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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 25.1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.6191#0225

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431

Vermischtes — Literatur

432

ständlich würde es bedauert werden müssen, wenn die
bevorstehende Kündigung des Hauses am Königsplatz die
Sezession vor ernstliche Schwierigkeiten stellen sollte.
Aber für den schlimmsten Fall stehen der Sezession Räume
im Glaspalast zur Verfügung, die zum mindesten provi-
sorisch eine Fortdauer der Sezessionsausstellungen ermög-
lichen würden. Wenn es der Sezession gelingt, sich auch
im Ausstellungswesen als selbständige Organisation mög-
lichst augenfällig zu behaupten, das heißt, ein selbständiges
Ausstellungslokal zu finden, so wird das zur wünschens-
werten Differenzierung des Münchener Ausstellungswesens
beitragen. Gelegentlich der Kündigung aber geradezu von
einer »Existenzfrage der Münchener Kunst« zu reden, ist
heute in jedem Fall genau so sehr eine rührende Uber-
treibung, als es vor zwanzig Jahren hätte berechtigt sein
können. w. H.

München. Neue Sezession. Dem Bericht von neu-
lich ist noch nachzutragen, daß Carl Caspar, Maria Caspar-
Filser und der Schweizer Graphiker Paul Klee-München
der »Neuen Sezession« ebenfalls angehören, weiter die
noch nicht genannten Maler Lichtenberger, Nowak, Sieck.
Dagegen ist Marianna von Werefkin nicht Mitglied der
Neuen Sezession. w. H.

VERMISCHTES
Die Verwaltungskommission der New York Public
Library hat Dr. M. Bernath, Direktorialassistent an der
Kgl. Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe in
Leipzig, den Auftrag erteilt, den Katalog der in dieser Bib-
liothek befindlichen Miniaturhandschriften abzufassen. Unter
den Handschriften, die von Dr. Bernath im Sommer 1913 ver-
staubt und vergessen, unbeachtet sogar von den Bibliothek-
beamten, aufgefunden wurden, befinden sich einige von ganz
großem Interesse für die Kunstwissenschaft.

Posen. Am 1. Februar ist das neue Gebäude der
Gesellschaft der Kunstfreunde eingeweiht worden. Die
Gesellschaft wurde im Jahre 1909 begründet; Graf J. Bninski
ist ihr Vorsitzender und K. Kolszewski ihr Sekretär. Die
Gesellschaft verfügt über einen größeren Fonds, den sie
der Schenkung des Herrn D. Jezewski verdankt und dessen
Zinsen zum Ankauf polnischer Bilder bestimmt sind. Das
neue Gebäude ist eine Arbeit des Architekten Ulatowski.
Zusammen mit dem Gebäude wurde die erste Ausstellung
der Gruppe der großpolnischen Künstler eröffnet.

Über Charles Conder ist, verfaßt von Frank Gibson,
eine ausführliche Monographie erschienen (zum Preise von
21 Shilling bei John Lane in London). Der Band enthält
auch einen Katalog der Lithographien und Radierungen des
Künstlers, den Campbell Dodgson zusammengestellt hat.
Das Werk ist geschmückt mit 121 Illustrationen, einschließ-
lich 12 farbiger Tafeln.

Straßburg. Die neue protestantische Kirche in

dem Vorort Königshofen hat vor vielen anderen elsässischen
Kirchenneubauten wieder einmal den Vorzug einer einheit-
lichen künstlerischen Raumstimmung. Der Straßburger Maler
PhilippKamm (geb. am 11. April 1882, studierte in München
unter Halm, Feuerstein, Marr und Stuck) hat sich mit der
Aufgabe trefflich abgefunden, durch die Farbengebung der
Architektur, der Wände und des Mobiliars usw., durch die
Entwürfe der fünf Glasfenster, sowie den von seiner Hand
stammenden bildlichen Schmuck der Wände eine einheit-
liche Gesamtwirkung des Innenraums zu erzielen. Dem
Hauptfenster gegenüber befindet sich eine große Kompo-
sition, die »Jünger von Emmaus«, ferner im Schiffe acht

große Reformatorenbilder. Es war dies der erste größere
Auftrag des Künstlers auf diesem Gebiete, dessen Lösung
ihm alle Ehre macht. Kamm ist in der letzten Zeit auch
wiederholt erfolgreich als Illustrator tätig gewesen; so hat
er kürzlich eine neue Ausgabe von Arnolds »Pfingstmontag«
illustriert, jenes Straßburger Dialektstück, an dem Goethe
so viel Freude hatte. %

