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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 25.1914

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Der Umbau in der Nationalgalerie
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6191#0208

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Nekrologe — Personalien

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vollsten Plätze Berlins. Umbauten müssen den ur-
sprünglichen Sinn des Gebäudes vernichten, ohne es
doch zu einer Galerie im modernen Sinne machen
zu können. So mußte man sich mit vorsichtigen Ein-
bauten behelfen, die überall das Vorhandene schonen
und in späterer Zeit, wenn der Wunsch auftauchen
sollte, das Gebäude in seiner alten Form wieder-
herzustellen, leicht beseitigt werden können. Diesen
pietätvollen Gedanken darf man nicht vergessen, wenn
man das Erreichte beurteilt, und unter dieser Voraus-
setzung wird dem Geschaffenen niemand die Aner-
kennung verweigern. Der naive Besucher aber, der
nichts von dem alten Grundriß und seiner Umbildung
weiß, wird ein Museum finden, das ihn zum Ver-
weilen und zum Genuß ladet. Man kann es dieser
neuen Nationalgalerie prophezeien, daß sie sich die
Gunst des Publikums rasch erobern wird, und die
Menschen zum Kunstgenuß zu leiten, ist die vor-
nehmste Aufgabe jedes Museums.

NEKROLOGE

Lichtwarkfeier am 13. März. Im großen Saal der Musik-
halle in Hamburg, der für die ernste Erinnerungsfeier
durch stimmungsvolle Einrahmung des Rednerpultes mit
einer Scheidewand in Dunkelviolett, mit Lebensbäumen und
Lorbeerkränzen zu beiden Seiten, eine passende Einkleidung
zeigte, hat Hamburg dem zu früh verlorenen Bürger die
letzte Ehrung erwiesen. Orgeltöne, gedämpft, anschwellend
und verklingend, leiteten die Feier ein, dann sang der
Lehrer-Oesangverein zu Mozarts »Isis und Osiris«-Chor
einen neuen Text, den Richard Dehmel gespendet hatte:
Gebet um Erleuchtung

O Lichtgeist aller Seelen, hilf uns hoffen!

Wir seh'n die Welt, den Himmel sehn wir offen,

Doch ach, verschleiert sind uns deine Ziele;

Du bist nur einer, wir sind viele, viele.

Wir geh'n dahin

Voll Dämmersinn,

Fußtapfen nur

Von deiner Spur,

Freund, Freund, Freund,

Immer einer vom Andern gehemmt,

Stets voller Wahn

Möchten gern einander nah'n;

Hilf uns, jeden Schritt zu weih'n

Ewiger, Deinem Werk allein!

Darnach hielt Erich Mareks die Gedenkrede, ein
lichtvolles Stück hamburgisch-deutscher Kulturgeschichte,
welche in Kürze als selbständige Schrift im Druck erscheinen
soll. Die Gestalt und Wesenheit, Einheit und Vielartig-
keit, Mannheit und Zartheit und nie sich genug tuende
Rastlosigkeit Lichtwarks im Sorgen um das Ganze: diese
plastischen Züge brachte Erich Mareks schön zum Bewußt-
sein. Der vollbesetzte Riesensaal hatte die zahlreichen
Freunde des Geschiedenen fast vollzählig versammelt; sie
nahmen die Rede und die musikalischen Darbietungen
schweigend würdig und tief ergriffen auf. Schölermann.

* Artur Bendrat f. In Dresden ist am 1. März im
Alter von fast 42 Jahren der Maler Artur Bendrat gestorben,
der seit zwei Jahren wegen geistiger Erkrankung in einer
Heilanstalt untergebracht war. Bendrat stammte aus Dan-
zig und war Schüler Gotthardt Kühls in Dresden. Mit
Ferdinand Dorsch und anderen jüngeren Künstlern, meist
auch Schülern von Kühl, gründete er seinerzeit die Kunst-

vereinigung Elbier in Dresden. Er war vor allem Archi-
tekturmaler und entnahm die Motive seiner Bilder be-
sonders seiner Heimatstadt Danzig. Die ehrwürdige Marien-
kirche, die alten Patrizierhäuser und alle die malerischen
Blicke, deren ein aufmerksames Malerauge in der alten Haupt-
stadt immer neue entdeckt, hat Bendrat immer von neuem
in dem kräftigen wirksamen Impressionismus der Kühlschule
gemalt. Auch Westpreußen hat ihm — für eine Mappe
von Lithographien — mancherlei Motive geliefert. Für das
Bielsche Stift auf Obernitz a. S. malte er vier Fresken, für
das neue Dresdner Ständehaus ein Gemälde von Meißen
mit der Albrechtsburg. Ein kräftiges, künstlerisches Talent
ist mit Artur Bendrat zu früh dahingegangen.

