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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 28.1913-1914

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MODERNE KUNST.



Dr. F. Riese.

Illustrations-Photoverlag, Berlin.

Zick-

Zack..

rrenreiter. In der großen Menge
0/ unserer Herrenreiter — weit über
300 reiten alljährlich auf deutschen
Bahnen — ist es gewöhnlich nicht
mehr als ein gutes Dutzend, das dem
breiteren Publikum genauer bekannt
ist. In der Uniform, die das rein
Persönliche in der äußeren Erschei-
nung etwas in den Hintergrund treten
läßt, ist der Offiziers-Herrenreiter nicht
immer genau zu erkennen, zumal wenn
mehrere Herren in der gleichen Uniform
an einem Rennen teilnehmen. In diesem
Dutzend bekannterer Reiter sind es dann wieder
einige wenige, die sich der besonderen Gunst der
Masse erfreuen, charakteristische Figuren, die durch ihre
Kunst im Sattel oder durch ihren Schneid aus der großen Zahl
ihrer Konkurrenten hervorragen. Dies gilt für die vier Herrenreiter,
die wir heute im Bilde bringen: die Leutnants von Raven, Graf von Bethusy-Huc,
von Egan Krieger und ihren Kameraden vom Zivil Dr. Riese, der seit einiger
Zeit als vielbeschäftigter Rechtsanwalt in Berlin lebt, seiner Passion für den
Turf und insbesondere für das Rennreiten deswegen aber keineswegs untreu
geworden ist. Die längste Praxis von diesen vier Herren haben wohl Ober-

selbst gehörenden Maaslieb im vorjähri-
gen Kronprinzen-Preis zu Magdeburg,
der mit 60000 Mark die höchstdotierte
Steeplechase im deutschen Hindernis-
sport ist. Oberleutnant von Egan-
Krieger, der im I. Leibhusaren-
Regiment Nr. 1 steht, ist im letzten
Jahre besonders hervorgetreten. Mit
Leutnant Freiherrn von Berchem
kämpfte er bis zuletzt um die Meister-
schaft der Herrenreiter, in die er sich
schließlich mit dem 3. Garde-Ulanen teilen
mußte. In den drei letzten Jahren ist Ober-
leutnant von Egan-Krieger sehr erfolgreich ge-
wesen. Im Jahre 1911 gewann er bereits 32 Rennen,
darunter die Dresdener „Armee“, die Berliner Internationale
Steeplechase, das Kronprinz-Wilhelm-Jagdrennen in Bremen, die
Große Pardubitzer Steeplechase, das Kaiserin-Augusta-Victoria-Jagd-
rennen und das Alte Hamburger Jagdrennen in Hamburg. In diesem Jahre kann
Oberleutnant von Egan-Krieger, da er zur Kriegsakademie kommandiert ist, seiner
Passion nicht mehr in solchem Umfange wie im Vorjahre huldigen, aber wo auch
immer er in den Sattel steigt, folgt das Publikum seinen Ritten mit Interesse und
einer weit über den Durchschnitt gehenden persönlichen Anteilnahme. Noch in
aller Erinnerung ist das schneidige Reiterstückchen, das Oberleutnant von Egan-
Krieger in diesem Sommer vollbrachte, indem er von Magdeburg, wo er soeben
ein Rennen gewonnen hatte, im Flugapparat nach der Grunewald-Rennbahn flog,
dort im Preis von Leipzig in den Sattel stieg und auch diesen gewann — ein
Husarenstreich, der den alten Ben Akiba einmal wirklich Lügen strafte. Leut-
nant Graf Bethusy-IIuc, der bei den I. Garde-Ulanen steht, ist im letzten

v. Kaven.
Kühn, Berlin.

leutnant von Raven und Dr. Riese. Ersterer, der früher bei den Demminer
Ulanen stand, seit einem Jahre aber zum Militär-Reit-Institut in Hannover kom-
mandiert ist, hatte seine größten Erfolge im Jahre 1909, wo es ihm gelang, mit
nicht weniger als 63 Siegesritten in einer Saison einen Rekord aufzustellen. Da-
bei war er damals noch in den Fünfhundert Kronen zu Karlshorst mit Liebschaft
gestürzt und hatte zwei Wochen lang nicht in den Sattel steigen können. Raven
ist ein Reiter, der nicht nur im Rennen selbst den Meister erkennen läßt, sondern
auch im Finish aus seinem Pferde alles herauszuholen versteht. Seine schönsten
Erfolge feierte er in Karishorst, und in fast jedem unserer großen Hindernis-
rennen ritt er ein- oder mehrere Male den Sieger. In den letzten Jahren stieg
er, da ihn der Dienst mehr und mehr in Anspruch nahm, nicht mehr so häufig
in den Sattel wie früher. Ein ganz hervorragender Reiter ist auch Dr. F. Riese,
der mit besonderem Glück seine eigenen Pferde reitet und
auch mit dem Stalle des Herrn K. von Tepper-Laski
eng verknüpft ist. Im Jahre 1910 gelang es ihm,
das Championat der deutschen Herrenreiter
mit 62 Siegesritten zu erringen — eine
ganz brillante Leistung für einen „Zivi-
listen“. Auch er hatte, als er vor drei
Jahren drauf und dran war, einen
Rekord aufzustellen, das Mißgeschick,
zu stürzen — und zwar mit Hans
im Großen Preis von Karlshorst —,
sonst hätte er den deutschen Rekord
wohl noch etwas höhergeschraubt.
Dr. Riese reitet nicht nur über Hinder-
nisse vorzüglich, sondern auch auf der
Flachen, was man nicht von jedem Herren-
reiter sagen kann, und hat auch hier zahl-
reiche Erfolge zu verzeichnen. Einer seiner schön-
sten Triumphe überhaupt war sein Sieg mit der ihm

Leutnant Graf Bethusy-Huc. Hlustrations-Photoverlag, Berlin.
Jahre ein wenig in den Hintergrund getreten, da ihn jetzt wohl auch der Dienst
mehr beansprucht als bisher. Er reitet seit dem Jahre 1902 und war in seinem
besten Jahre — 1909 — mit 25 Siegen Dritter in der Liste der erfolgreichen
Herrenreiter. Er reitet mit Kopf und ist durch ein leichtes Gewicht begünstigt,
so daß stets große Nachfrage nach ihm war. Mit diesen markanten Erscheinungen
ist die Zahl unserer Herrenreiter aber noch keineswegs erschöpft. W. K. E.
*
* *
Die Uhr im Damenschuh. Paris, die Hochburg
der Mode, hat die Damenwelt wiederum mit
einer Errungenschaft beglückt und den vielen
Exzentrizitäten als dernier cri eine neue
hinzugefügt. Schon in den letzten Jahren
hat der Schuhluxus ganz bedeutend an
Ausdehnung gewonnen, und selbst
der Straßenschuh näherte sich immer
mehr dem Gesellschaftsschuh, dem
bisher nur der Ballsaal Vorbehalten
war, ja er wurde manchmal gerade-
zu zu einem Wunderwerk der Schuh-
macherkunst. Nicht nur mit Schnallen
und Perlen war er geschmückt, in kapri-
ziösester Art funkelte auch der mit Straß-
steinen reich besetzte Absatz und zog das
Auge auf die zierliche Fußbekleidung der Damen-
welt. Neuerdings hat man nun an der Schuhschnalle

Leutnant v. Egan Krieger.
Phot. Franz Kühn, Berlin.
 
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