Αφροδίτη ξεινή, Hathor, Frauengöttin.
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Enden zwischen den gespreizten zwei ersten Fingern hervor14); Sandalen und kothurnähnliche
Fußstützen15) vervollständigen das barocke Bild, das durch die Verteilung der Massen und die
aufregende Silhouette auch ästhetisch in dieser ganzen Gruppe von Denkmälern allein steht.
Eine solche Figur ist, auch mit Rücksicht auf die Größe und Schwere der Ausführung, nur
liegend einigermaßen zu ertragen.
Das letzte Argument wäre leicht von denen auszubeuten, die das aufgeputzte Weib für
ein Freudenweib halten, das dem Toten noch dient16). Kehren auch unleugbar streng wieder-
holt Einzelheiten von den sog. kleinen Dienerfiguren hier wieder17), so fragt man doch: was
schmückt eine Dienerin sich mit Früchten, dem Kopfaufsatz, der Isiskrone? Diese setzen ein
göttliches Wesen voraus; die Haltung der Finger, die Sandalen, die Fußstützen erinnern an
die Mumien; ist nicht auch die Haltung die der erstarrten Toten vor der Mumifizierung? Man
denkt an eine Nackte in aphrodisischem Schmuck18), eine Totengöttin. Darin
wird man durch die Tatsache bestärkt, daß eine Figur, 201, wie ein Bildchen
der Nackten, Tafel 26, neben dem Kopf einer Kinderleiche gefunden wurde;
hatte die Dargestellte das Kind zu schützen wie andere, die sicher Göttinnen sind,
es nähren (S. 39 und 126)? Oder war das Bild eine Beigabe, deren Sinn man nicht
mehr verstand? M. E. wird der Schluß unabweislich, daß wir in der Totengöttin
eine Hathor, d. h. Aphrodite zu sehen haben19), in deren vorbildlicher Haltung
die Toten selbst gebildet wurden, deren Namen sie selbst annahmen.
Wenn eine, 207, ein fein in Falten geordnetes Gewand trägt, das vielleicht
(wie bei Abb. 81) über den mons Veneris aufgehoben war20), so möchte man diese
in die Mitte zwischen die nackte Frau und jene setzen, die unter dem hemdartigen,
tief herabhängenden Gewand die ausgestreckten Arme an den Leib pressen (S. 40, wobei man, um das
Aufheben zu verstehen, der apotropäischen Wirkung solcher Gesten sich erinnern mag, S.119,Anm.5).
Ist das Resultat annehmbar, dann muß die Totenhathor ein Gegenbild zu dem toten
Osiris sein. Wie die Gleichung der Toten mit Hathor der hellenistischen Zeit angehört, so wird
auch dieser Gedanke, dem Toten ein Bild der Totengöttin mitzugeben, jung sein; und wenn
zu beweisen wäre, daß diese Figuren als Ersatz für jene alten „Dienerinnen" eingetreten sind,
wie sie formal eng mit ihnen zusammengehören, könnte vielleicht sogar eine Entwicklungslinie
zu dieser Göttin festgelegt werden.
14) In der Haltung, wie Mumien sie zeigen, Ausführl. Verzeichn.2 344, Abb. 67. Edgar, Graeco-Eg. Coff. pl. XLIV.
Die Taenie im einzelnen nicht klar. Vielleicht über den Rücken, Unterarme und Schenkel.
15) Wieder wie bei den Mumien, z. B. Edgar, a. a. 0. pl. XLIV, 33271. Sie sind hier wie die Sandalen rot.
16) Vgl. etwa Schreiber, Kom esch-Schukafa (Siegl. -Exp. I) 234. Ist damit, daß der formale Typus der Dienerin aus
der altäg. Kunst wiederkehrt, auch der Inhalt entlehnt? Da müßte die eben (Anm. 15) genannte Tote in gleicher Haltung
auch eine Dienerin sein.
