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Weber, Wilhelm; Königliche Museen zu Berlin / Ägyptische Abteilung
Mitteilungen aus der Ägyptischen Sammlung: Text — Berlin, 2.1914

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256


Abb. 127.

Schiffswagen (Nr. 468). Boot.
das auf einem Wagenuntergestell gefahren wurde, wenn die Gottheit im heiligen Schrein, von den
Getreuen umgeben, auf ihm weilte, um unter feierlichen Zeremonien am Festtag die Umfahrt zu
veranstalten, oder den Besuch beim Nachbargott zu bringen3). Denn anders als
zu Schiff reist der Gott nicht, da der Ägypter „fast nur den Verkehr zu Wasser
kennt"4).
Die Münze lehrt, daß die Göttersippe auf der Barke stand, die als Wagen-
kasten diente. Das gleiche erzählt Herodot von einem Fest in Papremis: r6 &
äyalpa eov &v v^co pcxpco ^v^cp xaTax8%QVOa>p,&V(p npoexxo^ovac t„ jigoregafy eg ailo
oixiqpa Igor. oi p.&v dty oliyot oi m^t twyalpa W^cp^evoi ekxovai rezpäxvxlov ä^a^av
vi]6v re xai ro er TW v^cp eveor äya^a ... (II, 63). Da man im altägyptischen Ritus
auf der man den Schrein trägt", „gern die Form eines Schiffes gibt," so scheint
gewaltsam, die ä^a^a des Bildes von Papremis als Wagen in Schiffsform zu ver-

ayovaav rov
„der Trage,
es mir nicht
stehen; zumal schon seit dem Neuen Reicli Barken auf Rädern für Tote vorkommen5); wir ge-
winnen so vorgrieehische Zeugnisse für eine in ihrem Kern ägyptische Erscheinung, die sonst, auf
Grund der späten Zeugnisse, von griechischen Festbräuchen beeinflußt sein könnte6). Es muß also
schon eine Verquickung der beiden Sitten des Tragens und Fahrens des Schiffes zum Fluß an-
genommen werden; unabhängig voneinander haben beide Völker den gleichen Sitten gehuldigt.

468. Schiffswagen. (Abb. 128.)
Berlin 20803. Barke mit teilweise geschlossenem
Verdeck. Ein langer schmaler Schlitz an Backbord, im
Vordersteven das Verdeck als Dreieck ausgeschnitten.
Am Rumpf längsseits vier Räder.


Abb. 128.

Maß: L. 17,5 cm. — Herkunft: Durch Dr. Pieper in Gise gekauft 1913. — Material: Lederbrauner
Ton, Reste von Weiß. — Erhaltung: Das Steuerruder scheint abgeschlagen und wurde ergänzt. —
Erwähnt: 255f.

5. Boot (Tafel 41.)
Das Schiffchen, 469 mit seinem hochgezogenen Knauf, der Haube in Form einer Viertel-
kugel, die mit ihren doppelten Rändern und Nähten mit Metall beschlagen scheint, und den recht-
eckigen Ausschnitten auf dem Hinterdeck, ist, wenn ich recht sehe, als einziges Exemplar eines
leichten ägyptischen Barkentypus der Spätzeit zu beachten. Wenn man auch glauben möchte,
daß wie im alten Ägypten1) und in der Mittelmeerwelt sonst2) es Usus war, dem Toten für seine
Reise über die unterirdischen Gewässer eine kleine Barke ins Grab mitzugeben, so ist kein zwingen-

3) Es fehlt eine zusammenfassende Arbeit über diese Feste, aus der wir manches für den alexandrinischen Kult lernen
müßten. Einzelnes bei Erman, Rel.2 63, 235 und sonst. Schaefer, Osirismysterien zu Abydos und andere.

4) Erman, a. a. 0. 63.

5) Vgl. Maspero, Archeol. egypt.2 323, Fig. 327. Möller weist mich noch auf Mariette, Mon. divers pl. 35, hin, nach
dem Berlin 7494 — Erman, Religion2 191, Fig. 106 zu ergänzen ist.
') Vgl. den Dionysischen „Carrus navalis" in Athen und Smyrna, Dümmler, Rh. Mus. 43, 355 ff.; Frickenhaus, Arch.
Jahrb. 1912, 61 ff.

L) Erman, Rel.2 131, 146. — Ein unserem 469 ähnliches bei Milne, hist, of Egypt. under Roman Rule 74, Fig. 65; ferner
Maspero, Cat. Marseille 1049; der von dem flachen Aufsatz sagt: ,,le four ä cuir le pain, qui se trouve encore aujourd'hui sur
la plupart des barques egyptiennes."
2) Kaufmann, Jenseitsdenkmäler 178 ff. und andere.
 
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