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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 28.1913-1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.31172#0026

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MODERNE KUNST.

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Paul Iialke: Im Fliegerlager. Das Flugzeug hebt sich vom Boden.


Unsere JSüder. =<3'ss>

Die Lage der Residenz in München, dieses Königshaus der Wittelsbacher,
vereinigt die Vorzüge des Großstädtischen mit gärtnerischen Ausblicken, wie
sie den Lustschlössern Süddeutschlands zu eigen sind. Nur nach Westen wird
der Bau durch die enge Residenzstraße begrenzt, die sich an der Feldherrnhalle
platzartig weitet. Im Norden breitet sich der Hofgarten, ebenso liegen im Osten
Gartenanlagen, die zum Marstall führen; gegen Süden gliedern sich die beiden
königlichen Theater an, charakteristischer Weise mit der Residenz verbunden,
auch entfaltet sich hier das Viereck des ruhig-vornehmen Max-Joseph-Platzes.
Das Schloß besteht aus drei Teilen, der in der Mitte gelegenen „alten Residenz“,
die gegen Ende des 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts unter dem Herzog
und späteren Kurfürsten Maximilian I. erbaut wurde. Ihr ist im. Süden am
Max-Josephs-Platz der sogenannte Königsbau und nach Norden zum Hofgarten
hin der Festsaalbau vorgelagert, beide von Klenze 1825—40 errichtet. Von dem
Prunk der Innenräume, den Ludwig II. in seinen Lustschlössern freilich noch
überboten hat, gibt Franz Multerers Gemälde „Spiegel kabinett der Reichen
Zimmer in der Kgl. Residenz in München“ ein klares Abbild. Mit seinem
reichen, zierlichen Schmuck belebt das Rokoko aufs anmutigste den Raum.

An ein stilles Plätzchen üppig blühen-
der Natur, auf das man Goethes Wort
anwenden könnte: „Hier möcht’ ich volle
Stunden säumen“, führt H. Seegers
Bild „Margueriten“. Zwei Mädchen,
die mit ihren hellen Sommerblusen selbst
Blumen gleichen, liegen in dem hohen
Grase, die Hände unter dem Kopfe ver-
schränkt, oder spielerisch auf den Boden
blickend. Die Welt erscheint ganz fern;
nur von Blumen und grünen Zweigen
sind die beiden umwoben. — Eine ent-
sprechende Stimmung der Ruhe auf dem
Wasser hat Karl Boehme festgehalten.
Weithin dehnt sich der Meeresspiegel,
auf dem die verhüllte Sonne eine matt-
glitzernde Straße zeichnet. Still wandelt
eine Wolke, ihren Schatten auf das Meer
herniedersendend, und ein Schiff am
Horizont zieht seine stille Bahn.

Ua|us Oliver Goldsmiths berühmtem Roman „The vicar of Wakefield",
der in den siebziger Jahren des 18. Jahrhunderts so stark auf die deutsche
Literatur, besonders auf den jungen, von dieser idyllischen Poesie angezogenen
Goethe wirkte, hat J. M. Dicksee das Milieu zu dem Gemälde „Alles für die
Armen“ geschöpft. Wir sehen Olivia, eine der Hauptfiguren der Dichtung, und
ihre Schwester Sophie damit beschäftigt, ihre Garderobe zu zerschneiden, um für
arme Kinder Kleider herzustellen, wobei ihre kleinen Brüder als Modell dienen.
*
Das Portrait einer „Aristokratin“ aus der Pariser Gesellschaft hat Paul
Chabas mit einem farbigen Schmelz wiedergegeben, der mit der Zartheit dieses
Frauenkörpers und dem Duft der seidigen schleierartigen Stoffe wetteifert. Mit
erlesenem Geschmack ist in diese Harmonie rosig-heller und ins Violette klingender
Farben das wenige Schwarz am Mieder und das Rot des Haarbandes gesetzt.
*
Die Freude, wie sie sich gegen „Ende eines Souperswenn der Sekt
die Zungen gelöst hat, und die Steifheit der ersten Begrüßung längst vorüber ist,
auf geröteten Wangen und lachenden Mienen kund tut, hat J. Grün in seinem
Gemälde festgehalten. Die Poesie der
Tafelfreuden besteht keineswegs allein
in den gebotenen kulinarischen Genüssen.
Darüber hinaus bietet das Gespräch mit
neuen anregenden Menschen dem Geist
ein reizvolles Vergnügen, und das Auge
wird vom Glanz der Lichter auf den
Schultern der Frauen, auf feingeschliffenen
Gläsern und auf blinkendem Porzellan
angezogen. Es herrscht beständig ein
feines seelisches Schwingen, dem der
prickelnde Wein neue Nahrung zuführt.

Paul Halke: Im Fliegerlager.
Fliegerrestaurant und Museum der Trümmer gescheiterter Flugzeuge.
 
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