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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 25.1914

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Schumann, Paul: Tagung für Denkmalpflege und Heimatschutz, [2]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6191#0044

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6g

Nekrologe — Personalien — Denkmäler

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selbständigen Weiterbildung des Überlieferten. Nur
eine Baupflege, die ihre Aufgabe in diesem weitherzigen
Sinne verstehe, könne von Segen werden für eine
Großstadt

uauiui.

Aus den geschäftlichen Mitteilungen und Beschlüssen
der Tagung ist noch zu erwähnen, daß die nächste
gemeinsame Tagung für Denkmalpflege und Heimat-
schutz 1915 in Köln stattfinden wird, während für
den nächsten Tag für Denkmalpflege 1914 schon im
vorigen Jahre Augsburg gewählt worden ist, ferner daß
der zweite Band der gesammelten Berichte über die
Tage für Denkmalpflege 1901 bis 1912 im Verlage
von E.A.Seemann (mit Unterstützung des Reichsamts
des Innern) demnächst erscheinen wird.

Die gesamte Tagung, die durchaus harmonisch
verlief, wurde abgeschlossen durch einen Ausflug nach
Bautzen und Pirna, der die auswärtigen Denkmalpfleger
und Heimatschützer mit zwei alten sächsischen Städten
bekannt machte. Namentlich Bautzen mit seinen alten
Befestigungstürmen, den großartigen Resten der Stadt-
mauer, die hochthronende Ortenburg mit ihren Giebeln
und dem berühmten Bildnisrelief des Matthias Corvinus,
die alten Straßen mit den Barockhäusern, die wunder-
vollen Blicke in das Spreetal, die neue steinerne Kron-
prinzenbrücke, die das Spreetal so reizvoll überbrückt,
die alten bedeutsamen Kirchen, das malerische Rat-
haus, die Friedhöfe — all das erregte immer von
neuem die staunende Bewunderung der Denkmalpfleger
und Heimatschützer, die zumeist von der altertümlichen
Schönheit der Stadt und der Pracht der zahlreichen
alten Baudenkmäler des sächsischen Nürnberg keine
Ahnung gehabt hatten.

Bürgermeister Rehorst gab beim gemeinsamen
Mahle der Begeisterung aller Teilnehmer über die
herrlichen Schätze Bautzens beredten Ausdruck; er sei
geradezu beschämt, diese Perle im Deutschen Reiche
bisher nicht gekannt zu haben. Alsdann aber gab er
den Vätern der Stadt Bautzen mit köstlichem Humor
den Rat, die innere Lauenstraße nicht, wie dies be-
absichtigt sei, zu verbreitern, da sie dem Verkehr völlig
gewachsen und auch eine Verschönerung der Stadt
von der Verbreiterung keineswegs zu erwarten sei.
Die Hohe Straße in Köln und die Oxfordstreet in
London könnten die Bautzner wohl lehren, was schmale
Straßen zu leisten vermöchten, die innere Lauenstraße
aber sei breiter als diese Straßen und habe viel, viel
weniger Verkehr aufzunehmen.

Nicht minder erregte Pirna mit seinen alten Straßen,
dem kostlichen Marktplatz, der alten prächtigen Marien-
kirche (hier gab Cornelius Gurlitt die nötigen Er-
läuterungen) und der wundervolle Blick vom Schloß-
restaurant auf die Altstadt und das Elbtal die freudige
Bewunderung der Denkmalpfleger und Heimatschützer.

