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Weber, Wilhelm; Königliche Museen zu Berlin / Ägyptische Abteilung
Mitteilungen aus der Ägyptischen Sammlung: Text — Berlin, 2.1914

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Priapos (Nr. 305-306). Eros.

183

305. Stehender Priap. (Tafel 29.)
Berlin 12736. Auf sechseckiger, profilierter Basis steht mit nach rechts geneigtem Kopf und
Oberkörper der Priap zwischen zwei Palmbäumchen (mit Dattelbüscheln), die ihm bis an die Hüfte
reichen. Auf dem kurzen, dicken Haar, das wulstartig die scharf abgesetzte Stirn umrahmt,
trägt er eine kalathosartige Kappe. Augen schwarz. Dicke Augenwülste, breite Nase, volle
Lippen, langer, stilisierter Bart (schwarzer Schnurrbart und Backenbart, bestehend aus einer
mittleren und je zwei seitlichen dicken Strähnen). Den Oberkörper umhüllt ein faltiges Ge-
wand, das von vorn über beide Schultern geschlagen ist und mit einem Zipfel schräg von
hinten kommend über den linken Arm hängt. Die 1. Hand (in Hüfthöhe) hebt den unteren
Rand des Gewandes auf, die r. greift in Brusthöhe oben heraus. Schwarze Stiefel. Ein großer
Phallos war eingesetzt (rundes Loch).
Rückseite platt, kein Brennloch, Öse zum Aufhängen.
Maß: H. 14,9 cm. — Herkunft: Durch Dr. Reinhardt erworben. — Material: Lederbrauner
Ton. Reste von Weiß, Schwarz, Rosa, Rot. — Erhaltung: Eingesetzter Phallos fehlt. — Literatur:
Ausführl. Verzeichnis2, S. 370. — Erwähnt: 182.
306. Stehender Priapknabe. (Tafel 29.)
Berlin 9102. Auf sechseckiger, doppelt profilierter Basis steht der Knabe frontal, das dicke,
lächelnde Gesicht mit kleinen Locken etwas nach r. drehend. Er trägt ein kurzes Gewand (die
1. Brust bleibt frei) mit über den Kopf gezogener Kapuze, an die er die R. legt, als wollte er
grüßen. Im linken Arm hält er ein Füllhorn und Früchte (3 große Trauben, 2 Granaten) auf
der Hand und rafft gleichzeitig ein wenig sein Mäntelchen. Rest des großen, eingesetzten Phallos.
Rückseite: kein Brennloch, Öse zum Aufhängen.
Maß: H. 17,8 cm. — Herkunft: Angeblich aus dem Faijum, in Kairo gekauft. — Material:
Ziegelroter Ton. — Erhaltung: Zerschunden. — Literatur: Ausführl. Verzeichnis2, S. 370. —
Erwähnt: 182, ίο.
28. Eros (Tafel 29).
Unter unseren Terrakotten kehrt Eros häufig wieder. Kein Wunder, fand doch der Glaube
der Toren im kleinen Pfeilsender den Helfer, Beistand und Traumdeuter in Liebesnöten, dessen
Bildchen man in der Hand trägt, wenn man zum spröden Liebchen schleicht, dem man Ver-
wandlung und Erscheinung in allerlei möglichen göttlichen Gestalten zumutet, um die Ange-
betete zu gewinnen1), ganz abzusehen von den vielen theophoren Namen und von der philo-
sophisch-mystischen Theorie, die in den Buben, den die hellenistische Kunst so zärtlich be-
handelt, tiefsinniges hineingeheimnist hat2). Die Typen der Kunst haben sich im griechischen
Ägypten schön erhalten; einzelne Motive sind gar lokal bereichert. Leichtgeflügelt, mit koketten
Theaterschwingen, als Pfeilsender (307) in Siegerhaltung3), oder 308 eine Salbflasche für die

!) Die Zeugnisse aus den Zauberpapyri (wichtig darin die Angabe, man solle den Spruch auf einem goldenen Blätt-
chen in das Innere eines Erosbildchens legen, Pap. Par. 1846ff.) hat Κ. Preisendanz nach seinen neuen Collationen be-
handelt; Hess. Blätter f. Volkskunde 1912, 228 ff. Das Eros-Psyche-Motiv leitet Reitzenstein, Das Märchen von Amor und
Psyche 1911, aus Ägypten her.

2) Proklos in Plat. Tim. II 132 und sonst.

3) S. unten Nr. 333. Etwas anders das Motiv bei Amelung, Vatikan, Chiaram. 550.
 
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