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Weber, Wilhelm; Königliche Museen zu Berlin / Ägyptische Abteilung
Mitteilungen aus der Ägyptischen Sammlung: Text — Berlin, 2.1914

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Demeter.

177

25. Demeter (Tafel 28).

Den fackeltragenden Göttinnen auf Tafel 17 gesellt sich die kleine Gruppe 296—300.
Ihre Grundform ist eine stehende (r. Spielbein) matronale Fackelträgerin in fließendem Unter-
gewand und dem Mantel, der über den Hinterkopf, und vorn schief zur 1. Schulter hochgezogen,
über den 1. Arm herabhängt. Schlicht vertritt 296 diesen Typus: er ist eine frühhellenistische
Erfindung, weitverbreitet in seinen Repliken, ein Kultbild der Demeter1). 297 zeigt eine
Differenz, die bei näherem Zusehen sich als Mißverständnis erweist2). 298 aber ist reicher ge-
worden. Ungezwungen erhebt die Göttin die Ähren haltende L.; eine Mondsichel schmückt die
Scheitelhöhe; in steilem Bogen über ihr ein Kranz, wohl eine Nische oder Laube3). Das Bild
spielt mit Eigenschaften der Selene-Artemis. 299 wiederholt die Sichel, trägt wie 300 einen
Kalathos auf dem Kopf (nur ist der Mantel über ihn hinaufgenommen)4); und neben ihr, auf
einer Würfelbasis, ein Korb, gefüllt mit Früchten5). Es
leidet keinen Zweifel, daß diese Vermehrung gewisse
Bedeutung hat, nicht bloßer Spielerei verdankt wird.
300 — ein sorgfältig gearbeitetes Stück — wird
gleich 299 recht genau ein Kultbild wiederholen, das
in einem Heiligtum Ägyptens aufgestellt gewesen sein
muß. Denn gerade aus dem Lande, wo alles nach
Fruchtbarkeit sich sehnt, hat sich eine ganze Reihe


Abb. 102.


Abb. 101.

von Nachbildungen der Grundform in kleinem Maßstab erhalten6); gerade hier sind Ähren
als ihr Attribut natürlich, da man sie mit der παρθένος glich (S. 38)7); und der κάλαθος, der
mit Ähren und Früchten gefüllte Korb, ist, wie schon des Kallimachos Hymnos lehrt, für die
alexandrinische Göttin besonders charakteristisch8), wie auch er wieder zur Unterweltsartemis

!) Amelung, Vatikan, Gall. Lapid. 163ff. Nach ihm ist das Original in frühhellenistischer Zeit entstanden und ein weit-
verbreiteter Typus.
2) Der Töpfer muß den Bausch über dem Schoß, der sonst fehlt, eingeritzt haben in Erinnerung an den Mantelüber-
schlag, wie ihn z. B. Isis-Tyche zeigt; ebenso eine Dublette in Hildesheim 661. — Die kleine Bronze Berlin 2526 zeigt eine
Bubastis (?) mit dem gleichen Mantel, oben S. 119, Anm. 4.
3) In diesem Kreis begegnet sie öfter: vgl. die Figuren in Nischen, wie Harpokrates usw. oben S. 69, Aphrodite und
Priap oben Nr. 186, vgl. S. 123, auch Priap in einer Terr. in Hildesheim, S. 123. In der Prozession bei Athenaeus V, 198
ein άγαλμα Διονύσου in einer σκιάς εκ κισσού και άμπελον καί τής λοιπής οπώρας κεκοσμημένη; vgl. Ζ. Β. auch das Aphroditebild,
pervig. Vener. 49: floreas inter coronas, myrteas inter casas, oder das Bild im Filocaluskalender, Strzygowski, Erg. Heft d.
Jahrb. I, Taf. XXII. Das sind leichte Laubkapellen, denen die Heiligtümer in Ägyptens Gärten (oben S. 70 Anm. 152)
entsprechen und deren Formen auf die Großarchitektur von Einfluß gewesen sind, vgl. meinen Hermestempel S. 37 ff.,
auch die Tafel.
4) Bei Coll. Fouquet pl. XXXIV (s. Anm. 6) und einzelnen aus Hildesheim (Anm. 6) sitzt der Kalathos über dem
Mantel.
5) Zur Form vgl. die Anm. 8 genannten Münzen; ferner den im Grab der Leukaionia gefundenen, Gayet, Annales du
Musee Guimet XXX, 2, pl. 17. Über den κάλαθος Pringsheim, Arch. Beitr. z. Gesch. d. Eleus. Kults 12, Anm. 12; 49.
6) Vgl. Schmidt, Graesk-Aeg. Terr. pl. XXXVIII, Fig. 98. Gayet, Annales du Musee Guimet 30, 2 pl. 3. Hilton Price
Coll. 3277. Karlsruhe H.777. Naukratis I, pl. XXVII (trägt die Fackel 1. und zwei Ähren auf dem Kopf, wie öfter, Pringsheim,
a. a. 0. S. 12). Mehrere Stücke in Hildesheim 442, 614, 661, 735; vgl. auch meinen „Hermestempel“, S. 42 Anm. 140.
Edgar, Greek Bronzes 27655/57; Rubensohn, Arch. Jahrb. 1905, 8ff. Schreiber, Alex. Toreutik Fig. 7, Fig. 39, Fig. 49;
Perdrizet, Coll. Fouquet pl. XXXIV. Vgl. auch die unten besprochenen Münzen.
7) S. auch Schreiber, Alex. Toreutik, Fig. 49, vor allem die Münzen; ferner Boll, Sphaera 479f.
8) Über das KaJaOogfest s. den Hymnos des Kallimachos und die Kommentare. Pringsheim, in der Anm. 5 genannten
Arbeit S. 12, 12; Malten, Archiv f. Rei.-Wiss. 1910; Hermes 45, 543. Wilamowitz, Sitzb. Berl. Ak. 1912, 534f. Reden und
Vorträge3 S. 271ff. Der ährentragende Κάλαθος auf dem Wagen (Abb. 102), dem Thron, der Säule, von den alexandrinischen

Weber, Terrakotten.

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