Eine kleinere Anzahl der Teilnehmer an der ge-
meinsamen Tagung besuchte endlich am fünften Tage
die Internationale Baufach-Ausstellung in Leipzig.
__ PAUL SCHUMANN.

war der Lithograph Julius Adam, der die Schlachten-
zeichnungen des alten Albrecht Adam — seines Vaters —
auf den Stein gebracht hat. Julius Adam — der zweite
dieses Namens, der Enkel des trefflichen Albrecht — em-
pfing seine Ausbildung bei Wilhelm Diez, also in einer
Schule, die neben den Oenretraditionen ausgezeichnete
koloristische Überlieferungen verwaltete. Adam kam auch mit
dem gleichzeitigen Leibikreis in Berührung. Aus jenenjahren
datieren seine besten Arbeiten, die über den vielen, allzu-
vielen Katzen unbillig vergessen worden sind und die es
wert wären, kollektiv gezeigt zu werden, damit in unserem
Bewußtsein nicht ein allzuklägliches Bild dieses Malers
fortlebe. Zweifellos war Adams ursprüngliche, durch eine
lange und breite Familientradition gestützte Begabung
nicht belanglos wie die ewigen, unausstehlichen, jeder
künstlerischen Wesenheit baren Katzen seiner Spätzeit, aus
denen er namentlich seit seinen Mappenwerken aus den
Jahren 1892 und 1894 eine heillos gefällige Spezialität
gemacht hat. Der Fall Adam ist indes eine kleine Tra-
gödie. Er beweist — wie der Fall Qrützner — die Ab-
hängigkeit der Talente von der Oesellschaft. Hätte das
Publikum von Adam nicht immer Katzen geradezu er-
preßt, so hätte seine Entwicklung wahrscheinlich eine er-
freulichere Richtung genommen. Wir wollen jedenfalls,
so entschieden wir den süßlich gepinselten Naturalismus
der Katzen Adams aus dem Buch der Kunstgeschichte
ausstreichen, nicht dem Menschen und Maler Adam das
aufbürden, was auf die Rechnung einer unkünstlerischen
Gesellschaft kommt. w. H.

PERSONALIEN
Krakau. In der Verwaltung des Fürstlich Czarto-
ryskischen Museums in Krakau sind nach dem Tode des
Prof. M. Sokolowski Änderungen eingetreten. Als Direktor
ist Prof. Smolka und als Konservator Dr. H. Ochenkowski
berufen worden. Dr. Ochenkowski, der letztlich als Volon-
tär am Kaiser-Friedrich-Museum in Berlin tätig war und
sich in Deutschland als Dürerforscher bekannt gemacht
hat, hat die Ausarbeitung des Katalogs der reichen Samm-
lungen des Museums übernommen.

Zum Direktor des polnischen Nationalmuseums in
Rapperswyl in der Schweiz ist Konstantin Zmigrodzki,
bis jetzt Konservator des Museums zu Witebsk, ernannt
worden.

NEKROLOGE
Kurzlich starb in München der Maler Julius Adam
der als »Katzenadam« eine fatale Popularität genossen
■>«■ Adam war am 18. Mai 1852 geboren. Sein Vater

DENKMÄLER
München. Ende September wurde in München ein
Denkmal für den verstorbenen Prinzregenten Luitpold

enthüllt. Adolf Hildebrand hat die Reiterfigur modelliert,
die Millersche Erzgießerei den Bronzeguß ausgeführt. Es
dürfte wenig Denkmäler geben, die mit dieser Sicherheit
des bildnerischen Taktes in die Situation hineingeschaffen
sind. Das Denkmal ist in der Längendimension dem kurzen
östlichen Flügel des Nationalmuseums parallel. Von hinten
wird das Monument räumlich durch den Hubertustempel
gehalten, einen Barockpavillon von weiten, einfachen und
bestimmten Formen, der schon vor Jahren nach Hilde-
brands Angaben in der Rücksicht auf das projektierte
Denkmal erbaut wurde. Samt dem Tempel steht das
Denkmal auf einer Gartenterrasse, die das Niveau der
Prinzregentenstraße mäßig übersteigt. Kommt man von
dem wundervollen Empirepalais der österreichischen Ge-
sandtschaft, so läuft man geraden Weges auf das Denk-
mal zu, das sich nun im Zusammenhang mit der archi-
tektonischen Folie, dem Hubertustempel, vorzüglich geltend
macht. Unmittelbar vor dem Monument ist der Platz ein-
getieft wie ein Bassin; die Eintiefung ist durch eine
architektonisch strenge Anlage von gestutzten Buchs-
 
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