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Weber, Wilhelm; Königliche Museen zu Berlin / Ägyptische Abteilung
Mitteilungen aus der Ägyptischen Sammlung: Text — Berlin, 2.1914

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Kinder (Nr. 392—394).

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größere Junge, der in der Schreibtafel studiert4), der Knabe im Wintermantel mit der hoch-
gezogenen Kapuze, gewöhnlich „Telesphoros" genannt5), der bogenschießende Negerbub in seiner
Angriffsstellung6) und das Manneken-Piss. Von ihnen gehört 392, vielleicht aucli 393 dem
frühesten, alexandrinischen Hellenismus an, während die anderen kaiserzeitlich sind, zumeist
der Hauptmasse unserer Terrakotten zugerechnet werden müssen und als solche Zeugen sind für
die Beliebtheit alter Erfindungen.
392. Hockendes Kind mit Hahn. (Tafel 36.)
Berlin 18584. Auf hoher, glatter Basis hockt ein nacktes Kind, das den Oberkörper ein
wenig nach 1. neigt, das r. Bein leicht zur Seite streckt, das 1. anzieht. Auf die 1. Hand sich
stützend greift es mit der R. an der Brust vorbei und zerrt an dem Flügel eines 1. neben ihm
stehenden Hahns, der davonfliehen will; lachend sieht es ihm zu, wie er erfolglos sich plagt.
Die Haare umrahmen vorn in kurzen Löckchen das runde Kindergesicht, sind hinten zum
Zöpfchen geflochten.
Rückseite: Bearbeitet. Kein Brennloch. Öse zum Aufhängen im Nacken.
Maß: H. 10,6 cm. — Herkunft: Unbekannt. — Material: Lederbrauner Ton mit dunkelrotem
Kern. — Erhaltung: Hahnenkopf und kleine Stücke von der Basis abgebrochen. — Arbeit: Aus
scharfer Form. — Erwähnt: 3, 3; 65, 122; 224.
393. Stehender Knabe mit Traube und Hund. (Tafel 36.)
Berlin 9196. Auf ovaler Basis steht ein kleiner Bub in kurzärmeligem Hemdchen, an dem
eine Kapuze über den Kopf gezogen ist. In der hocherhobenen R. zeigt er lächelnd dem Spitzer
eine dicke Traube, der mit geringeltem Schwanz an seinem r. Bein hochspringt. Mit der L.
hebt er sein Hemdchen, wie um es vor dem Hunde zu schützen. Der Hund hat ein Halsband?
Maß: H. 8,9 cm. — Herkunft: Angeblich aus dem Faijum. — Material: Lederbrauner Ton. —
Erhaltung: Leicht bestoßen. — Literatur: Ausführl. Verzeichnis2 371. — Erwähnt: 65, 122; 224.
394. Sitzender Knabe mit Schreibtafel. (Tafel 36.)
Berlin 8956. Glatte, niedrige Basis. Der Knabe sitzend in faltigem, kurzärmeligen Gewand,
das fast bis an die Knöchel reicht und vorne mit breitem Streifen besetzt ist. Er blickt geradeaus
(breites Gesicht und leicht gelocktes Haar) und hält auf dem Schoß eine Klapptafel, deren eine
Hälfte von den Knieen herabhängt.
Rückseite: Nur die Haare angedeutet.
Maß: Η. 11,1 cm. — Herkunft: In Kairo gekauft. — Material: Lederbrauner Ton, Spuren von
Rosa. — Erhaltung: R. Ohr bestoßen. — Literatur: Ausführl. Verzeichnis2, S. 371. — Erwähnt: 225.

4) Das im Ausführl. Verzeichnis2 371 ganz verkannte Stück hat H. Schaefer im Museum zuerst so gedeutet; ähnlich
Arch. Anz. 1905, 66. In der Schatby-Nekropole (frühptol.) sind gefunden: Knabenfiguren, Mädchen in feindrapierten
Gewändern, Kinder, die mit Gans spielen oder ein Diptychon halten. Auch sonst: Maspero, Cat. Mars. 1039 („cassette!");
Lit. bei Robert, Masken 105, Ziebarth, Österr. Jahresh. XIII, 115. Andere Darst. Winter, Typ.-Kat. II, 123/4; 259, 2, 3.

5) Winter, Typ.- Kat. 11,265. Telesphoros: Daremberg-Saglio V, 1, 69 ff. Holländer, Plastik und Medizin, 125 ff. Die
Kapuzen: Winter, Typ.-Kat. II, 454, 9. Kapuzenmantel: P. Giss. I, 3, 72, n. 79. P. Hamb. I, 10, 19. Marquardt, Privatleben
550, vgl. auch den Kobold oben Tafel 26, 270, auch Schreiber, Schukafa 222 E, Beiblatt V, E. Figürchen in Karlsruhe und
Hildesheim zeigen einen kauernden Buben mit Kapuze und eingesetztem Arm. Kapuzenmäntel von Kindern mit dem
gleichen Vertikalstreifen wie 394 in Berlin 17523, 17525, spätrömischer Zeit.

6) Ein Eros wird es kaum sein sollen, obwohl solche Schönheiten auch wieder begegnen unter gen Terr. von Ehnäs,
s. oben S. 119, Anm. 3.
Weber, Terrakotten.

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