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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 25.1914

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KUNSTCHRONIK

Neue Folge. XXV. Jahrgang 1913/1914 Nr. 39. 3. Juli 1914

Die Kunstchronik und der Kunstmarkt erscheinen am Freitage jeder Woche (im Juli und August nach Bedarf) und kosten halbjährlich 6 Mark.
Man abonniert bei jeder Buchhandlung, beim Verlage oder bei der Post. Für Zeichnungen, Manuskripte usw., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Verlagshandlung keine Gewähr. Alle Briefschaften und Sendungen sind zu richten an E. A.Seemann, Leipzig, Hospitalstr. IIa.
Abonnenten der Zeitschrift für bildende Kunst erhalten Kunstchronik und Kunstmarkt kostenfrei. Anzeigen 30 Pf. die Petitzeile; Vorzugsplätze teurer.

■ Die nächste Nummer der Kunstchronik, Nr. 40, erscheint Ende Juli -

PERSONALIEN
Am 21. Juni beging Heinrich Wölfflin seinen 50. Ge-
burtstag. Die Verdienste des Gelehrten brauchen an dieser
Stelle nicht im einzelnen gewürdigt zu werden, da unter
den Lesern dieser Zeitschrift kaum einer sein dürfte, der
nicht »Die klassische Kunst«, »Renaissance und Barock«,
»Die Kunst Albrecht Dürers« kennte. Die Werke Wölff-
lins gehören zum Allgemeinbesitz unserer Wissenschaft.
Jedes von ihnen ist in seiner Weise grundlegend geworden,
und über den engeren Kreis seiner Schüler hinaus hat
durch sie Wölfflins Persönlichkeit und Methode vorbildlich
gewirkt. Mit Spannung erwartet man ein neues Werk,
das in der Muße nun heranreifen soll. Wir stehen in der
Zeit der Fünfzigjährigen. Eine ganze Reihe der be-
deutenden Künstler unserer Epoche beging eben dieses
Jubiläum. Die Kunstwissenschaft darf stolz sein, einen
ihrer vornehmsten Vertreter in dieser Zahl zu wissen.

Professor Friedrich Rintelen wurde als Nachfolger
Heidrichs an die Universität Basel berufen.

Paul Hermann in Dresden, Direktorial-Assistent an
der Kgl. Skulpturensammlung und Lehrer der Kunstge-
schichte an der Kgl. Kunstakademie, wurde zum Honorar-
professor an der Technischen Hochschule ernannt. Er hat
sich vor allem durch ein monumentales Werk über die
antike Malerei bekannt gemacht.

Edgar Degas, der in der eben eröffneten Sammlung
Camondo im Louvre mit 14 Arbeiten triumphiert, ist zum
Ehrenpräsidenten der Societe Nationale des Beaux Arts er-
nannt worden.

DENKMALPFLEGE

Restaurierungsarbeiten in der Alhambra. Die

Wiederherstellungs- und Ausbesserungsarbeiten in der
Alhambra gehen, wie wir »The Nation« entnehmen, dank
dem vortrefflichen spanischen Architekten Cendoya, vor-
sichtig und überlegt vorwärts. Cendoya hat in bisher un-
erforschten Archiven Untersuchungen angestellt, um seine
Arbeiten ganz in den Fußtapfen der ursprünglichen Er-
bauer der Alhambra fortzusetzen. Er hat herausgefunden,
daß drei Paläste nacheinander mit Moscheen für Hof und
Harem in der Umwallung vorhanden waren. Er war auch
imstande, den Plan der Festungsanlagen, welche in die
Um Wallungen eingebaut waren, festzustellen und die Ge-
schichte der vierzig Türme zu ergründen. In einem vier-
eckigen Raum des Turmes »las Damas« entdeckte er das
erste bis jetzt festgestellte Porträtgemälde von der Hand
eines Mauren. Dr. Edmond-Vidal hat die sichere Ansicht
ausgesprochen, daß diese Porträts von afrikanischen Künst-
lern gemalt sein müssen und daß sie nicht byzantinische
Arbeit sind. Sie stellen von Kopf bis zu den Füßen ge-
wappnete Ritter dar, welche in den Krieg oder auf die
Jagd reiten. Die Personen sind in Stellungen gemalt, wie
sie Arabern eigentümlich sind, was der Vergleich mit den
heutigen Nordafrikanern bestätigt. Selbst die Details zeigen
den arabischen Ursprung dieser Gemälde. Das Äußere,

