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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 25.1914

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Die Neuerwerbungen des Kaiser-Friedrich-Museums zu Berlin
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6191#0110

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201

Personalien — Wettbewerbe — Denkmarpflege — Denkmäler

202

weisen, und die kurze Aufzählung, auf die wir uns
beschränken mußten, wird einen Begriff von der
steten Entwicklung der Berliner Sammlungen gegeben
haben. GLASER.

PERSONALIEN
Am 12. Dezember wurde Edvard Münch fünfzig Jahre
alt. Die Zeitschrift für bildende Kunst veröffentlichte bei
dieser Gelegenheit einen Aufsatz über die Wandgemälde
des Künstlers für seine Vaterstadt Kristiania. Eben jetzt
sind die Entwürfe zu diesem Monumentalzyklus in der
Berliner Herbstausstellung am Kurfürstendamm zu sehen.

Am 30. November vollendete der Professor an der
Leipziger Akademie für graphische Künste und Buchge-
werbe Franz Hein seinen 50. Geburtstag. Der in Altona
geborene und in Karlsruhe zur vollen Reife gekommene
Künstler ist als einer der Mitbegründer des Karlsruher
Künstlerbundes (»Grötzinger«), dann aber vor allem als
geist- und gemütvoller Landschafter und Märchenmaler,
sowie als Förderer der Künstlersteinzeichnungen bekannt.
Auch als Illustrator hat sich Hein mit Erfolg betätigt.

—th.

WETTBEWERBE
Krefeld. Zum Wettbewerb um den Neubau des
Stadttheaters, zu dem die bekannten Theaterbaukünstler
Dülfer in Dresden, Littmann in München und Seeling in
Charlottenburg besonders geladen waren, hatten 140 Archi-
tekten Entwürfe eingeschickt. Dem Preisgericht gehörten
u. a. die Architekten Killing-Karlsruhe und Kreis-Düsseldorf
an. Den ersten Preis von 6000 Mark erhielt Geheimrat
Dülfer, den zweiten von 3500 Mark Architekt Brurein in
Charlottenburg, den dritten von 2500 Mark die Architekten
Nestler und Juengst in Düsseldorf. Sämtliche Entwürfe
werden demnächst im Kaiser-Wilhelm-Museum zur Aus-
stellung gelangen.

DENKMALPFLEGE
Die Cisterzienserabteikirche zu Lügumkloster,

teils um 1200, teils gegen 1250 erbaut, wird gegenwärtig,
nach langer und schwerer Versäumnis, einer weitgreifenden,
eine gewisse Vollständigkeit und Vollkommenheit erstreben-
den Herstellungsarbeit unterzogen. — Der Bau, im Gebiete
des alten dänischen Bistums Ripen gelegen, ist unter den
Kirchen des Herzogtums Schleswig wohl die vornehmste
und ist auch für die allgemeine Kunstgeschichte wichtig.
Es ist aber nicht bloß deshalb eine vollkommene Lösung
der mit der Herstellung verbundenen Aufgaben Ehrensache
unseres Staates, der im Besitze der Güter des Klosters ist
und die Unterhaltungspflichten anerkennt und übt. Er hat
den alten dänischen Bau wetteifernd nicht schlechter,
sondern besser zu behandeln, als es die Dänen tun würden,
wenn sie ihn noch hätten; in ihrem eigenen Bereiche ehren,
erforschen und pflegen sie dergleichen Denkmäler mit
hingebender, unbedingter Opferfreudigkeit und höchstem
Verständnis. Jetzt sehen sie mit gerechtfertigter kritischer
Aufmerksamkeit auf das, was diesseits der Grenze getan
wird. — Die Absichten sind ohne Zweifel die besten.
Namentlich soll der Bau endlich wieder eine anständige
Dachung erhalten, die den ungeheuren Stürmen trotze,
also eine kupferne, und die Beschmierung des vernüchterten
Äußeren mit Zement (womit die dänischen Baumeister
besonders in den vierziger bis sechziger Jahren die edelsten
wie die geringeren Baudenkmäler zu behandeln liebten),
wird mit unsäglicher Mühe entfernt und die Übeln Begleit-
und Folgeerscheinungen werden bekämpft. Aber es ergeben
sich immer neue Aufgaben, und da kann man nur recht

