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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 22.1911

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Das Holzhausen-Kabinett im Städelschen Kunstinstitut
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Das Holzhausen-Kabinett im Städelschen Institut

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hat. Im dritten Heft des diesjährigen Jahrganges
obengenannter Zeitschrift gab dann K. Simon p. 127
Urkundliches über die Lebensdaten dieses Conrad
Faber von Creuznach, wie der Maler eigentlich sich
nannte. Es resultiert dabei hauptsächlich, daß der
Maler 1538 in das Frankfurter Bürgerrecht aufge-
nommen wurde, also zu einer Zeit in Frankfurt sich
seßhaft macht, die nicht allzuweit von der Datierung
der Holzhausenporträts 1535 absteht. Es muß aber
darauf hingewiesen sein, daß die Signatur D. V. C. im
Widerspruch zu der Tatsache des Familiennamens
Faber des Malers steht, und er nie Conrad von Creuz-
nach, sondern stets Conrad Faber genannt wird, ein
Umstand, der Zweifel aufkommen läßt, ob die Rätsel-
lösung Braunes, so bestechend sie scheinen mag, als
gültig anzunehmen ist. Jedenfalls aber ist es schon
möglich, dem Meister D. V. C, den man vorsichtiger
als Meister der Holzhausenporträts bezeichnen möchte,
verschiedene Bilder gleichen Stiles und teilweise auch
gleichen Zeichens zuzuweisen. Es sind dies:

Porträt der Dorothea Stralenbergerin, Straßburg
i. E., Gemäldegalerie, auf der Rückseite datiert 1533
mit D. V. C. (Abbildung bei Macuard a. a. O.).

Porträt des Stefan Qoebel, Höchst a. N., Freifrau
von Günderrode, datiert 1533 mit 0. V. C.

Porträt der Margarete von Rein, Dessau, Amalien-
stift, datiert 1533, signiert 0. V. C.

Porträt des Georg Weiß von Limburg, München,
alte Pinakothek, Nr. 299, datiert 1533, die Signatur
offenbar abgehobelt (vgl. außer Braune a. a. O., Re-
pertorium 19, pag. 480, H. Weizsäckers Besprechung
der Macuardschen Schrift), Abbildung bei Macuard.

Porträt der Agnes Scheverin und ihres Gatten des
Jacopo Villani, Florenz, ehemalige Sammlung Torri-
giani, 1551 datiert und signiert D. V. C. mit Doppel-
kreuz (Buchstabe F?) abgebildet, Repert. 19, pag. 482.

Porträt des Hans von Schänitz, Florenz, Samm-
lung Macuard, 1533 datiert und signiert 3 v G. oder:
D. V. C. mit horizontal gelegtem F; vgl. Abbildung
bei Macuard, pag. 2, Tafel II.

Porträt der Katharina Knoblauch, Dublin, National
Gallery of Ireland, 1532 datiert und signiert D. V. C.
(vgl. Rep. 31, pag. 443, Gebhardt, Martin Heß und
illustrated catalogue of the exhibition of early german
art, veranstaltet von dem Burlington fine arts club;
ferner Dubliner Katalog Nr. 51, pag. 5).

Porträt des Heinrich Knoblauch, Dublin, National
Gallery of Ireland, 1529 datiert und 3. V. C. signiert
(Literatur wie oben und Dubliner Katalog Nr. 243,
pag. 5)-

Porträt des Friedrich Rorbach, eh. Coli. Farrer,
1866 in London versteigert, datiert 1532, wahrschein-
lich der Gatte der Knoblauchin.

Porträt des Johann von Glauburg und der Anna
Knoblauch, Berlin, Kunstgewerbemuseum, unzuver-
lässig datiert 1545 (vgl. Repert. 19, pag. 480).

