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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 28.1913-1914

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16. Heft
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Staby, Ludwig: Der Jäger als Vogelschützer
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204

MODERNE KUNST.

Deshalb ist der Jäger der berufene Anwalt des Vogelschutzes und er kann
am meisten zu dessen Durchführung beitragen, denn ihm allein ist es direkt in
die Hand gegeben, ob er die Vogelwelt in seinem Revier schützen oder ver-
nichten will. Dank den Unterweisungen in der jagdlichen Literatur, dank dem
guten Beispiel echter Weidmänner, ist die Jagdausübung in unserem Vaterlande
immer mehr zum edlen Sport geworden und hat längst nicht mehr den Allein-
zweck der Tötung des Tieres. Die Zeiten sind glücklicherweise vorüber, wo
der Jäger auf jeden Vogel Dampf machte, ganz einerlei, ob er den erlegten
verwenden konnte oder wegwerfen mußte. Heute beobachtet der Jäger mit
regem Interesse die Vogelwelt und greift mit dem Gewehr nur ein, wenn es
die Pflege seines Reviers erfordert. Früher wurde auf jeden Raubvogel ge-
schossen, der sich blicken ließ, ja sogar die so überaus nützlichen Eulen wurden
nicht verschont, heute sieht sich aber der Jäger erst mal genau den ihm zu
Gesicht kommenden Räuber der Luft an und wenn es ein zierlicher Turmfalke
oder ein harmloser, ebenso nützlicher Mäusebussard ist, denkt er gar nicht
daran, das Gewehr sprechen zu lassen und das Schießen einer Eule weist er
weit von sich. Wenn in früherer Zeit sich in einer Gegend ein Vogel zeigte,
der dort sonst gar nicht oder doch nur sehr selten vorkam, dann wurden alle
Hebel in Bewegung gesetzt, um seiner habhaft zu werden; Tag für Tag wurde
der Fremdling verfolgt, bis er entweder weiterzog oder dem Blei zum Opfer
fiel. Heutzutage aber ist im Gegenteil das Bestreben des gerechten Jägers
darauf gerichtet, den sfeltenen Gast möglichst zu schonen und ihn ungestört zu
lassen in der Hoffnung, daß er sich vielleicht im Revier heimisch macht. Der
Jäger beobachtet dieses Verfahren selbst dann, wenn der Vogel auch für die
Jagd gar nicht in Frage kommt, sondern nur als Schmuck und Belebung der
Natur in Wald und Feld dient.
Hauptsächlich aus diesem Grunde haben sich in neuerer Zeit viele Vögel,
die wegen ihres Federschmuckes so stark verfolgt wurden, daß sie auf dem
Aussterbeetat standen, wieder bedeutend vermehrt zu Belebung unserer Wälder
und zur Freude jedes Naturliebhabers. So wird der Eisvogel, dieser fliegende
Edelstein unserer Gewässer von dem Jäger geschont, wenn auch nicht von dem
Fischer, dem er Schaden zufügt. Die Blaurake oder Mandelkrähe, dieser köst-
liche Schmuck unserer Wälder, ist gleichfalls häufiger geworden, weil der Jäger
sich an dem herrlichen, in der Sonne funkelnden Blau ihres Kleides erfreut,
aber den Vogel unbehelligt läßt; ebenso hört man jetzt wieder den Ruf des
Schwarzspechtes mit der roten Holle in manchen Wäldern, in denen er seit
langen Jahren verstummt war. Ja selbst den Falken, der mit seinen herrlichen
Flugspielen zur Verschönerung des Landschaftsbildes so außerordentlich viel
beiträgt, verschont er, wenn er nur in geringer Zahl im Revier vorhanden ist,
denn er will das charakteristische Bild dieses Vogels in der Landschaft nicht
missen. Wenn er allerdings diese scharfkralligen Räuber gebührend kurz hält,