innig wünschen und begehren, daß sie alle mit Ehren
gelöst werden. So wollte man die Heizkammer für eine
Luftheizung in einen Stallraum legen, der öde und leer
war. Nach Beginn der Arbeit stellte sich soeben heraus,
daß es der alte, höchst bedeutsam und würdig angelegte
Kapitelsaal gewesen ist. Der Schutt barg vier Säulen-
stümpfe, aus Ziegeln gemauert, die einst das Gewölbe des
quadratischen Raumes getragen haben. Der alte geplättete,
tiefliegende Estrich ist erhalten, und drei vortreffliche
Fenstergruppen haben die Ostseite eingenommen. Kurz,
die Arbeit mußte da eingestellt werden; nur zum Zwecke
einer würdigen Herstellung darf man hier eingreifen. Und
so ist es mit dem ganzen noch stehenden Flügel des
Klosters. Er muß unter die wichtigen Denkmäler früh-
mittelalterlicher Klosterarchitektur gerechnet werden. Leider
ist er seit den letzten 34 Jahren aufs Rücksichtsloseste be-
handelt und verdorben worden. Er ist 22 m lang und 7 m
breit und stößt an die Südseite des Querhauses an; gegen
Westen hin lief der Ostflügel des Kreuzgangs an ihm
entlang. Das Untergeschoß, das außer dem quadratisch
angelegten, die Mitte einnehmenden Kapitelsaal noch vier
erheblich schmalere abgeteilte Räume enthält, ist leicht in
aller Weise und Schönheit herzustellen. Besonders be-
achtenswert sind die Treppe, die zum Dorment hinaufführte,
und die Sakristei, hart neben der Kirche selbst und nur
von dieser her zugänglich. Über ihr, im Obergeschoß, ist
noch eine besondere Kammer, zweijochig gewölbt, ohne
Zweifel eine Trese; neben ihr bildete eine Tür die Ver-
bindung zwischen dem Kloster und der Kirche; man ging
also vom Dorment unmittelbar in diese hinein. Alles das
ist für die Cisterzienserbauten typisch. Man kann nun mit
gerechter Spannung dem entgegensehen, was weiter ge-
schieht, und namentlich, was die anzustellenden Nach-
grabungen ergeben. Denn daß der Kreuzgang, dessen
Unterteil im Boden steckt, ausgegraben werden muß, daran
ist kein Zweifel; und daran wird sich noch anderes an-
schließen. R. Hpt.

DENKMÄLER
Frankfurt a. M. Vor einiger Zeit (Kunstchronik vom
9. Mai 1913) konnte ich bei Gelegenheit der Konkurrenz
von dem Heinedenkmal Georg Kolbes berichten, das der
Stadt Frankfurt zum Geschenk gemacht wurde. Das Denk-
mal ist nun aufgestellt und am 13. Dezember enthüllt und
der Stadt übergeben worden. Ich berufe mich im Einzelnen
auf meine früheren Bemerkungen, möchte aber der Freude
darüber Ausdruck geben, daß das fertige Werk die großen
Erwartungen noch übertrifft, die das Modell weckte. Die
Figuren sind reicher in der Bewegung, schmiegsamer in
ihren Formen geworden, ohne daß der große Zug der
Gruppe dadurch eine Einbuße erleidet, und die Köpfe
zeigen eine prachtvolle, durchaus in der Form liegende Be-
seelung, die über das im kleinen Modell ausdrückbare weit
hinausgeht. — Gleichzeitig freue ich mich, schon wieder
von einem prachtvollen Geschenk an die Stadt Frankfurt
schreiben zu können. Die Brüder Alfred und Ludwig Hahn
haben der Stadt zur Erinnerung an ihren Vater einen
monumentalen Brunnen gestiftet, der seine Aufstellung
auf dem Theaterplatz finden soll. Zu einem Wettbewerb
waren die Bildhauer Behn - München , Klimsch - Berlin,
Jobst-Darmstadt und Lederer-Berlin aufgefordert worden.
Zur Ausführung soll der »Merkurbrunnen« von Lederer
kommen. Man muß diese Wahl durchaus billigen. Denn
Lederers Modell hat vor allen anderen den großen Vorzug,
daß man von ihm erwarten darf, es werde sich in seiner
festen, gedrungenen und wuchtigen architektonischen Bil-
dung in dem ganz und gar steinernen Charakter des
Theaterplatzes zur Geltung und zur Wirkung bringen. Der
 
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