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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 25.1914

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Die Umgestaltung der Gemäldegalerie des Wiener Hofmuseums, [3]: die Säle der Barockitaliener
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6191#0095

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171

Personalien — Wettbewerbe — Ausstellungen

172

Castiglione, gut sichtbar, nur in den Farben etwas zu
zart und zu hell für die grüne Bespannung, darüber
die Anbetung der Hirten (514a) von Andrea Vaccaro,
links Johannes der Täufer mit den Schriftgelehrten (426)
von Strozzi und die Einsiedler mit den Raben (132)
von Brandi, rechts die arme Witwe von Sarepta (429)
und ein männliches Bildnis (425a) von Strozzi. Die
Mitte der Schmalwand rechts davon nimmt die große
Kreuzabnahme (529) von Solimena ein, unten hängt
links der Leichnam Christi (368) von Trevisani, rechts
Kains Brudermord (564) von Cantarini, darüber rechts
und links je ein dekoratives, schmales Längsbild von
Luca Giordano, der Traum des heiligen Josef (489)
und der Tod des heiligen Josef (488). Während an
der Hängung der drei bisher besprochenen Wände
dieses Saales auch nicht das Geringste auszusetzen
war, scheint die letzte Schmalwand vielleicht doch
noch einiger Besserungen fähig. Ihre Mitte ist von
der großen Römerschlacht (523) von Salvator Rosa
eingenommen. An dieses kleinfigurige Bild sind nun
rechts und links ohne große Caesuren die prächtigen
großfigurigen Giuseppe Maria Crespis Achilles und
der Zentaur Chiron (337) und Äneas, die Sibylle
und Charon (338) angereiht. Diese enge Aneinander-
reihung xvon Bildern mit so verschiedenen Figuren-
größen wirkt etwas irritierend. Die kleinen Riberas,
ein Philosoph (508) und ein Mathematiker (509) über
den Crespis wären vielleicht etwas in die Mitte zu
rücken, um eine Einheitlichkeit der ganzen Gruppe
zu erzielen.

Das Kabinett VI, welches früher Velasquez und
einige andere Spanier beherbergte, hat statt dessen die
Barockitaliener kleineren Formats, die vorher heimat-
los über alle Räume verstreut waren, aufgenommen,
und es ist nun möglich, auch diese kleinen Stücke
in einem entsprechenden Ambiente genießen zu können.
An der Mittelwand der ersten Abteilung hängt unten
Christus und die Samariterin (475) von Annibale
Carracci, oben die Allegorie der Weisheit (559) nach
Andrea Sacchi. Besonders gut ist die Bilderverteilung
der linken Wand dieser Abteilung ausgefallen. Oben
in der Mitte hängt Maria mit dem schlafenden Christus-
kind (553) von Guido Rem", links Christus mit der
Dornenkrone (548) vom selben Meister, rechts Maria
Magdalena (370a) von Bartolomeo Schedone, aus dem
Depot hinzugekommen, unten in der Mitte Christus,
von Maria beweint (482) von Annibale Carracci, links
der Gigantenkampf (113) von Cavaliere d'Arpino und
Christus in der Vorhölle (448) von Alessandro Turchi,
rechts Christus, der die Makler aus dem Tempel treibt
(100) von Francesco Morandini, früher Vasari zuge-
schrieben. An der rechten Wand hängt unten in der
Mitte die reuige Magdalena (369) von Furini, links
der heilige Franz (473) von Annibale Carracci und
Saulus und Ananias (358) von Pietro da Cortona,
rechts die heilige Familie (502a) von Carlo Saraceno,
früher Elsheimer zugeschrieben, und die büßende
Magdalena (568) von Cagnacci, oben die Kreuz-
tragung Christi (453) von Ippolito Scarcella, früher
Pietro della Vecchia, der reuige Petrus (555) von
Guido Reni und ein weibliches Brustbild (430a),

venezianisch, 17. Jahrhundert, aus dem Depot hinzu-
gekommen; letzteres Stück, das von keiner besonderen
Qualität und ohnedies nicht in gutem Erhaltungszustand
ist, wäre vielleicht besser im Depot verblieben. Über der
Tür hängt Maria mit dem Kinde und dem kleinen
Johannes (550) von Guido Reni.

In der zweiten Abteilung dieses Kabinetts sind in
günstiger Weise neben anderem die kleinen Domenico
Fetis zusammengestellt. An der linken Wand in der
Mitte hängen die beiden kleinen Prachtstücke, ein
Marktplatz (116) und der Traum des Jakob (121),
rechts und links daneben Artemisia (122) und der
schlafende Petrus (117), in der oberen Reihe die
heilige Margarete (124) und zwei kleine Giulio Car-
pionis, eine Allegorie (442) und das Bacchusfest (445).
An der rechten Wand hängen unten drei mehr skizzen-
hafte Stücke von Feti, der Triumph der Galathea (115),
die Flucht nach Ägypten (119) und der tote Leander
(120), in der Reihe darüber Liriope und Teiresias (444)
von Carpioni, ein Lautenspieler (474) von Antonio
Carracci und das Bildnis eines Mannes (427) von
Strozzi, über der Seitentür als Füllsel Judith mit dem
Haupte des Holofernes (581) von dem Franzosen
Simon Vouet, in die Galerie aus dem Depot neu hin-
zugekommen. K- M. S.

PERSONALIEN

Zum Konservator bei der Antikenabteilung der Kaiser-
lichen Eremitage istDr Oskar Waldhauer ernannt worden;
bei dem wissenschaftlichen Rufe, den er in jungen Jahren
zu erwerben wußte, wird diese Ernennung mit allgemeiner
Befriedigung begüßt werden. Sein Vorgänger im Amte,
Baron Peter von Meyendorff, mußte vor kurzem zum
größten Bedauern der Direktion wegen körperlichen Leidens
in den Ruhestand treten. —chm—

WETTBEWERBE
Die nächstjährigen Staatspreise der Berliner Aka-
demie der Künste. Die Wettbewerbe um die großen
Staatspreise der Berliner Akademie der Künste im Betrage
von je 3300 M. finden im Jahre 1914 auf den Gebieten
der Malerei und der Bildhauerei statt. Zugelassen werden
nur Künstler preußischer Staatsangehörigkeit, die das
32. Lebensjahr noch nicht überschritten haben. Bewer-
bungen haben entweder bei der Akademie der Künste in
Berlin bis zum 15. April 1914 oder bei den Kunstakademien
in Düsseldorf, Kassel, Königsberg i. Pr. und dem Staedel-
schen Kunstinstitut in Frankfurt a. M. bis zum 8. April
1914 zu erfolgen,

AUSSTELLUNGEN
X Lesser Ury hat in seinem Berliner Atelier eine
Ausstellung veranstaltet, die Gemälde und Zeichnungen
des letzten Jahres umfaßt. Auch im vergangenen Sommer
hat Ury hauptsächlich in Holland Studien gemacht, diesmal
nicht in Domburg, wie 1912, sondern in der Gegend bei
Rotterdam, und eine große Anzahl stimmungsreicher Land-
schaften von dort mitgebracht. Namentlich einige Gemälde,
die leuchtende Helligkeit mit reichster Tongebung ver-
binden und die sommerliche Farbenpracht der Ebene unter
schwer sich ballenden Wolkenmassen wiedergeben, fesseln
stark. Daneben mehrere Stilleben, Blumenvasen gegen
dunklen Grund, und Berliner Cafeszenen, in denen Ury
Motive seiner Frühzeit mit lebhafterer Palette wieder
aufnimmt. Auch mehrere Kohlezeichnungen, die ländliche
 
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