Isis.
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liehen Haar, das in der Mitte gescheitelt, leichtgewellt die Schläfen einfaßt, stets in mehreren
Lagen große Korkzieherlocken auf Schultern und Rücken verteilt22). 33 und 34 zeigen das
in der Mitte gescheitelte Haar in straffen Strähnen schräg nach hinten geführt, wo es wohl
geknotet ist; einzelne Strähnen liegen natürlich auf den Schultern, nicht anders als bei Frauen-
frisuren, etwa der Demeter, zu sehen ist23). Die kurze, dicke Frau, 36, 38, scheint recht
der Beachtung wert: inhaltlich ist der Typ, wie später gezeigt wird, frühhellenistisch, aber
ihre Frisur finden wir bei einer Gruppe ähnlicher Göttinnen (im Typus 33 und 34)24): zum
pausbackigen Gesicht und dem Fetthals paßt ganz gut die Frisur, die wir von römischen
Damen um 170—180 n. Chrtkennen25), nur fehlen diesen die herunterfallenden Korkzieher;
eine letzte Reminiszenz an die alte Tracht26), die zugleich die Frisur des täglichen Lebens,
die mit Ringeln, Wellen und Zöpfen ihre Wirkung erreichen will, archaisiert27). Daß diese
Typen vor der angegebenen Zeit entstanden seien, wird darum niemand glauben.
Der Kopfschmuck fehlt merkwürdigerweise bei 25; bei 24 ist er abgebrochen, und eine
Ergänzung desselben bleibt nur Vermutung. Sonst ist er fast einheitlich: zwei aufrechte
Hörner, die kleine Sonnenscheibe, zwei hohe Federn, ab und an zwei seitlich unter den Hörnern
eingesteckte Ähren28), ein Diadem, oder, besonders plump, ein dicker Blumenkranz mit Blättern
und Früchten29). Von Hathor, der Kuhgöttin, hatte Isis schon in vorgriechischer Zeit die
Hörner und Sonnenscheibe übernommen, zu denen, nicht vor der griechischen Zeit, auch die
Federn des Sonnengotts30) gefügt wurden. Ähren sah Apuleius auf dem Haupt der Göttin,
die ihm erschien ('spicis etiam Cerialibus desuper porrectis') und zeigen noch Statuen und
Münzen. Vorgriechisch sind sie mir aus Bildern nicht bekannt, trotzdem die Göttin über die
einfache Klagefrau hinaus längst größere Wirkung tat. Ähren trägt auch die Prinzessin
Berenike, Ptolemaios III. Tochter, in dem Diadem, das die Priester für sie ausgedacht haben31).
22) Schon unsere älteste Darstellung, die Euthenia der Tazza Farnese (Anm. 8, 14), zeigt die Korkzieherlocken, und
von da an außerordentlich viele Denkmäler diese für den freien Typus ganz übliche Frisur. Vgl. z. Β. die Ägyptus auf der
„Ankunft der Io", Neapel, Herrmann-Bruckmann, Taf. 56, S. 71, auch die Isisstatue des pompeianischen Tempels, die Isis-
statue des Kapitols; vgl. auch die später zu nennenden Stücke. "Ισιδος ευπλοκάμοιο, Milne, Greek inscr. (Cat. Gen. Caire)
9237, Apuleius, Met. XI, 3.
23) Die einfache oder doppelte Strähne auf den Schultern findet sich manchmal bei außerägyptischen Denkmälern, z. Β.
dem athenischen Grabstein der Alexandra, vgl. auch Erman, Religion2, S. 270, der Isis-Tyche, guida del Museo di Napoli 365.
24) Comptes-Rend. de TAcad. 1896, pl. XI; ein Hildesheimer Ex., auch Karlsruhe II. 830, s. unten S. 43, Anm. 9.
Sie kehrt wieder ohne die Schulterlocken bei den sich frisierenden Damen, Taf. 34 und ihren Parallelen.
25) Die Damenporträts aus Kaiser Marcus' und Commodus' Zeit, z. B. Hekler, Bildniskunst, Taf. 284 ff.
26) Vgl. die Anm. 24 zuletzt genannten auf Taf. 34, die wie die Damenporträts mit dem Haarknoten sich begnügen.
27) Korkzieherlocken zu jeder Seite, schon archaisch, z. B. Löwy, Österr. Jahresh. 1911, 27, fig. 28 (ebenda unsere
Spirallöckchenfrisur, freilich nach der Weise des n. R., eine einheitliche Masse von vorn bis auf den Rücken, sehr sorgfältig,
aber nicht eindeutig imitiert auf der kretischen Vase bei Löwy a. a. 0. 32, Fig. 36, wo seine Auffassung zu berichtigen ist;
vgl. auch Winter, Typenkatalog I 16).
