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Teil II: Philologisch-historische Entwicklung der ars U'chwdm's
ker durch ein Lehrwerk Systematik zu verleihen. Er ist zudem und sicher nicht zufällig
auch als Autor einer Streitschrift gegen Heinrich IV. bekannt. Sein Biograph begann in
bezeichnender Reihenfolge die lange Liste von Alberichs literarischem CEuvre:
ADencus dzacomts [...] scnpszf Ehntm dzcfammum ef saDfahomtm, /tpmuos in sanch
Nicolai, in ntnsica Diaioynnt, iiiunnn in uiryiniiNc sancfac Mariae, contra Henricnrn
irnperaforern De eieefione Romani ponfi/icis .. d"
An diesem kurzen Zitat ist dreierlei bemerkenswert. Zunächst eröffnet der Biograph die
Reihung mit Alberichs Brieflehren, offenbar weil sie innerhalb des CEuvres als beson-
ders wichtig eingeschätzt wurden und dem Biographen selbst vertraut gewesen sind.
Zweitens zeigt der Biograph Alberichs Nähe zur päpstlichen Partei. Dass Alberich trotz
seiner grammatischen Lehrtätigkeit nicht von dem unruhigen Zeitgeschehen abge-
schieden war, sondern sich selbst an der Debatte beteiligte, belegt die heute leider verlo-
rene Schrift gegen Heinrich IV., die eng im Kontext des Investiturstreits zu verorten ist.
Und schließlich weist ihn sein eigenes, heute ebenfalls verlorenes Buch über die Dialek-
tik als einen Gelehrten aus, der auf der argumentativen Höhe seiner Zeit und deswegen
in besonderer Weise befähigt war, den Argumenten der Heinrizianer im Investiturstreit
mit den aktuellen wissenschaftlichen Methoden entgegenzutreten. Der Kontext, in dem
von seinem Buch über die Dialektik berichtet wird, dokumentiert, dass er für diese Fä-
higkeit in den Dienst der Kurie gerufen wurde:
Scnpszf [...] Ehntm de dödechca. Tempordms oero ems^defa esf spnodMS m müe Roma
adoersMS Berenyarmm d/'aeom/m cccLNac AndcyauLms/'s, pm mfer /mdia, paac asbm-
ere mfebafn?; dzcedaf, saerz/femm corporis ef sanyzdms Dommz^ynram esse. Cumpne
ei nrdDs resisfere oaieref, idem ADericrzs eoocafrzr ad st/nodum. Quo drzm oenissef,
[...] Ehntm adoersMS ermdem diacomzm de corpore Domini edidiD"
Jüngst haben CHARLES RADDiNG und FRANCis NEWTON jenes Werk gegen den als Häreti-
ker verurteilten Berengar von Tours identifiziert.^ Auch hier folgte Alberich der Bitte
Papst Gregors VII., der ihn gegen den Häretiker aufbot, »weil diesem sonst niemand
etwas entgegensetzen konnte«,^ wie Petrus Diaconus schreibt. In der Auseinanderset-
zung zwischen Gregor VII. und Heinrich IV. finden wir gerade auf der päpstlichen Seite
die Anwendung der Schuldialektik/ Einer der Vorläufer auf dem Feld der Dialektik
war Petrus Damiani, mit dem Alberich ebenfalls in Kontakt gestanden hatA So über-
rascht Alberichs Kenntnis der Dialektik nicht, sie weist ihm aber im Kampf für Gregor
VII. eine bislang übersehene Stellung zu A Rhetorische Lehre, theoretische Einführun-
gen in die Dialektik und das praktische Schreiben von Streitschriften bilden bei Albe-
^ Petrus Diaconus: De Uns z'PasfrDas, col. 1032 f.
40 Petrus Diaconus: De Uns z'PasfrDas, col. 1033.
Edition mit Übersetzung bei RADDiNG/NEWTON, Theology, Rhetoric, and Politics, S. 126-168. Das
Werk wurde bislang fälschlich Berengar selbst zugeschrieben; RADDiNG/NEWTON. S. 35-37, ma-
chen mit guten Argumenten wahrscheinlich, dass diese Zuschreibung falsch ist.
43 Petrus Diaconus: De Uns z'PasfrDas, Sp. 1033.
43 Vgl. HARTMANN, Rhetorik und Dialektik, S. 75 f.
44 Vgl. Briefe des Petrus Damiani, IV, Nr.126/127, S. 413-428.
43 Allenfalls RADDiNG/NEWTON, Theology, Rhetoric, and Politics, deuten Alberichs Reputation in
Rom an, konzentrieren sich aber allein auf dessen Bedeutung im Zusammenhang mit der Ver-
urteilung Berengars von Tours auf der Synode in Rom 1078.