der Schnitt des Bartes, die Bewegungen, Kleidung, alles
ist maurisch. Die Haustiere, als Jagdhunde, Maultiere,
Kamele, sind afrikanisch. Das arabische Pferd ist mit
einer Exaktheit gezeichnet, die vollständige Bekanntschaft
mit ihm voraussetzt. Die wilden Tiere sind voll von Leben,
und es ist ein Ding der Unmöglichkeit für einen Maler,
die Stellungen solcher Tiere so wahrheitsgetreu auf die
Wand zu werfen, wenn er nicht selbst an einer Löwen-
oder Pantherjagd teilgenommen hätte. Der spanische Kunst-
historiker hofft noch andere Funde aus dieser wenig be-
kannten und lange angezweifelten arabischen Kunstübung
in Marokko zu finden. Denn die Maler der Alhambra
mußten ihre Zuflucht dahin nehmen, als die Mauren aus
Spanien vertrieben wurden, und es ist wohl bekannt, daß
sie nachher in Afrika manche marokkanischen Paläste mit
Malereien geschmückt haben. m.

Pisa. Die Fresken des Camposanto. Die Ergeb-
nisse der Prüfung, der in den vergangenen Tagen die
Zentralkommission die Fresken des Benozzo Gozzoli unter-
worfen hat, sind entmutigend. Der Grund der langsamen,
aber nicht aufzuhaltenden Zerstörung liegt in der Art des
Bewurfes, auf welchem der Maler gemalt hat. Mit Feuch-
tigkeit durchdrungen löst sich der Mörtel allmählich auf,
und die Farbe der Malereien zerstäubt. Die Versuche, dem
Mörtel wieder Festigkeit zu geben, sind gänzlich ge-
scheitert, und nicht viel mehr hat sich bei dem anderen
Versuch ergeben, die Fresken auf ein Metallnetz zu trans-
portieren. Ein Stück des Lebens Josephs, bei welchem dieses
angewendet, zeigt, wie die Farbe gänzlich verblaßt ist.
Nun ist Luigi Cavenaghi, dem verdienten Restaurator des
Abendmahls von Leonardo in Mailand, der Auftrag ge-
gegeben worden, einen neuen Versuch zu machen, fed. h.

WETTBEWERBE
Die Grundsätze für bildhauerische Wettbewerbe

sollen eine allgemeine Regelung finden. Der Vorsitzende
des Künsllerverbandes deutscher Bildhauer hat sich mit
der Regierung ins Einvernehmen gesetzt, und die Verhand-
lungen scheinen nun ein positives Ergebnis zeitigen zu
sollen. Das wäre im Interesse einer ernstlichen Sicher-
stellung der künstlerischen Arbeit nur zu begrüßen. Auf
Mißstände, die sich im Verlaufe von Preisausschreibungen
durch verschiedene Handhabung der Bestimmungen er-
gaben, ist gerade an dieser Stelle zu wiederholten Malen
nachdrücklich hingewiesen worden. Es soll nun bestimmt
werden, daß das Preisgericht vor der Veröffentlichung des
Ausschreibens zu bilden ist, und zwar soll es in der Mehr-
zahl aus Künstlern bestehen, von diesen müssen mindestens
zwei Bildhauer sein. Änderungen in der Zusammensetzung
des Preisgerichtes sind nur in außergewöhnlichen Fällen zu-
lässig und sollen sofort mitgeteilt werden. Die Teilnehmer
haben sich an die Bestimmung des Herstellungspreises
zu halten. Die Forderungen dürfen über das hinausgehen,
was an Skizzen, Plänen usw. zur klaren Darstellung des
Entwurfes unbedingt notwendig ist. Die Preise sind auf
10 Prozent der Ausführungssumme festzusetzen, bei Be-
trägen über 50000 M. entsprechend niedriger, bei 150000M.
bis zu sechs Prozent. Weitere Bestimmungen beziehen sich
 
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