Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 25.1914

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6191#0235

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
451

Nekrologe — Personalien — Denkmalpflege — Ausstellungen

452

NEKROLOGE
Adolf Fischer, der Direktor des Ostasiatischen Museums
in Köln, ist in Meran plötzlich nach kurzem Krankenlager
gestorben. Nur wenige Monate nach der Eröffnung des
Museums, das sein Lebenswerk war, ist er vom Tode da-
hingerafft worden. Er hat das 60. Lebensjahr nicht voll-
endet, aber er stand an einem Ziele und hatte Orund, stolz
zu sein auf das Erreichte. Vom Schauspieler war er zum
Forschungsreisenden geworden, und aus seinen Samm-
lungen verstand er, ein öffentliches Museum zu machen,
das in seiner äußeren Ausstattung nach vielen Richtungen
mustergültig genannt werden muß. Über den Inhalt spricht
das Urteil der Kenner nicht ebenso günstig. In der lauten
Festesfreude der Eröffnung wurde das mit Recht ver-
schwiegen. Die Kritik hätte nun langsam einsetzen sollen,
nicht aus Freude am Negieren, sondern um zu positiven
Leistungen anzuspornen. Diesen zweiten Abschnitt der
Entwicklung seines Museums sollte Fischer nicht mehr er-
leben. Nach dem Vertrage wird nun die Gattin, die ihm
seit siebzehn Jahren zur Seite gestanden hat, seine Nach-
folgerin im Amte. Man darf erwarten, daß sie pietätvoll
das Werk des Verstorbenen pflegen wird, und man muß
hoffen, daß sie die neuen Forderungen, die für die Zu-
kunft sich erheben, trotzdem nicht verkennen wird.

PERSONALIEN

© Der Berliner Bildhauer Max Kruse hat am 14. April
sein 60. Lebensjahr vollendet. Er studierte zuerst an der
Stuttgarter Technischen Hochschule Architektur. Dann
wurde er Bildhauer und war Schüler Fritz Schapers. Mit
seinem ersten Werke ist Kruse berühmt geworden. Der
Siegesbote von Marathon, den 1884 die Berliner National-
galerie erwarb, wurde populär und machte Kruses Namen
bekannt. Einen so lauten Erfolg hatte der Künstler nicht
noch einmal zu verzeichnen. Einer kleinen Gemeinde gilt
er noch heute als der führende Meister unter den Berliner
Bildhauern, aber den meisten ist sein Ruhm heute schon
ein Stück Vergangenheit. Als zweiter Vorsitzender gehörte
er lange Zeit der Berliner Sezession an. Zu Beginn der
Kämpfe, als Paul Cassirer zum Vorsitzenden gewählt wurde,
schied er aus. Im vorigen Jahre wurde er Mitglied der
Berliner Akademie der Künste.

* Der Dresdener Maler und Zeichner Prof. Wilhelm
Claudius feierte am 13. April seinen sechzigsten Geburtstag.
Zahlreiche Glückwünsche bezeugten die allgemeine Wert-
schätzung und Sympathie, deren sich der Künstler zu er-
freuen hat. Claudius wurde 1854 zu Altona als Sohn eines
Graveurs und Holzschneiders geboren: der berühmte
Matthias Claudius, der Wandsbecker Bote, war sein Ur-
großonkel. Außer der väterlichen Unterweisung, die für
einen großen Teil seines Lebenswerkes bestimmend wurde,
genoß er den Unterricht Ludwig Richters, dessen gleich-
gerichteten Schülers C. W. Müller, Thumanns und Gussows.
Seit 1879 lebt er in Dresden, wo er als Landschafts-, Bildnis-
und Genremaler, sowie besonders als Illustrator unermüdlich
und erfolgreich tätig gewesen ist. Von seinen zahllosen
Illustrationen sind besonders die Kirchen- und Kinderbilder-
bücher, die er mit Julius Lohmeyer und mit Johannes Trojan
gemeinsam herausgegeben hat, bekannt geworden. Als
Maler hat er besonders die Behaglichkeit des holsteinischen
Bauernhauses und die Poesie der stillen, blumenreichen
Gärten des Alten Landes gemalt, nicht minder eindringlich
auch die Kraft und Herbheit nordischen Menschentums
geschildert. Die Dresdner Galerie besitzt von Wilhelm
Claudius ein vortreffliches Innenraumbild.