28) Die kleinen Bronzen wie großplastische Stücke zeigen auch oft die Geierhaube, die hier fehlt. Man wird kaum daran
denken können, daß dies Diadem Ersatz für die Haube sein soll. Sie trägt mitunter auch einen Hut, wie der eines Prete,
z. B. Bronzen,, Berlin 2529, 8690. Auch Isis-Hathor, hellenisiert, mit ägyptischen Reminiszenzen, hat ein hohes Diadem.
29) Vgl. auch die Göttin, unten Taf. 20. Auch bei Apuleius (Met. XI, 3): corona multiformis variis floribus sublimem
destrinxerat verticem.
30) Hathor ist die Tochter des Sonnengotts, ήν δ πατήρ στέρξας ώνομασέν δτε μέν βασιλείαν, ότε δε δρασιν αύτοϋ . . . Das kann
doch nur heißen, daß sie sein Auge ist (Erman, Religion2 S. 15) und seine Krone |. Das beweist erst, daß Isis die Krone von
Hathor überkam.
31) Είναι δε την έπιτιθεμένην βασιλείαν τή είκονι αυτής διαφερομένην τής επιτιθέμενης ταΐς είκόσιν τής μητρος αυτής βασιλίσσης
Βερενίκης εκ σταχύων δυο, ών ανά μέσον εσται η ασπιδοειδης βασιλεία, ταυτης δ'οπίσω σύμμετρον σκήπτρον παπυροειδες . . . περ'ι δ κα' ι ή
ούρα τής βασιλείας εσται περιειλημμένη, ώστε και εκ τής διαθεσεως τής βασιλείας διασαφεΐσθαι το Βερενίκης όνομα κατά τα επίσημα τής ίεράς
γραμματικής .Dittenberger, Or. Gr. I 56 Z 61 ff., Mahaffy, Hist, of Egypt under Ptol. Dyn., S. 117, fig. 33. Spiegelberg,
Äg. Zeitschr. 1906, 156 f., hat die letzter! Worte aufgeklärt. Daraus folgt, wie systematisch man darüber nachgedacht, da-
mit gespielt hat. Anderes an anderer Stelle. Hier erwähne ich noch, daß man auch außerhalb Ägyptens besonders wert-
volle Kronen für die Kultbilder stiftet. Z. B. Ostia, C. I. L. XIV, 21 corona aurea; corona analempsiaca; ebenso 2215. s.
noch C. I. L. 11 3386.
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liehen Haar, das in der Mitte gescheitelt, leichtgewellt die Schläfen einfaßt, stets in mehreren
Lagen große Korkzieherlocken auf Schultern und Rücken verteilt22). 33 und 34 zeigen das
in der Mitte gescheitelte Haar in straffen Strähnen schräg nach hinten geführt, wo es wohl
geknotet ist; einzelne Strähnen liegen natürlich auf den Schultern, nicht anders als bei Frauen-
frisuren, etwa der Demeter, zu sehen ist23). Die kurze, dicke Frau, 36, 38, scheint recht
der Beachtung wert: inhaltlich ist der Typ, wie später gezeigt wird, frühhellenistisch, aber
ihre Frisur finden wir bei einer Gruppe ähnlicher Göttinnen (im Typus 33 und 34)24): zum
pausbackigen Gesicht und dem Fetthals paßt ganz gut die Frisur, die wir von römischen
Damen um 170—180 n. Chrtkennen25), nur fehlen diesen die herunterfallenden Korkzieher;
eine letzte Reminiszenz an die alte Tracht26), die zugleich die Frisur des täglichen Lebens,
die mit Ringeln, Wellen und Zöpfen ihre Wirkung erreichen will, archaisiert27). Daß diese
Typen vor der angegebenen Zeit entstanden seien, wird darum niemand glauben.
Der Kopfschmuck fehlt merkwürdigerweise bei 25; bei 24 ist er abgebrochen, und eine
Ergänzung desselben bleibt nur Vermutung. Sonst ist er fast einheitlich: zwei aufrechte
Hörner, die kleine Sonnenscheibe, zwei hohe Federn, ab und an zwei seitlich unter den Hörnern
eingesteckte Ähren28), ein Diadem, oder, besonders plump, ein dicker Blumenkranz mit Blättern
und Früchten29). Von Hathor, der Kuhgöttin, hatte Isis schon in vorgriechischer Zeit die
Hörner und Sonnenscheibe übernommen, zu denen, nicht vor der griechischen Zeit, auch die
Federn des Sonnengotts30) gefügt wurden. Ähren sah Apuleius auf dem Haupt der Göttin,
die ihm erschien ('spicis etiam Cerialibus desuper porrectis') und zeigen noch Statuen und
Münzen. Vorgriechisch sind sie mir aus Bildern nicht bekannt, trotzdem die Göttin über die
einfache Klagefrau hinaus längst größere Wirkung tat. Ähren trägt auch die Prinzessin
Berenike, Ptolemaios III. Tochter, in dem Diadem, das die Priester für sie ausgedacht haben31).