Teil II: Philologisch-historische Entwicklung der ars U'chwdm's
ker durch ein Lehrwerk Systematik zu verleihen. Er ist zudem und sicher nicht zufällig
auch als Autor einer Streitschrift gegen Heinrich IV. bekannt. Sein Biograph begann in
bezeichnender Reihenfolge die lange Liste von Alberichs literarischem CEuvre:
ADencus dzacomts [...] scnpszf Ehntm dzcfammum ef saDfahomtm, /tpmuos in sanch
Nicolai, in ntnsica Diaioynnt, iiiunnn in uiryiniiNc sancfac Mariae, contra Henricnrn
irnperaforern De eieefione Romani ponfi/icis .. d"
An diesem kurzen Zitat ist dreierlei bemerkenswert. Zunächst eröffnet der Biograph die
Reihung mit Alberichs Brieflehren, offenbar weil sie innerhalb des CEuvres als beson-
ders wichtig eingeschätzt wurden und dem Biographen selbst vertraut gewesen sind.
Zweitens zeigt der Biograph Alberichs Nähe zur päpstlichen Partei. Dass Alberich trotz
seiner grammatischen Lehrtätigkeit nicht von dem unruhigen Zeitgeschehen abge-
schieden war, sondern sich selbst an der Debatte beteiligte, belegt die heute leider verlo-
rene Schrift gegen Heinrich IV., die eng im Kontext des Investiturstreits zu verorten ist.
Und schließlich weist ihn sein eigenes, heute ebenfalls verlorenes Buch über die Dialek-
tik als einen Gelehrten aus, der auf der argumentativen Höhe seiner Zeit und deswegen
in besonderer Weise befähigt war, den Argumenten der Heinrizianer im Investiturstreit
mit den aktuellen wissenschaftlichen Methoden entgegenzutreten. Der Kontext, in dem
von seinem Buch über die Dialektik berichtet wird, dokumentiert, dass er für diese Fä-
higkeit in den Dienst der Kurie gerufen wurde:
Scnpszf [...] Ehntm de dödechca. Tempordms oero ems^defa esf spnodMS m müe Roma
adoersMS Berenyarmm d/'aeom/m cccLNac AndcyauLms/'s, pm mfer /mdia, paac asbm-
ere mfebafn?; dzcedaf, saerz/femm corporis ef sanyzdms Dommz^ynram esse. Cumpne
ei nrdDs resisfere oaieref, idem ADericrzs eoocafrzr ad st/nodum. Quo drzm oenissef,
[...] Ehntm adoersMS ermdem diacomzm de corpore Domini edidiD"
Jüngst haben CHARLES RADDiNG und FRANCis NEWTON jenes Werk gegen den als Häreti-
ker verurteilten Berengar von Tours identifiziert.^ Auch hier folgte Alberich der Bitte
Papst Gregors VII., der ihn gegen den Häretiker aufbot, »weil diesem sonst niemand
etwas entgegensetzen konnte«,^ wie Petrus Diaconus schreibt. In der Auseinanderset-
zung zwischen Gregor VII. und Heinrich IV. finden wir gerade auf der päpstlichen Seite
die Anwendung der Schuldialektik/ Einer der Vorläufer auf dem Feld der Dialektik
war Petrus Damiani, mit dem Alberich ebenfalls in Kontakt gestanden hatA So über-
rascht Alberichs Kenntnis der Dialektik nicht, sie weist ihm aber im Kampf für Gregor
VII. eine bislang übersehene Stellung zu A Rhetorische Lehre, theoretische Einführun-
gen in die Dialektik und das praktische Schreiben von Streitschriften bilden bei Albe-
^ Petrus Diaconus: De Uns z'PasfrDas, col. 1032 f.
40 Petrus Diaconus: De Uns z'PasfrDas, col. 1033.
Edition mit Übersetzung bei RADDiNG/NEWTON, Theology, Rhetoric, and Politics, S. 126-168. Das
Werk wurde bislang fälschlich Berengar selbst zugeschrieben; RADDiNG/NEWTON. S. 35-37, ma-
chen mit guten Argumenten wahrscheinlich, dass diese Zuschreibung falsch ist.
43 Petrus Diaconus: De Uns z'PasfrDas, Sp. 1033.
43 Vgl. HARTMANN, Rhetorik und Dialektik, S. 75 f.
44 Vgl. Briefe des Petrus Damiani, IV, Nr.126/127, S. 413-428.
43 Allenfalls RADDiNG/NEWTON, Theology, Rhetoric, and Politics, deuten Alberichs Reputation in
Rom an, konzentrieren sich aber allein auf dessen Bedeutung im Zusammenhang mit der Ver-
urteilung Berengars von Tours auf der Synode in Rom 1078.