LITERATUR

Joseph Ddchelette, Manuel <T Archeologie pre'historique,
celtique et gallo-romaine. II. Archeologie celtique ou
protohistorique. Premiere Partie: Age du Bronze, 212
figures et 1 carte. Paris, Librairie Alphonse Picard el
fils, 1910. 512 p.
Was ich an dieser Stelle (Kunstchronik vom 5. Febr.
1909, Sp. 231—233) über den ersten Band von Joseph
Dechelettes »Manuel d'archeologie prehistorique etc.« aus-
führlicher geäußert habe, müßte ich jetzt wiederholen, um
diesem zweiten Band ebenfalls gerecht zu werden. Er ist
das maßgebliche, unübertroffene Meisterwerk für das Bronze-
zeitalter Galliens geworden, wie auch seit den fünf Jahren
des Erscheinens des ersten, prähistorischen Bandes diesem
für die Prähistorie nichts zur Seite getreten ist. Es tritt
alles andere, was wir von Nachschlagebüchern, Kompendien
u. ä. aus den gleichen Gebieten und Perioden besitzen,
weit hinter Dechelettes beiden Bänden zurück. — Der
vorliegende zweite Band behandelt also das Bronzezeitalter,
hauptsächlich und in erster Linie Galliens. Aber man muß
nur das vorausgeschickte bibliographische Register betrach-
ten, um zu wissen, daß Dechelette sich nicht auf Gallien
allein beschränkt, sondern auch die ganze nicht französische
Bronzezeit heranzieht (Kap. 2 und 3). Vielleicht sind die pa-
lästinensisch-kanaanitischen Analogien nicht in einer ihrer
großen Bedeutung adäquaten Weise berücksichtigt. — In 14
Kapiteln wird untersucht: 1. Die ersten durch die Geschichte
bekannten Bewohner Galliens, wobei für die Unterscheidung
und Charakterisierung der Ligurer und Iberer alles mög-
liche Material zusammengetragen wird. 2. Das Bronze-
zeitalter in Griechenland und dem Orient. (Hier tritt jetzt
außer dem neuen palästinensischen noch das große thessa-
lische Material hinzu.) 3. Europäische Provinzen des
Bronzezeitalters. Ursprünge der Metallurgie. 4. Dörfer
und sonstige Niederlassungen. 5. Gräber (Erdgräber und
Verbrennung). 6. Depots, Schmelzöfen und -Methoden.
7. Waffen zum Angriff und zur Verteidigung. 8. Werk-
zeuge und Geräte. 9. Kleidung und Schmuck. 10. Gold,
Silber, Blei und Glas. 11. Die Keramik. 12. Der Handel
im Bronzezeitalter. 13. Die Religion (über Sonnenkult,
das von einem Pferde gezogene Sonnenrad und die Sonnen-
symbole besitzen wir außerdem bedeutsame, in der »Revue
archeologique« veröffentlichte Arbeiten von Dechelette.)
14. Die Kunst im Bronzezeitalter. — Sind alle diese Kapitel
reich an Material und allgemeinen wertvollen Beobachtungen,
so ragen diejenigen über den Handel und die Religion im
Bronzezeilalter noch als ganz einzigartige hervor. — In den
kurz nach dem Erscheinen dieses Bandes separat dazu
herausgekommenen»Appendices« sind Zusammenstellungen
der Bronzefunde in Frankreich und Statistiken derselben
enthalten. — Es braucht eigentlich nicht besonders erwähnt
zu werden, daß der Druck und die Ausstattung dieses
Bandes dem ersten Bande gleichkommen, ja ihn zum Teil
übertreffen (z. B. die Bronze- und Holzräder, Abb. 111 u.
110). Mit Recht darf man sich nach diesen zwei aus-
gezeichneten Bänden auf den dritten gallo-römischen

Band freuen. Max Maas-München.

Inhalt: Die Ausstellung der Independants in Paris. — Franz Jaworski f. — Personalien. — Ausgrabungen in Wroxeter. — Ausstellungen in Amsterdam,
Berlin, Budapest, Dresden, Frankfurt a. M., Magdeburg, Mannheim, München, Straßburg, Warschau. - Museum für das ehemal. Hochstift
Bamberg; Das neue Londoner Museum; Sammlung Wylezynski in Warschau. - Münchener Sezession; »Neue Sezession« in München. —
Vermischtes. — J. Dechelette, Manuel d'Archeologie prehistorique.

Verantwortliche Redaktion: Gustav Kirstein. Verlag von E.A.Seemann in Leipzig, Hospitalstraßella
Druck von Ernst Hedrich Nachf., G.m.b.H., Leipzig
 
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