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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 25.1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.6191#0315

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6n

Forschungen

612

Bol, Frühes Selbstbildnis. Sammlung Taft

Ich glaube einen sehr deutlichen Beweis ge-
haben für meine Behauptung, daß das angeb-

schälen«,
funden zu

liehe frühe Selbstbildnis der
und nimmer ein Rembrandt,
Wahrscheinlich ist es ein frü-
hes Selbstporträt von Bol, der
sich selbst fast ebenso oft
ausporträtiert hat wie sein be-
rühmter Lehrer. Bei einem
Besuche der prachtvollen
Taftschen Sammlung in Cin-
cinnati fiel mir ein sehr rem-
brandtartiges Bildnis eines
jungen Mannes auf. In Rem-
brandts Weise gemalt, ist die
Beleuchtung des interessan-
ten Kopfes durchaus in des-
sen Geist durchgeführt, mit
einem feinen Helldunkel. Es
ist genau derselbe Kopf als
das Braunschweiger Porträt,
aber ohne Hände und Bei-
werk; dagegen feiner in der
Ausführung und auch durch-
geistigter im Ausdruck.

Beide Bilder sind unbe-
zeichnet. Bode soll das Taft-
sche Bild auch für einen Bol
erklärt haben, der »fast wie
ein Rembrandt aussähe«.

Herr Taft hatte die Güte,
mir eine Photographie zu
schicken, wobei mir die un-
geheure Ähnlichkeit mit dem
sogenannten Rembrandt in
Braunschweig sofort auffiel.
Der letztere fällt aber so

Braunschweiger Galerie nie
viel weniger sein Porträt ist.

Bol oder nach ihm, Frühes

stark ab, daß ich an eine

Bol,

Selbstbildnis in orientalischer Tracht.
Jetziger Aufenthalt unbekannt

Selbstbildnis. Museum Braunschweig

freie Kopie gedacht habe. Dieses
ist aber nur eine sehr schwa-
che Hypothese. Bol hatte
nämlich einen Schüler, der
wahrscheinlich seine Bilder
kopierte, gerade so, wie er
selbst schon früh Rembrandts
Flora kopierte. Jedenfalls
malte er für ihn, und als er
fortgezogen war 1662, for-
derte Bol Bezahlung für Bil-
der, die er nicht für ihn fertig
gemalt hatte. Der Schüler hieß
Frans van Ommeren1).

Daß man in dem Braun-
schweiger Kopf jemals eine
Ähnlichkeit mit Rembrandt
hat entdecken können, hat
mich von jeher befremdet.

Eine schlagende Ähn-
lichkeit aber finden wir auf
dem dritten hier abgebilde-
ten großen Bilde, das man
törichterweise Simson ge-
tauft hat. Es ist einfach ein
Selbstbildnis des Malers in
orientalischer Tracht. Die
Malerei ist genau dieselbe
des Taftschen Bildes, die
Ähnlichkeit des Gesichtes
ist eine auffallende. Das
Bild hat jahrelang in Eng-

1) Oud Holland, 1888, S. 71.
 
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