treibt er wieder Vogelschutz, denn zahlreiche Sing- und Kleinvögel bewahrt ei
dadurch vor dem Untergang, da sie ja zum großen Teil den Raubvögeln zui
Nahrung dienen.
Einen gleichen Vogelschutz übt der Jäger aus, wenn er mit energischer
Hand dafür Sorge trägt, daß auch die vierbeinigen Räuber und Nestplünderei
vernichtet werden. Vor allen Dingen die Marder, Füchse und besonders die
Katzen, die allzu gern in Busch und Hecken, in Wiesen und Getreidefeldern
umherstrolchen und jedes Vogelnest ausrauben, das sie finden, jeden Vogel
töten, den sie erreichen können.
Nur bei wenigen Vögeln, die für den Landmann nützlich, für die Jagd aber
schädlich sind, stimmt der Jäger scheinbar mit den Vogelschützern nicht überein,
aber auch nur scheinbar. Man kann es wahrlich dem Revierbesitzer nicht ver-
denken, wenn er mit allen Mitteln dem schwarzen Gelichter, den Krähen nach-
stellt, die jeden Acker, jeden Rain systematisch nach Junghasen und Rebhuhn-
gelegen absuchen und fürchterliche Verheerungen unter diesem Niederwild
anrichten. Wenn er von diesen Jagdschädlingen sein Revier säubert, trotzdem
die Krähen dem Landwirt durch die Vertilgung von allerlei Ungeziefer von
Nutzen sind, und wenn er ebenso den Elstern und Eichelhähern kein Pardon
gibt, dann treibt er in Wirklichkeit auch wieder direkten Vogelschutz, da sonst
manches Gelege, manche junge Brut diesen Strauchdieben des Waldes und
Feldes zum Opfer fallen. Daß diese Vögel selbst bei intensiver Verfolgung aus
unserer Fauna nicht verschwinden, dafür sorgen sie selbst durch ihre große
Scheu und außerordentliche Vorsicht und Klugheit. Ganz ähnlich verhält es
sich mit dem Reiher, diesem großen Schädiger der Fischerei, der auch von dem
Jäger verfolgt wird, der aber so scharfsichtig und scheu ist, daß er nur sehr
selten zu Schuß kommt. Der Storch genießt bei den Jägern aus altvererbter
Gewohnheit allgemeine Schonung, trotzdem gerade er es gar nicht verdient,
denn er läßt bei seinen Suchjagden in Feld und Wiese so manchen Junghasen,
manches Rebhuhn- und Fasanenei in seinem unersättlichen Magen verschwinden.
Wir sehen aus diesen Ausführungen schon zur Genüge, daß die Vogel-
schutzbestrebungen in der Jägerwelt ihre besten und berufensten Anhänger
haben, ja, daß sie als eine der ersten Voraussetzungen des Erfolges die Jäger
unbedingt auf ihrer Seite haben müssen, da sie ja in erster Linie für die direkte
Ausübung des Vogelschutzes in Frage kommen. Die meisten Jäger gehen aber
noch weiter, sie sorgen in der Zeit der Not, im harten Winter nicht nur durch
die Anlage von Fütterungsplätzen für ihr Wild allein, sondern das Futter, das den
Rebhühnern und Fasanen gestreut wird, dient auch manchem anderen Vogel
zur Nahrung.
Einsichtige Jäger sind also die besten Freunde und zugleich Beschützer
der Vogelwelt und mit der vordringenden Naturerkenntnis mehrt sich ihre
Zahl von Jahr zu Jahr.