17) Bauchfalten, Behaarung (vgl. dazu Schaefers Bemerkung über die realistische Figur, Anm. 13, Sudhoff, Ärztl. aus
d. Papyrusurkunden 95ff.), Schönheitsgruben im Kreuz.
18) Hathor ist Totengöttin. Die Tote wird selbst Hathor. Berlin 31, 836, 837 = Ausführl. Verzeichn.2 343, Abb. 66, 67. Hier
ist es sehr schön verdeutlicht durch die Haltung der Arme im Typ der griechischen Aphrodite, dann die „griechische Aufschrift
Hathor". — Wer den Polos noch schärfer betonen will, mag auch an Eileithyia denken (Baur, Eileithyia, Philol. Suppl. VIII
479ff.; Jessen, Pauly-Wiss. 5, 2110): aber damit ist nur ein unsicherer Name mehr im Spiel; die zugrunde liegende Vor-
stellung der schützenden, helfenden Frauengöttin ist die gleiche; auch sie mündet in der ξένη Αφροδίτη (Hesych s. v. Γενετνλλίς).
— Willkommen als Zeugnis für den Totenkult ist noch die Stelle des Pausanias VIII, 4, 9: Αυγής μνήμα...γής χώμα λίθον
περιεχομενον κρηπίδα, έ'στι δε εν τφ μνήματα επίθημα χαλκού πεποιημένον, γυνή γυμνή. (Pfister, Reliquienkult II, 416 bezieht sie
auch auf die „Geburtsgöttin".) Vgl. auch S. 127, Anm. 14. Weinhold, Abh. Berl. Ak. 1896, I, 18fT.
19) Vgl. auch noch die nackten Frauen, die neben dem Liebesgott Bes stehen, S. 154, Anm. 8. Sie sind sicher Göttinnen,
nackt, mit einem Nefertem-Figürchen auf der Brust.
20) Vgl. die Figur des Musöe Guimet, Comptes Rend. 1896, pl. III. (unsere Abb. 81.) Über das Aufheben des Ge-
wandes ist oben S- 119, Anm. 5 gehandelt.
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Enden zwischen den gespreizten zwei ersten Fingern hervor14); Sandalen und kothurnähnliche
Fußstützen15) vervollständigen das barocke Bild, das durch die Verteilung der Massen und die
aufregende Silhouette auch ästhetisch in dieser ganzen Gruppe von Denkmälern allein steht.
Eine solche Figur ist, auch mit Rücksicht auf die Größe und Schwere der Ausführung, nur
liegend einigermaßen zu ertragen.
Das letzte Argument wäre leicht von denen auszubeuten, die das aufgeputzte Weib für
ein Freudenweib halten, das dem Toten noch dient16). Kehren auch unleugbar streng wieder-
holt Einzelheiten von den sog. kleinen Dienerfiguren hier wieder17), so fragt man doch: was
schmückt eine Dienerin sich mit Früchten, dem Kopfaufsatz, der Isiskrone? Diese setzen ein
göttliches Wesen voraus; die Haltung der Finger, die Sandalen, die Fußstützen erinnern an
die Mumien; ist nicht auch die Haltung die der erstarrten Toten vor der Mumifizierung? Man
denkt an eine Nackte in aphrodisischem Schmuck18), eine Totengöttin. Darin
wird man durch die Tatsache bestärkt, daß eine Figur, 201, wie ein Bildchen
der Nackten, Tafel 26, neben dem Kopf einer Kinderleiche gefunden wurde;
hatte die Dargestellte das Kind zu schützen wie andere, die sicher Göttinnen sind,
es nähren (S. 39 und 126)? Oder war das Bild eine Beigabe, deren Sinn man nicht
mehr verstand? M. E. wird der Schluß unabweislich, daß wir in der Totengöttin
eine Hathor, d. h. Aphrodite zu sehen haben19), in deren vorbildlicher Haltung
die Toten selbst gebildet wurden, deren Namen sie selbst annahmen.
