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Rauchaltärchen und Anderes (Nr. 470—471).
Abb. 129.
Freilich, wer alle Türme und Turmhäuser für Grabaltäre ansieht, wird damit nicht zufrieden sein.
Jedoch, wem die Beispiele Anm. 2 verglichen mit dem, was zu 467 gesagt ist, nicht genügen, der
mag überlegen, wie man die Felsenbilder von Assuan9) sonst erklären soll. Die Alternative ist da
Altäre oder Türme mit Eckzinnen. Wer steigt nun auf einen Altar mit einer Leiter? Man müßte
an Altarbauten wie die Riesenbrandaltäre syrischer
Heiligtümer denken. Zeigt aber die Darstellung einer
ägyptischen Landschaft am „Altar" einen Anbau, auf
dessen Dach zu den „Zinken" des „Altars" eine Leiter
hinaufführt 10), dann kann niemand zweifeln, daß es
Wohnhäuser sind, die man auf diesem Wege betrat.
Und wer zuletzt etwa die Fassade eines altägyptischen
Hauses mit flachem Dach und „Zinken"aufsätzen, zwischen denen ein Baum sichtbar wird ii ),
betrachtet, wird zugeben müssen, daß die Reihe der Würfelaltäre mit dem „Zinken"aufsatz, die
das Turmhaus im Umriß noch imitiert, jener Reihe von Tischaltärchen mit zylindrischem Stamm,
auf denen die „Zinken" aufsitzen, vorangeht. Finden wir doch auch in ihnen nichts anderes aus-
gedrückt als das Bestreben, kleine Gebrauchsgegenstände als Nachbildungen groß- architektonischer
Vorwürfe zu gestalten; das ist gewiß eine ägyptische Kunsthandwerksgewohnheit 12).
470. Räucheraltärchen. (Tafel 41.)
Berlin 10 023. Altärchen, auf vier quergeriefelten Eckfüßchen ruhend. Basis, kurzer, runder,
profilierter Schaft, weit ausladende Platte, darauf die Altaraufsätze, bestehend aus vier großen
Eck- und vier kleinen Mittelzinnen.
Maß: H. 10 cm, L. 8,5 cm. — Herkunft: In Medinet el-Faijum gekauft. — Material: Leder-
brauner Ton, geschwärzt. — Erhaltung: Nur leicht bestoßen. — Arbeit: Aus der Form. Drei Teile, von
denen einer zwei Seiten umfaßt. Der innere Boden nachträglich eingesetzt. — Erwähnt: 257f.; 259.
471. Räucheraltärchen. (Tafel 42.)
Berlin 12 720. Wie das vorige, aber flüchtiger. Mäßig ausgeschwungene Einfassung, auf
dieser eingepreßt das Zinkenmotiv, durch Bemalung (Grund weiß), Zinken grün mit schwarzen
Streifen, hervorgehoben. Ebenso am Schaft weiß, darüber hellgrün und schwarz.
Maß: Η. 13,2 cm. — Herkunft: Durch Dr. Reinhardt erworben. — Material: Reste von Weiß
9) Flinders Petrie, A season in Egypt. pl. XIX p. 17 = Schreiber a. a. O. p. 244, Abb. 188.
10) Niccolini IV, 2, Tav. XII.
1]) Vgl. Maspero, Archeol. Egypt.2 S. 14, Fig. 6 = Erman, Ägypten, S. 249, Abb. = Schaefer, Äg. Kunst 12 Nr. 6;
vgl. ferner die abgeschrägt überhöhten Ecken an der Umfassungsmauer von Fig. 8 ebd. Auf alle 4 Ecken der Umfassungs-
mauer ausgedehnt, Erman, Ägypten S. 240, Abb. = Schaefer, Äg. Kunst, S. 12 Nr. 5. Man hat ferner allen Grund, sich, will
man Altärchen der Form Schreiber a. a. O., Fig. 151e verstehen, der einfachen Haustypen zu erinnern, wie die Abb. bei
Erman, Ägypten S. 241 (vgl. S. 257) zeigt. Da sind m. W. auch die ältesten „Zwerggallerien" zu sehen, wie sie für das späte
Ägypten wieder die Turmhausterrakotte bei G. Löscheke, Bonner Jahrb. 1909, Taf. XXXVI, Fig. 7 zeigt.
12) Eine Weiterentwicklung geben drei Fragmente, die G. Möller im Friedhof von Abusir el-Mäläk ausgrub, Berlin
17237. Grober, rotbrauner Ton, außen und innen geweißt; mit roten Linien der Kontur eingefaßt. Sie wurden bei einer
armseligen Leiche gefunden, so, daß zwei zusammenpassende, aber zerbrochene Stücke (Abb. 129) oberhalb des Kopfes, das
dritte unter den Füßen lag. Ein viertes fehlte. Die ungefähre L. der zwei ergibt 45 cm, H. 18 cm, Randdicke 2—3 cm.
In bestimmter Anordnung sind an den Außenflächen je 28 im Relief imitierte Nieten zu sehen; zwei Horizontalreihen
zu je 10, über die 4 mal je zwei herausragen; je zwei am Rand; und paarweise über die Ecken je eines über dem 4. oder
dem 3. Paar (vom Rand aus). Die eigentümliche Anordnung erlaubt die Rekonstruktion. Auch das dritte Fragment
schließt (mit kleinem Abstand) auf 45 cm Gesamtlänge an, so daß das Ganze 45 x 45 cm groß war und je zwei Ecken
gleiche Nietenanordnung hatten. Es ist der Zinkenaufsatz eines Altars aus Ton, durch die Fundumstände ist er in
späthellenistisch-frührömische Zeit datiert, das älteste und einzige mir bekannte Beispiel dieses Typs.