nscre
~pj|ls Anselm Feuerbach Italien durchreiste, in einer Stimmung von Glücks-
gefühl, wie es nach seinen eigenen Worten nur eine junge, stürmische
Malerseele empfinden kann, schilderte er die alten Gemälde der Renaissance,
die ihn in den venezianischen Kirchen entzückten: „dunkle Madonnen, in schöner
Architektur sitzend, umgeben von ernsten Männern und schönen Frauen in
ernster Unterredung. Immer sind drei Engelchen darunter mit Geigen und Flöten.
Ich finde, daß damit alles gesagt ist, was man braucht, um schön zu leben".
Wie Feuerbach hier das musikalische Element hervorhebt, so spielt es auch in
seinen eigenen Werken eine bedeutende Rolle. Aus seinen Gemälden scheinen
häufig die Klänge ernster Musik zu dringen, die den Menschen auf schweren,
stillen Schwingen ins Land der Betrachtungen führen. Das gilt auch von dem
„Konzert“ in der Berliner Nationalgalerie, dem letzten Bilde, das Anselm
Feuerbach vollendet hat. Bald darauf ist dieser Meister, dessen Kunst durch
edelsten Stil und vornehmsten Geschmack gekennzeichnet wird, kaum 50 Jahre
alt, gestorben. # *
Die Landschaftskunst hat in der französischen Malerei vor der Mitte des
19. Jahrkunderts keine größere oder doch wenigstens keine selbständige Rolle
gespielt. Das figürliche Element stand für die Meister des Rokoko und der
Romantik im Mittelpunkt des Interesses. Erst die Fontainebleauer, zu denen
Rousseau, Corot, Duprö, Diaz und Daubigny gehörten, entdeckten die Schönheit
der Landschaft. Nicht der klassisch-heroischen Landschaft, die schon früher
auch von der französischen Kunst gepflegt war, sondern jener Natur, wie sie
ihnen ihre Umgebung bot. Weitere Fortbildung hat diese Malerei durch Millet
gefunden, denjenigen Künstler, der zum ersten Male den Bauern als den Arbeiter
der Erde und ihren Beherrscher schilderte, während der Bauer für die Künstler
früherer Zeiten fast nur der komische Töpel gewesen war. Selbst aus bäuer-
lichen Kreisen stammend, mit den Arbeiten des Feldes und dem Leben der
Bauern vertraut, war Millet ein genauer Kenner dieses Milieus. Hat er doch selbst
im blauen Kittel, Holzschuhe an den Füßen, und einen alten Strohhut auf dem
Kopfe, in Barbizon seine Motive gesucht. Dabei eröffnete sich ihm wie das
Bauernleben so auch cfie Natur selbst. Mit welchen schünheitsdurstigen Blicken



er sie gesehen hat, davon gibt unsere Abbildung nach dem Gemälde „Frühling“
aus dem Pariser Louvre den besten Aufschluß. Nach kurzem Regen scheint die
Sonne wieder auf die Landschaft, die in blinkender Helligkeit dem leichten Nebel
feuchtverklärt entstiegen ist. Das Stückchen eines Regenbogens wölbt sich über
ihr, der Wald auf dem Hügel gleicht fast einem marmornen Zauberschlößchen
des Märchens, die Tauben steigen wieder in die noch wolkenschwere Luft und
an den Wegfurchen blühen die Blumen- und alles atmet Erquickung.
* *
*
Dem bäuerlichen Leben, in das sich der Städter so gern beschauend ver-
senkt, weil es ihm die freie Natur bietet, die er selbst entbehren muß, ist auch
das Motiv zu Austen Browns Gemälde „Am frühen Morgen“ entnommen,
dessen fein vermittelte Tonwerte die Radierung von Fritz Ivrostewitz vortreff-
lich wiedergibt. Noch verhüllt lichter Silbernebel die volle sonnige Tages-
helle, die schon auf die Landschaft und das Fell des Schimmelgespanns her-
niederschimmert. Aber schon schreitet der Bauer hinter seinem Pfluge, gefolgt
von den Krähen, welche die schädlichen Engerlinge aus den frisch gezogenen
Furchen aufpicken. Ruhig stehen die Pappeln wie eine ernste Grenzwacht, die
das Feld des Bauern von dem Nachbargute scheidet.
* *
*
Auf Carl Langhammers Gemälde „Sonniger Herbsttag“, das man auch
Sonne, Erde und Wolken benennen könnte, ruht der satte Glanz, wie ihn nur die
letzten Tage der Sommerreife besitzen, die sich an ihren Farben noch einmal
berauscht. Als Gold liegt die weite Erde bis zum Horizont ausgebreitet, und im
Blau . des Himmels treiben die Wolken gleich seligen Träumen dahin. Von
dieser Schönheit werden Natur und Tiere in ihrer Unbewußtheit umfangen.
* *
*
Den exotischen Reiz einer „nordafrikanischen Früchte verkauf e rin “,
die mit lauter Stimme ihre dunkelglühende oder goldenwangige oder pfirsich-
farbene Ware anpreist, hat G. Signorini mit sicherer Hand festgehalten. Mit
starkem Leuchten heben sich die hellen Kleider und die Früchte, welche die
dunkelhäutige Schöne trägt, von ihrem Antlitz und dem Hintergründe des
Gemäldes ab.
 
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