Diesen genannten schließt sich dann das Doppel-
bildnis des Justinian vonHolzhausen (1502—1553) und
der Anna von Fürstenberg(i510—1513), Frankfurt, Holz-
hausenkabinett des Städelschen Instituts an. Auf einem
Söller, der Ausblick ins Freie gibt, zwei Halbfiguren

sitzend. Rechts die Frau und links der Mann, zwischen
ihnen auf dem Mäuerchen des Söllers sitzt ein nacktes
Kind, das dem Mann einen brennenden Pfeil reicht,
während es von der Frau eine Traube hingehalten
bekommt. Tiefliegende Landschaft, die eine belagerte
Stadt zeigt, im Hintergrund zackiges Gebirge. — Rein
stilistisch ist das Doppelbildnis fraglos zugehörig zu
den Porträts des Gilbrecht und der Anna von Holz-
hausen. Im Motiv und der Komposition besonders
reizvoll; namentlich die letztere weistauf italienischen
Einfluß, speziell den Oberitaliens (Pordenone?). Das
Bild ist unsigniert und nur auf Grund einer Familien-
tradition gilt das Jahr 1535 als das der Entstehung,
was auch, nach dem Alter der Dargestellten zu
schließen, durchaus möglich ist. —

Somit ist eine Gruppe von 15 Porträts bereits
diesem Meister O. V. C. zuzuweisen, in deren Anzahl
wiederum 12 zum Frankfurter Adel oder Frankfurter
bürgerlichen Geschlechtern gehören1): Das früheste
Datum ist 1529 auf dem Bild des Heinrich Knob-
lauch in Dublin, von welchem Termin ab der Maler,
der dann 1553 ate gestorben anzunehmen ist (K.
Simon a. a. O.), in unseren Gesichtskreis eintritt.

In das Werk des Meisters D. V. C. werden dann
noch die Porträts des Haman von Holzhausen
1476 bis 1536 und das männliche Porträt der
Brüsseler Galerie, von dem sich eine Kopie in der
Holzhausen-Sammlung befindet, aufgenommen. (Cf.
Macuard-Abbildungen pag. 53, 16.) Beide Bilder
weisen meiner Ansicht nach, namentlich im land-
schaftlichen Stil, eine von der zuerst konstituierten
Gruppe so verschiedene Art auf, daß ein und die-
selbe Autorhand hier anzunehmen unmöglich scheint.
Malweise und Bildtypus scheint eher nach dem Nieder-
rhein in den Kreis der niederländisch beeinflußten
deutschen Porträtmalerei um 1530 zu verweisen. Bei
der Natur dieser Besprechung kann leider die Grenze
des Hinweisens und der Aufzählung nicht weiter
überschritten werden. —

Der sogenannte Albrecht Dürer.

In der Ahnengalerie findet sich, ohne Bezeich-
nung des Dargestellten, ein männliches Brustbild nach
links gewandt; auf den langen, leichtergrauten blonden
Locken sitzt ein schwarzes Barett; der Dargestellte ist
in schwarzer, mit bräunlich gelbem Pelz verbrämter
Schaube. Die gerade noch sichtbaren Hände sind
gefaltet und halten einen Korallenrosenkranz; grüner
eintöniger Hintergrund, der, wie die grellroten Re-
tuschen im Gesicht gelegentlich einer Restauration
hineingemalt worden zu sein scheint. (Abgebildet:
Jahrbuch der Kgl. preußischen Kunstsammlungen 1893,
pag. 208 ff.) Von Thode für Dürer erklärt, dann von
F. Haack im Repert. 24, pag. 376 ff. dem Baidung
Grien zugesprochen, hat die Forschung heute sich
auf den Frankfurter Dürerschüler Martin Heß als
Autor des Bildes hypothetisch geeinigt (vgl. Weiz-

1) (nämlich: 3 Holzhausen, 3 Knoblauchs, 1 Stralen-
berg, 1 Ooebel, 1 Weiß von Limburg, 1 von Rein, 1 Glau-
burg und 1 Rorbach.)
 
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