* Georg Wrba. Der Rat zu Dresden hat nunmehr
dem Beschlüsse der Stadtverordneten, den Rathausplatz

mit einem größeren künstlerischen Brunnen zu schmücken,
beigestimmt. Professor Georg Wrba soll zunächst den
Auftrag erhalten, eine Skizze oder ein Modell anzufertigen.
Die Entschließung über die Ausführung bleibt den städti-
schen Behörden vorbehalten.

DENKMALPFLEGE
Der Dreizehnte Tag für Denkmalpflege findet vom
16.—20. Sept. d. J. in Augsburg statt. Das Programm ent-
hält u.a.: Mittwoch den 16. September: Begrüßungen und
Ansprachen. Geschäftliche Mitteilungen. Lichtbildervortrag
des Herrn Stadtarchivars Dr. Dirr über: »Augsburgs Kunst-
denkmäler.« Donnerstag den 17. Septbr.: 1. Eröffnungs-
ansprache, Geheimer Hofrat Professor Dr. von Oechel-
haeuser. 2. »Restaurierung barocker Kirchenausstattungen.«
Berichterstatter: Generalkonservator der Kunstdenkmäler
und Altertümer Bayerns, Dr. Häger-München. 3. »Erhaltung
alter Fassaden-Malereien.« Berichterstatter: Konservator
Professor Alois Müller-München. 4. »Das preußische Woh-
nungsgesetz.« Berichterstatter: Oberbürgermeister Dr. Ehr-
licher-Hildesheim und Geheimer Baurat Dr.-Ing. Stübben-
Berlin. 5. »Das württembergische Denkmalschutzgesetz.«
Berichterstatter: Konservator Professor Dr. Gradmann-
Stuttgart. 6. »Die Einrichtung und Bedeutung der Freilicht-
museen.« Berichterstatter: Provinzialkonservator Professor
Baurat Dr. Dethlefsen. Freitag den 18. September: 7. »Die
Verwertung geschichtlicher Bauwerke.« Berichterstatter:
Dombaumeister L. Arntz-Köln. 8. »Die Restaurierung
plastischer Werke.« Berichterstatter: Dr. Loßnitzer-Dresden.
9. »Baugewerkmeisterund Denkmalpflege.« Berichterstatter:
Professor Schütte-Hildesheim. 10. Geschäftliches (Neuwahl
des Vorstandes, Bestimmung desOrtesdernächstenTagung).
Samstag den 19. September Ausflug nach Memmingen und
Ottobeuren. Der Ortsausschuß empfiehlt, für die Beschaf-
fung von Wohnungen in Gasthöfen oder Privatquartieren
sich der Vermittlung seines Wohnungs-Komitees (Adresse:
Fremdenverkehrsverein Augsburg) zu bedienen. Die Teil-
nahme an der Tagung ist eine freie. Es ist hierzu weder
eine Einladung, noch die Zugehörigkeit zu einem ver-
wandten Vereine oder Verbände erforderlich. Von jedem
Teilnehmer wird zu den Kosten der Tagung ein Beitrag
von 5 Mark erhoben, wofür auch der gedruckte stenogra-
phische Bericht über die Verhandlungen übersandt wird.

AUSSTELLUNGEN
Freie und neue Sezession in Berlin. Berlin hat
nun glücklich drei Sezessionen, und der geduldige Aus-
stellungsbesucher muß ein Stück hauptstädtischer Kunst-
politik im Gedächtnis tragen, wenn er sich in all den ver-
schiedenen Gruppen noch zurechtfinden will. Er muß
sich der Stürme erinnern, die nach Paul Cassirers Präsi-
dentenwahl und nach der Zurückweisung von Werken
älterer Mitglieder sich erhoben, und wie dann nach einem
Pyrrhussieg die Refüsierten mit dem Namen der Berliner
Sezession das Schlachtfeld behaupteten, während die Kern-
truppe um Liebermann und mit ihr die Jüngeren aus dem
alten Vereine ausschieden, um unter dem Namen der
»Freien Sezession« eine neue Gemeinschaft zu begründen,
die jetzt im alten Hause am Kurfürstendamm ihre erste
Ausstellung veranstaltet. Dieser »Freien Sezession« steht
die »Neue Sezession« gegenüber, die schon vor sechs Jahren
als revolutionäre Jugendgruppe sich abspaltete, und mit
einem neuen Programm der Tradition der alten Sezession
gegenübertrat. Durch eine Reihe von Kompromissen wurden
nacheinander die Führer der Neuen Sezession in die alte
hinübergezogen, so daß auch von ihr nur ein Rumpf blieb,
der sich mühsam am Leben erhielt und ergänzte. So hat
es den Anschein, als müßten alle produktiven Kräfte nun
 
Annotationen