PERSONALIEN

Dr. Walter Friedländer, der mit einem Werke über
das Kasino Papst Pius' IV. hervorgetreten ist, hat sich auf
Grund einer Arbeit über Nicolas Poussin als Privatdozent
für neuere Kunstgeschichte an der Universität Freiburg i. Br.
habilitiert. — Ferner habilitierte sich Dr. Oskar Fischel,
auf dessen großes Werk über die Zeichnungen Raffaels an
dieser Stelle ausführlich hingewiesen wurde, an der Ber-
liner Universität und Dr. V. C. Habicht mit einer Probe-
vorlesung über das Volkstümliche in der niederländischen
Malerei des 17. Jahrhunderts an der Kgl. Technischen
Hochschule in Hannover.

* Bestelmeyer und Wrba. Der Dresdner Akademie-
Professor German Bestelmeyer wurde zum Stadtbaurat in
Hannover gewählt, eine Stellung, die ihm ein hohes Ein-
kommen und ebenso reiche künstlerische Beschäftigung
ohne Überladung mit Verwaltungsgeschäften verbürgte.
Bestelmeyer hat indes diese Stellung abgelehnt, als ihm
die sächsische Regierung den Titel Geheimer Rat und einen
größeren Staatsauftrag zusagte. Er bleibt also in Dresden.
Diese Ernennung und Bevorzugung hat nun aber diejenigen
Kollegen Bestelmeyers, die viel längere Zeit in Dresden
im Amte sind, die auch schon ihr Können hier betätigt
haben, was Bestelmeyer noch nicht getan hat, begreiflicher-
weise stark verstimmt. Der Bildhauer Prof. Georg Wrba
hat infolgedessen beschlossen, seine akademische Stellung
in Dresden aufzugeben und wieder nach München zurück-
zukehren, von wo er vor sieben Jahren nach Dresden ge-
kommen ist. Natürlich sind darüber alle Kunstfreunde in
Dresden in starke Erregung geraten, einerseits weil sie
Wrba als Künstler und Lehrer überaus hoch schätzen und
seinen Weggang von Dresden als einen noch weit schwereren
Verlust betrachten müssen, als den so glücklich abgewen-
deten, andererseits weil sie in der Bevorzugung Bestelmeyers
in der Tat eine starke Zurücksetzung Wrbas (wie auch
Otto Gußmanns) sehen. Cornelius Gurlitl hat diesem Emp-
finden Worte gegeben in einem Aufsehen erregenden
Artikel, den er in einer Dresdner Tageszeitung veröffent-
licht hat. Er behandelt darin nur kurz den Einzelfall,
geißelt aber in längeren Ausführungen die Sucht nach
Titeln und Orden, die unter den akademischen Künstlern
eingerissen, gerade da aber ganz unangebracht sei, weil
Titel und Orden mit dem Wesen der Kunst nichts zu tun
haben. Gurlitt findet es wenig angemessen, das »Titel-
system der Beamtenschaft auf die Männer zu übertragen,
deren Hauptamt nicht der Unterricht, die Lehrtätigkeit
an einer Anstalt, sondern das freie Schaffen ist, für die
also der entscheidende Rang außerhalb des Dienstes
erworben wird« .. . »Die gelehrten Techniker und Künst-
ler, die neben ihrer freien Betätigung in ihrem Fach ein
staatliches Amt übernehmen, sollten sich damit befriedigen,
die Amtsbezeichnung ihren Namen beizufügen als Lehrer
der und der Anstalt.« (Vorbildlich in dieser Beziehung
 
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