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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 28.1913-1914

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13. Heft
DOI Artikel:
Anwand, Oskar: Impressionismus
DOI Artikel:
Rittland, Klaus: Die Ehen des Herrn von Brenkhusen, [8]
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https://doi.org/10.11588/diglit.31172#0378

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MODERNE KUNST.

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päischen Kunst aufnahm, die nun unsern alten Kulturkontinent zu befruchten begann —
nämlich der japanischen Malerei. Besonders ihre kühne, für uns völlig neue Kom-
positionsmethode lehrte Edgar Degas die letzte Steifheit überwinden, wie wir sie
selbst noch bei Manet fanden. Er scheut keineswegs davor zurück, auf seinen Arbeiten
eine Balletteuse oder ein Rennpferd mit dem Bildrahmen einfach zu durchschneiden
oder den oberen Teil einer Baßgeige — wie dies unsere Abbildung der „Ballettprobe"
zeigt — gleichsam mitten in die Szene hineinschweben zu lassen. Dieser rassigen
Art entsprechen auch seine studienartigen Bilder, wie z. B. „Bei der Toilette“, auf
denen er Überschneidungen und Bewegungen, welche die Kunst bis dahin kaum
vermerkt hatte, mit keckem Griffe festhielt. Mit gleicher Stärke muß betont werden,
daß der Impressionismus durch ihn sich mit Vorliebe der Wiedergabe künstlicher
Lichteffekte zuwandte, wie sie Elektrizität, Gas usw. mit sich führen. An die Seite
des Pleinairismus trat der Luminismus, womit sich der Malerei ein neues weites
Gebiet eröffnete; so ist die Kühnheit des Impressionismus, die Provinzen der Malerei
zu erweitern, nicht gering anzuschlagen. An bedeutenden Künstlern dieser Gruppe
seien hoch besonders Auguste Renoir genannt, dessen Gemälde „In der Loge“ seeli-
sche Bewegung so delikat festhält, und Sisley, während Cezanne dem analytischen

Prinzip dieser Kunst bereits ein synthetisches gegenüberstellt und somit zu einer
neuen Zeit herüberleitet.
Es ist charakteristisch, daß der Impressionismus als er nach Deutschland gelangte,
nicht in München Fuß faßte, da dessen bodenständige Kultur dies verhinderte, sondern
in Berlin, wohin ihn Max Liebermann, wohl der beweglichste Künstler unserer
Zeit, aus Anregungen die er in Paris und in Holland erhalten hatte, verpflanzte.
Sieht man von ihm selbst ab, so sind vor allem MaxSlevogt und LovisCorinth
als Maler von bedeutender, selbständiger Begabung Wege gewandelt, die sie zu ähn-
lichen Zielen führten, als die Franzosen sie erreichten. Dabei blieben sie selbst sich
ihrer deutschen Eigenart bewußt. Leider aber wurde der französische Impressionismus
von einer ganzen Zahl schwächerer Künstler als das Dogma aller Malerei angesehen und
sklavisch nachgeahmt. Sie erkannten nicht, daß seine Grundlage, sein Temperament
und seine Farbengebung naturgemäß französisch war. Bald zog der Impressionismus
den Neoimpressionismus nach sich, der überhaupt nur Farbentüpfchen anerkannte. Alle
diese Übertreibungen sind schon heute großenteils verrauscht und können keinen
Bestand haben. Aber die Forderung der frischen impulsiven Wirkung, die der Im-
pressionismus für die Malerei aufstellte und verwirklichte, wird ihr erhalten bleiben.


Edgard Degas: Die Ballettprobe.



des JHerrn non


usen.

Von Klaus Rittland (Elisabeth Heinroth).

Nil. [Fortsetzung.]
einem frostklaren Wintersonntagmorgen hielt Curt Brenkhusen
eine neugeborene Tochter im Arme.
„Ganz die Augen vom Herrn Oberpräsidialrat!“ sagte die Wartefrau.
Brenkhusen fand eigentlich, daß das winzige Etwas noch gar keine
Augen zeigte. Es blinzelte aus seinem roten Gesichtchen heraus und schrie.
Aber alle behaupteten, es wäre ein prächtiges Mädchen. Und Brenk-
husen besaß Phantasie. Er sah sich schon als Vater einer schönen, ge-
feierten Tochter. Sehr gerührt war er. Und Fanny lächelte ihn freund-
lich an. Ein guter Kerl! Wie zärtlich er sie bedauert hatte, daß sie
sich so quälen mußte. Und eigentlich war doch alles ganz gut und
schnell gegangen — so wie es sich bei dem Fanneri von selbst verstand.


Copyright 1913 by Rieh. Bong.
„Du hättest vielleicht doch lieber einen Buben gehabt?“ fragte sie
ihn, als er ihr das Kindchen wieder in den Arm legte.
„O nein,“ versicherte er, „ganz gewiß nicht. Eine Tochter ist für
den Vater beinahe noch interessanter. Ich fühle schon jetzt, daß ich ein
Sklave der kleinen Fanny sein werde. Aber du, wie ist es mit dir?“
„Mir ist’s lieber, daß es ein Mädel ist!“ Sie errötete. „Wegen dem
Glauben.“
Peinlich durchzuckte es ihn. Ja —• so war es. Die Söhne sollten pro-
testantisch erzogen werden, die Töchter in der katholischen Konfession.
Also, das war doch einer ihrer ersten Gedanken? Ihm schien, als ob ein
Schleier sich von ihrem Wesen abhöbe. So fest hing sie an ihrem Glauben?
 
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