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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 25.1914

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Die Umgestaltung der Gemäldegalerie des Wiener Hofmuseums, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6191#0150

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KUNSTCHRONIK

Neue Folge. XXV. Jahrgang 1913/1914 Nr. 19. 30. Januar 1914

Die Kunstchronik und der Kunstmarkt erscheinen am Freitage jeder Woche (im Juli und August nach Bedarf) und kosten halbjährlich 6 Mark.
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DIE UMGESTALTUNG DER GEMÄLDEGALERIE
DES WIENER HOFMUSEUMS*)

II.

Mit der Umhängung der Säle V, VI und VII und
der zugehörigen Kabinette wurde die Umgestaltung
des ganzen rechten Flügels der Galerie beendet und
der verdienstvolle Leiter dieser Arbeiten, Direktor Glück
sowie seine wackeren Gehilfen können mit größter
Zufriedenheit auf die geleistete Arbeit zurückblicken.
Wälirend der Durchführung der Neuaufstellung lernte
man entschieden eine Menge zu, besonders was die
Verteilung der Bilder auf die einzelnen Wände an-
langt, so daß die neuen drei Säle das den früheren
Abteilungen allerseits zuerkannte Lob nicht nur voll-
auf verdienen, sondern auch zeigen, daß man imstande
war, die in der Architektur des Gebäudes selbst ge-
legenen Mängel glücklich zu bekämpfen und aus
höchst unzulänglichen Bildermagazinen Räume des
künstlerischen Genusses zu gestalten.

Der Saal V und die angrenzenden Kabinette ent-
hielten früher die österreichischen Bilder des 19. Jahr-
hunderts. Sie wurden gänzlich weggeräumt, und
was von künstlerischer Bedeutung ist, wird bald
seine Aufstellung an anderem Orte erhalten. Auf
diese Weise wurde ein bedeutender Raum zur Ver-
teilung und Unterbringung der übrigen Schulen des
17. und 18. Jahrhunderts gewonnen, die nun die
Säle V und VI nebst der entsprechenden Reihe von
Kabinetten einnehmen. Eine strenge Scheidung nach
Ländern und Schulen wurde hier nicht vorgenommen,
was ja auch nicht nötig ist, wenn man das kosmo-
politische Wesen der Kunst jener Zeit bedenkt. Wir
finden hier österreichische, deutsche, französische,
englische und italienische Bilder in buntem Wechsel
und nur die Spanier haben einen Winkel von zwei
allerdings nicht recht günstigen Räumen für sich be-
kommen. Die Gruppierung der Bilder in den ein-
zelnen Abteilungen ist diesmal nach den künstlerischen
Qualitäten durchaus getroffen, und man kann sagen
mit viel Glück, da manches, was sich bei Zusammen-
stellung mit Werken von besonders hoher Qualität
als nicht ganz ersten Ranges erweisen würde, separiert
und mit Gleichwertigem angenehm placiert, von guter
Wirkung ist.

Das trifft schon im Saal V zu, dessen grobkörnige,
graue Bespannung den Besucher sogleich gewinnt.
Die Bilder sind hier recht locker und meist nur in
zwei Streifen übereinander gehängt. Fast die ganze
untere Reihe der vier Wände nehmen die beliebten
Veduten von Beiotto ein und wenn sie auch künst-

*) Vgl. Kunstchronik Heft 11 dieses Jahrgangs und
N. F. Jahrgang XXIV, Hefte 24 und 31.

lerisch nicht das Beste ihrer Zeit repräsentieren, würde
man das Fehlen einer jeden einzelnen dieser berühmten
Stadt- und Schlösseransichten, deren langgestrecktes,
elegantes Format bei der schütteren Hängung voll zur
Geltung kommt, erst recht empfinden. Die übrige
Zierde dieses Saales bilden Bilder von Pompeo Batoni,
zahlreiche Mengs, einige Angelika Kaufmann, Casa-
nova, Anton von Maron und anderes. Besonders
wären hier die großen Hauptstücke, der gegenständ-
lich interessante Francesco Solimena: Kaiser Karl VI.,
dem das Inventar der Kaiserlichen Galerie überreicht
wird (1715), sowie das Gruppenporträt von Johann
Zoffani: Großherzog Leopold von Toskana und seine
Familie (1992), hervorzuheben.

Auch in dem anstoßenden Kabinett VIII, das ebenso
bespannt ist wie der Saal, hängen die Bilder ver-
schiedenster Nationalität nebeneinander, meist kleinere
Stücke und Skizzen des 17. und 18. Jahrhunderts.
Manches ist neu erworben und vieles aus den Depots
hinzugekommen. Der in der letzten Saison »ent-
deckte« Alessandro Magnasco ist durch zwei schöne
Stücke vertreten; das eine, eine virtuose Helldunkel-
skizze, Mönche bei einer Mahlzeit im Freien dar-
stellend (570a), wurde vor kurzem erworben; das
andere, eine Waldlandschaft mit einem Mönch (570b),
ist alter Galeriebesitz und nicht nur kunsthistorisch
wichtig wegen seiner alten Inventarbezeichnung, son-
dern auch sehr schön und von einer diesem Meister
sonst nicht immer eigenen Wärme des Tones. Als
Gegenstück zu diesem Bild hängt eine flotte Skizze
von Luca Giordano, der Tanz des David vor der
Bundeslade (506a), vor kurzem neu erworben. Während
die eben genannten Stücke in der unteren Reihe der
mittleren Abteilung dieses Kabinetts hängen, sind in
der oberen Reihe die beiden dekorativen römischen
Ruinenbilder von Pannini (125, 126), die sich an der
Stelle recht gut ausnehmen, ebenso wie die beiden
Römerschlachten (524, 527) von Mico Spadaro hervor-
zuheben. In der nächsten Abteilung dieses Kabinetts sind
vorwiegend französische und italienische Bilder gehängt.
Die Mittel wand hier, wieealle Mittel wände der gegen
Mittag gelegenen Kabinette, spiegeln etwas; diesem
Mangel könnte an mancher Stelle durch Entfernung
der Schutzgläser aus den Rahmen der Bilder be-
deutend abgeholfen werden. An der linken Wand
dieser Abteilung prunken die beiden neuerworbenen
Veduten von Guardi: der Markusplatz (460a) und das
Arsenal in Venedig (466b), mit die besten Stücke
dieses Meisters, die im Kunsthandel der letzten Jahre
vorkamen. An der rechten Wand bildet das Haupt-
stück ein Porträt (587) von Nicolas de Largilliere,
früher Rigaud zugeschrieben. An der Mittelwand geht
die Waldlandschaft (592) von Jean Francois Millet
 
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