22) Schon unsere älteste Darstellung, die Euthenia der Tazza Farnese (Anm. 8, 14), zeigt die Korkzieherlocken, und
von da an außerordentlich viele Denkmäler diese für den freien Typus ganz übliche Frisur. Vgl. z. Β. die Ägyptus auf der
„Ankunft der Io", Neapel, Herrmann-Bruckmann, Taf. 56, S. 71, auch die Isisstatue des pompeianischen Tempels, die Isis-
statue des Kapitols; vgl. auch die später zu nennenden Stücke. "Ισιδος ευπλοκάμοιο, Milne, Greek inscr. (Cat. Gen. Caire)
9237, Apuleius, Met. XI, 3.
23) Die einfache oder doppelte Strähne auf den Schultern findet sich manchmal bei außerägyptischen Denkmälern, z. Β.
dem athenischen Grabstein der Alexandra, vgl. auch Erman, Religion2, S. 270, der Isis-Tyche, guida del Museo di Napoli 365.
24) Comptes-Rend. de TAcad. 1896, pl. XI; ein Hildesheimer Ex., auch Karlsruhe II. 830, s. unten S. 43, Anm. 9.
Sie kehrt wieder ohne die Schulterlocken bei den sich frisierenden Damen, Taf. 34 und ihren Parallelen.
25) Die Damenporträts aus Kaiser Marcus' und Commodus' Zeit, z. B. Hekler, Bildniskunst, Taf. 284 ff.
26) Vgl. die Anm. 24 zuletzt genannten auf Taf. 34, die wie die Damenporträts mit dem Haarknoten sich begnügen.
27) Korkzieherlocken zu jeder Seite, schon archaisch, z. B. Löwy, Österr. Jahresh. 1911, 27, fig. 28 (ebenda unsere
Spirallöckchenfrisur, freilich nach der Weise des n. R., eine einheitliche Masse von vorn bis auf den Rücken, sehr sorgfältig,
aber nicht eindeutig imitiert auf der kretischen Vase bei Löwy a. a. 0. 32, Fig. 36, wo seine Auffassung zu berichtigen ist;
vgl. auch Winter, Typenkatalog I 16).
28) Die kleinen Bronzen wie großplastische Stücke zeigen auch oft die Geierhaube, die hier fehlt. Man wird kaum daran
denken können, daß dies Diadem Ersatz für die Haube sein soll. Sie trägt mitunter auch einen Hut, wie der eines Prete,
z. B. Bronzen,, Berlin 2529, 8690. Auch Isis-Hathor, hellenisiert, mit ägyptischen Reminiszenzen, hat ein hohes Diadem.
29) Vgl. auch die Göttin, unten Taf. 20. Auch bei Apuleius (Met. XI, 3): corona multiformis variis floribus sublimem
destrinxerat verticem.
30) Hathor ist die Tochter des Sonnengotts, ήν δ πατήρ στέρξας ώνομασέν δτε μέν βασιλείαν, ότε δε δρασιν αύτοϋ . . . Das kann
doch nur heißen, daß sie sein Auge ist (Erman, Religion2 S. 15) und seine Krone |. Das beweist erst, daß Isis die Krone von
Hathor überkam.
31) Είναι δε την έπιτιθεμένην βασιλείαν τή είκονι αυτής διαφερομένην τής επιτιθέμενης ταΐς είκόσιν τής μητρος αυτής βασιλίσσης
Βερενίκης εκ σταχύων δυο, ών ανά μέσον εσται η ασπιδοειδης βασιλεία, ταυτης δ'οπίσω σύμμετρον σκήπτρον παπυροειδες . . . περ'ι δ κα' ι ή
ούρα τής βασιλείας εσται περιειλημμένη, ώστε και εκ τής διαθεσεως τής βασιλείας διασαφεΐσθαι το Βερενίκης όνομα κατά τα επίσημα τής ίεράς
γραμματικής .Dittenberger, Or. Gr. I 56 Z 61 ff., Mahaffy, Hist, of Egypt under Ptol. Dyn., S. 117, fig. 33. Spiegelberg,
Äg. Zeitschr. 1906, 156 f., hat die letzter! Worte aufgeklärt. Daraus folgt, wie systematisch man darüber nachgedacht, da-
mit gespielt hat. Anderes an anderer Stelle. Hier erwähne ich noch, daß man auch außerhalb Ägyptens besonders wert-
volle Kronen für die Kultbilder stiftet. Z. B. Ostia, C. I. L. XIV, 21 corona aurea; corona analempsiaca; ebenso 2215. s.
noch C. I. L. 11 3386.