Wenn eine, 207, ein fein in Falten geordnetes Gewand trägt, das vielleicht
(wie bei Abb. 81) über den mons Veneris aufgehoben war20), so möchte man diese
in die Mitte zwischen die nackte Frau und jene setzen, die unter dem hemdartigen,
tief herabhängenden Gewand die ausgestreckten Arme an den Leib pressen (S. 40, wobei man, um das
Aufheben zu verstehen, der apotropäischen Wirkung solcher Gesten sich erinnern mag, S.119,Anm.5).
Ist das Resultat annehmbar, dann muß die Totenhathor ein Gegenbild zu dem toten
Osiris sein. Wie die Gleichung der Toten mit Hathor der hellenistischen Zeit angehört, so wird
auch dieser Gedanke, dem Toten ein Bild der Totengöttin mitzugeben, jung sein; und wenn
zu beweisen wäre, daß diese Figuren als Ersatz für jene alten „Dienerinnen" eingetreten sind,
wie sie formal eng mit ihnen zusammengehören, könnte vielleicht sogar eine Entwicklungslinie
zu dieser Göttin festgelegt werden.
14) In der Haltung, wie Mumien sie zeigen, Ausführl. Verzeichn.2 344, Abb. 67. Edgar, Graeco-Eg. Coff. pl. XLIV.
Die Taenie im einzelnen nicht klar. Vielleicht über den Rücken, Unterarme und Schenkel.
15) Wieder wie bei den Mumien, z. B. Edgar, a. a. 0. pl. XLIV, 33271. Sie sind hier wie die Sandalen rot.
16) Vgl. etwa Schreiber, Kom esch-Schukafa (Siegl. -Exp. I) 234. Ist damit, daß der formale Typus der Dienerin aus
der altäg. Kunst wiederkehrt, auch der Inhalt entlehnt? Da müßte die eben (Anm. 15) genannte Tote in gleicher Haltung
auch eine Dienerin sein.
17) Bauchfalten, Behaarung (vgl. dazu Schaefers Bemerkung über die realistische Figur, Anm. 13, Sudhoff, Ärztl. aus
d. Papyrusurkunden 95ff.), Schönheitsgruben im Kreuz.
18) Hathor ist Totengöttin. Die Tote wird selbst Hathor. Berlin 31, 836, 837 = Ausführl. Verzeichn.2 343, Abb. 66, 67. Hier
ist es sehr schön verdeutlicht durch die Haltung der Arme im Typ der griechischen Aphrodite, dann die „griechische Aufschrift
Hathor". — Wer den Polos noch schärfer betonen will, mag auch an Eileithyia denken (Baur, Eileithyia, Philol. Suppl. VIII
479ff.; Jessen, Pauly-Wiss. 5, 2110): aber damit ist nur ein unsicherer Name mehr im Spiel; die zugrunde liegende Vor-
stellung der schützenden, helfenden Frauengöttin ist die gleiche; auch sie mündet in der ξένη Αφροδίτη (Hesych s. v. Γενετνλλίς).
— Willkommen als Zeugnis für den Totenkult ist noch die Stelle des Pausanias VIII, 4, 9: Αυγής μνήμα...γής χώμα λίθον
περιεχομενον κρηπίδα, έ'στι δε εν τφ μνήματα επίθημα χαλκού πεποιημένον, γυνή γυμνή. (Pfister, Reliquienkult II, 416 bezieht sie
auch auf die „Geburtsgöttin".) Vgl. auch S. 127, Anm. 14. Weinhold, Abh. Berl. Ak. 1896, I, 18fT.
19) Vgl. auch noch die nackten Frauen, die neben dem Liebesgott Bes stehen, S. 154, Anm. 8. Sie sind sicher Göttinnen,
nackt, mit einem Nefertem-Figürchen auf der Brust.
20) Vgl. die Figur des Musöe Guimet, Comptes Rend. 1896, pl. III. (unsere Abb. 81.) Über das Aufheben des Ge-
wandes ist oben S- 119, Anm. 5 gehandelt.
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