Rauchaltärchen und Anderes (Nr. 470—471).
Abb. 129.
Freilich, wer alle Türme und Turmhäuser für Grabaltäre ansieht, wird damit nicht zufrieden sein.
Jedoch, wem die Beispiele Anm. 2 verglichen mit dem, was zu 467 gesagt ist, nicht genügen, der
mag überlegen, wie man die Felsenbilder von Assuan9) sonst erklären soll. Die Alternative ist da
Altäre oder Türme mit Eckzinnen. Wer steigt nun auf einen Altar mit einer Leiter? Man müßte
an Altarbauten wie die Riesenbrandaltäre syrischer
Heiligtümer denken. Zeigt aber die Darstellung einer
ägyptischen Landschaft am „Altar" einen Anbau, auf
dessen Dach zu den „Zinken" des „Altars" eine Leiter
hinaufführt 10), dann kann niemand zweifeln, daß es
Wohnhäuser sind, die man auf diesem Wege betrat.
Und wer zuletzt etwa die Fassade eines altägyptischen
Hauses mit flachem Dach und „Zinken"aufsätzen, zwischen denen ein Baum sichtbar wird ii ),
betrachtet, wird zugeben müssen, daß die Reihe der Würfelaltäre mit dem „Zinken"aufsatz, die
das Turmhaus im Umriß noch imitiert, jener Reihe von Tischaltärchen mit zylindrischem Stamm,
auf denen die „Zinken" aufsitzen, vorangeht. Finden wir doch auch in ihnen nichts anderes aus-
gedrückt als das Bestreben, kleine Gebrauchsgegenstände als Nachbildungen groß- architektonischer
Vorwürfe zu gestalten; das ist gewiß eine ägyptische Kunsthandwerksgewohnheit 12).
470. Räucheraltärchen. (Tafel 41.)
Berlin 10 023. Altärchen, auf vier quergeriefelten Eckfüßchen ruhend. Basis, kurzer, runder,
profilierter Schaft, weit ausladende Platte, darauf die Altaraufsätze, bestehend aus vier großen
Eck- und vier kleinen Mittelzinnen.
Maß: H. 10 cm, L. 8,5 cm. — Herkunft: In Medinet el-Faijum gekauft. — Material: Leder-
brauner Ton, geschwärzt. — Erhaltung: Nur leicht bestoßen. — Arbeit: Aus der Form. Drei Teile, von
denen einer zwei Seiten umfaßt. Der innere Boden nachträglich eingesetzt. — Erwähnt: 257f.; 259.
471. Räucheraltärchen. (Tafel 42.)
Berlin 12 720. Wie das vorige, aber flüchtiger. Mäßig ausgeschwungene Einfassung, auf
dieser eingepreßt das Zinkenmotiv, durch Bemalung (Grund weiß), Zinken grün mit schwarzen
Streifen, hervorgehoben. Ebenso am Schaft weiß, darüber hellgrün und schwarz.
Maß: Η. 13,2 cm. — Herkunft: Durch Dr. Reinhardt erworben. — Material: Reste von Weiß
9) Flinders Petrie, A season in Egypt. pl. XIX p. 17 = Schreiber a. a. O. p. 244, Abb. 188.
10) Niccolini IV, 2, Tav. XII.
1]) Vgl. Maspero, Archeol. Egypt.2 S. 14, Fig. 6 = Erman, Ägypten, S. 249, Abb. = Schaefer, Äg. Kunst 12 Nr. 6;
vgl. ferner die abgeschrägt überhöhten Ecken an der Umfassungsmauer von Fig. 8 ebd. Auf alle 4 Ecken der Umfassungs-
mauer ausgedehnt, Erman, Ägypten S. 240, Abb. = Schaefer, Äg. Kunst, S. 12 Nr. 5. Man hat ferner allen Grund, sich, will
man Altärchen der Form Schreiber a. a. O., Fig. 151e verstehen, der einfachen Haustypen zu erinnern, wie die Abb. bei
Erman, Ägypten S. 241 (vgl. S. 257) zeigt. Da sind m. W. auch die ältesten „Zwerggallerien" zu sehen, wie sie für das späte
Ägypten wieder die Turmhausterrakotte bei G. Löscheke, Bonner Jahrb. 1909, Taf. XXXVI, Fig. 7 zeigt.
12) Eine Weiterentwicklung geben drei Fragmente, die G. Möller im Friedhof von Abusir el-Mäläk ausgrub, Berlin
17237. Grober, rotbrauner Ton, außen und innen geweißt; mit roten Linien der Kontur eingefaßt. Sie wurden bei einer
armseligen Leiche gefunden, so, daß zwei zusammenpassende, aber zerbrochene Stücke (Abb. 129) oberhalb des Kopfes, das
dritte unter den Füßen lag. Ein viertes fehlte. Die ungefähre L. der zwei ergibt 45 cm, H. 18 cm, Randdicke 2—3 cm.
In bestimmter Anordnung sind an den Außenflächen je 28 im Relief imitierte Nieten zu sehen; zwei Horizontalreihen
zu je 10, über die 4 mal je zwei herausragen; je zwei am Rand; und paarweise über die Ecken je eines über dem 4. oder
dem 3. Paar (vom Rand aus). Die eigentümliche Anordnung erlaubt die Rekonstruktion. Auch das dritte Fragment
schließt (mit kleinem Abstand) auf 45 cm Gesamtlänge an, so daß das Ganze 45 x 45 cm groß war und je zwei Ecken
gleiche Nietenanordnung hatten. Es ist der Zinkenaufsatz eines Altars aus Ton, durch die Fundumstände ist er in
späthellenistisch-frührömische Zeit datiert, das älteste und einzige mir bekannte Beispiel dieses Typs.