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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 25.1914

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Darmstadt
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Sarre, F.: Ein neues Museum muhammedanischer Kunst in Konstantinopel
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KUNSTCHRONIK

Neue Folge. XXV. Jahrgang 1913/1914 Nr. 36. 29. Mai 1914

Die Kunstchronik und der Kunstmarkt erscheinen am Freitage jeder Woche (im Juli und August nach Bedarf) und kosten halbjährlich 6 Mark.
Man abonniert bei jeder Buchhandlung, beim Verlage oder bei der Post. Für Zeichnungen, Manuskripte usw., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Verlagshandlung keine Oewähr. Alle Briefschaften und Sendungen sind zu richten an E.A.Seemann, Leipzig, Hospitalstr. 11 a.
Abonnenten der Zeitschrift für bildende Kunst erhalten Kunstchronik und Kunstmarkt kostenfrei. Anzeigen 30 Pf. die Petitzeile; Vorzugsplätze teurer.

DARMSTADT

Mit einer vornehmen Geste ward am 19. Mai im
Großherzoglichen Schlosse die Eröffnung der soge-
nannten »DarmstädterJahrhundert-Ausstellung« gefeiert.
Das Zauberwort, der Großherzog lade die Vertreter
der Kunstwissenschaft und der Museen zu sich auf
eine Soiree, hatte bewirkt, daß in überraschend großer
Zahl aus allen Teilen Deutschlands und Österreich-
Ungarns die Eingeladenen herbeigekommen waren,
und sich so etwas wie ein kunsthistorischer Kongreß
entwickelte, dessen heiter-geselligem Treiben die An-
wesenheit von Prinzen und Hofmarschällen einen
glänzenden Schimmer gab.

Georg Biermann, der das ganze Unternehmen zu-
stande gebracht hat und es mit einer schönen Rede
eröffnete, erntete viel Anerkennung und konnte sich
mit Recht seines Erfolges freuen.

Die »Ausstellung deutscher Kunst 1650—1800«
ist unbedingt eine Sehenswürdigkeit für jeden Kunst-
historiker, insofern sie bekanntes und unbekanntes
Material dieser Epoche nebeneinandergereiht in über-
sichtlicher Form ausbreitet. Diese Leistung verdient
allen Dank und alle Anerkennung; denn man spürt
rasch, wieviel Arbeit die Durchforschung so vieler
Schlösser und Sammlungen und die Herbeischaffung,
Sichtung, oft auch Bestimmung so vielen Materiales
gekostet hat. Was uns aber gar nicht gefallen will,
ist das in Titel, Wort und Schrift von der Ausstellungs-
leitung immer wieder zum Ausdruck gebrachte Be-
streben, diese Darmstädter Ausstellung als notwen-
dige Folge der berühmten Berliner Jahrhundertaus-
stellung hinzustellen, gleichsam als ihre Vollendung
nach rückwärts. Das ist, bei allem Respekt vor Darm-
stadt gesprochen, eine Übertreibung, der man besser
heute als morgen Halt zuruft: denn ihre Unterlassung
raubt dem, was in Darmstadt zu sehen ist, nicht einen
Deut; die häufige Beschwörung aber des Schattens
der Berliner Jahrhundertausstellung vermag das Licht,
das hier in Darmstadt leuchtet, höchstens zu ver-
dunkeln.

Die Ausstellung zeigt überwiegend Gemälde und
unter ihnen wiederum Porträts historischer Persönlich-
keiten. Dazwischen sind sehr feine Miniaturen, kost-
bares Silber, Plastik und Handzeichnungen gestellt,
die den Aspekt beleben; auch ein Silhouettenkabinett,
in dem der Leipziger Verlagsbuchhändler Anton Kip-
penberg seinen Geschmack, seinen Besitz und seine
Kenntnisse in anmutigem Verein darbietet. Dieses
Silhouettenzimmer sei der Gunst der Besucher, die
an solchen unscheinbaren Erzeugnissen gar zu leicht
vorübereilen, empfohlen. Man findet dort z. B. auch
eine von Runge geschnittene Silhouette.

Ein besonderer Korridor ist der systematischen

Darstellung der deutschen Kultur jener Epoche ge-
widmet, in Porträten ihrer würdigsten Vertreter. Der
glückliche Komplex philologischer Bildung mit kunst-
geschichtlichem Wissen hat es Hermann Uhde-Bernays,
der in dieser Abteilung seines Amtes gewaltet hat,
ermöglicht, uns auf kleinem Räume da eine Menge
von Anregung und Belehrung zu spenden.

Aber der eigentlich beherrschende Eindruck der
ganzen Ausstellung sind die großen Bilder, welche Saal
bei Saal füllen und auf das kritische Studium der
Kunsthistoriker warten. Ob sich dabei wirklich Ver-
änderungen der Begriffe oder nur Vermehrung der
Kenntnisse ergeben werden, wird sich ja bald zeigen:
auch wir werden in einigen Monaten von einem
Kenner des Zeitalters eine einläßliche Studie veröffent-
lichen. Will man sich gleich eine Prophezeiung
erlauben, so wird hauptsächlich der Name Ziesenis
verstärkte Resonanz bekommen; für Graff und F. A.
Tischbein, deren Werke auch auf dieser Ausstellung
wieder wahrhaft herausleuchten, hat die vorjährige
Leipziger Porträtausstellung Darmstadt vorgearbeitet.

Kommt man vom Schloß auf die herrlich ge-
legene Mathildenhöhe, so bietet sich dort wieder wie
vor Jahren das Bild einer großen kunstgewerblichen
Kraftanstrengung, zu der sich die Kolonie verbunden
hat. Wenn auch gerade der mit alter Kunst eben
Gesättigte an dieser oft etwas krampfhaften Neubegier
nicht immer reines Wohlbehagen haben kann, wenn
es auch insonderheit erstaunen muß, Hans Pellars
wenig erfreuliche Malereien an so vorbildlicher Stelle
zu sehen, so ist doch auch der Eindruck dieser Seite
großherzoglichen Kunsteifers höchst imponierend. Es
ist schön, daß wir einen Fürsten haben, der Altes
schützt und Neues schirmt, der Kunst und Künstlern
nicht befiehlt, sondern sie an sein Herz zieht. Q. f(.

EIN NEUES MUSEUM MUHAMMEDANISCHER
KUNST IN KONSTANTINOPEL
Von F. Sarre
Die hervorragende Stellung, die das Kaiserlich
Ottomanische Museum in Konstantinopel unter den
großen europäischen Museen einnimmt, beruht auf den
hier vereinigten Denkmälern der antiken Kunst. Die
prachtvollen Sarkophage aus Sidon, unter ihnen der
sogen. Alexandersarkophag, begründen vor allem die
Bedeutung des Museums und sind ein bleibendes
Denkmal des genialen Hamdy Bey, der jene Schätze
nicht nur entdeckt und geborgen, sondern ihnen auch
unter den Schwierigkeiten des alten Regimes und unter
großen persönlichen Opfern in dem schönen Gebäude
auf der Serailspitze eine würdige Aufstellung gegeben
hat. Weniger als die Denkmäler der antiken, altorien-
talischen und byzantinischen Epoche kommen die
 
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