef Israels, Carl Larsson
und Gaston La Touche.

Im Kupferstichkabinett in Berlin ist eine Aus-
stellung der graphischen Arbeiten von Adriaen van Ostade
zusammengestellt worden, zu der außer dem Besitz des
Kabinetts auch von privater Seite Stücke geliehen wurden.

Im Schlesischen Museum der bildenden Künste zu
Breslau wurde am Ostermontag, den 17. April die IV. Aus-
stellung von Werken moderner Meister aus Bres-
lauer Privatbesitz eröffnet. Der Rührigkeit des »Schle-
sischen Museumsvereins« ist vor allem das Gelingen dieser
Ausstellung zu danken, die an Reichhaltigkeit ihre Vor-
gängerinnen der Jahre 1892, 1897 und 1903 weit übertrifft.
Für jeden Geschmack, für jede Richtung ist Gutes zu fin-
den, angefangen von drei vorzüglichen Porträts von Franz
Krüger oder vier Spitzwegs, Bildern von Adolph Menzel,
von Adolf Oberländer, von Anton Seitz bis zu den Sezes-
sionisten, wie Liebermann, Slevogt, Trübner, Corinth. Auch
das Ausland, zumal das moderne Frankreich, ist gut ver-
treten, wie z. B. durch van Gogh, Pissarro, Monet, Flamin,
Flandrin, Du Friesz u. a. m. Daneben sehen wir eine
gute Skizze zu Hodlers Holzfäller, Zeichnungen von Menzel,
Th. Th. Heine, Otto Greiner, Max Klinger. Der Katalog
verzeichnet 236 Künstlernamen und 325 Werke, die 69 Be-
sitzern gehören. Bedenkt man, daß nur ein Teil Breslauer
Sammler seine Werke hergeliehen und auch dieser nicht
seinen gesamten Besitzstand sichtbar gemacht hat, so
darf man das Resultat für die Sammeltätigkeit und den
Geschmack der Breslauer Kunstfreunde als sehr glücklich
bezeichnen. Auch die Aufstellung in den Räumen des
Museums, und zum Teil von Theodor Lichtenberg, ist mit
Geschick und Geschmack gelungen. Man kann die Aus-
stellung, den ersten öffentlichen Ausdruck der Tätigkeit des
Museumsvereins, als Gewinn und Anregung für das Kunst-
leben Schlesiens nur dankbar begrüßen und dem Verein
weiteres Gedeihen und Erfolge wünschen. r. c.

o Düsseldorf. Die übliche Frühjahrsausstellung des
Kunstvereins für Rheinland und Westfalen fesselt,
ohne Überraschungen zu bieten, durch ihr durchweg gutes
Niveau. Gegen früher fällt es auf, daß das Genrebild im
typisch-düsseldorferischen Sinne fast vollständig verschwun-
den ist: an seine Stelle scheint eine solide Interieurmalerei
zu treten, für die besonders das Gemälde von Robert Seuffert
bezeichnend ist. In der Landschaft bleibt Eugen Kampf nach
wie vor einerder Führenden, unterdenjüngeren istyu//«sÄ«te
 
Annotationen