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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 28.1913-1914

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11. Heft
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Collani, Eva von: Schneekönigin
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Unsere Bilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.31172#0333

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MODERNE KUNST.


eut führte ein Craum mich leise und weich
Jn der Schneekönigin schimmerndes jVlärchenreich;
)\us Sonnenstrahlen und schneeiger pracht
Var ihr gleissender, leuchtender Chron gemacht.
Von perlenkränzen und €iskristall
€in Sprühen und flimmern allüberall —

Kein pu/ ward laut, kein Schall, kein Con —
pie Königin sass lächelnd auf ihrem Qron.
Von ihren Schultern zur €rde hin
floss schneeiger weisser fermelin.
Von schimmerndem Gis das Zepter war,
€ine Sternenkrone schmückte ihr faar,
Sie neigte sich leise und lieblich vor,

per ganze weite herrliche Saal
£ag leuchtend im goldensten Sonnenstrahl. pa traf ein süsses gingen mein Öhr:
jMeine zarten weichweissen Silberflocpen
Wecken die träumenden Veihnachtsglocken —
Und sie klingen dann über das schlafende £and —

Jch schwebe hernieder auf weichweissen Schwingen,
Um der Veit meine strahlenden Wunder zu bringen!
Jch hüll’ sie in leuchtende ferrtichkeit,
Und der frieden — die Stille sind mein Geleit.
)\lles Grau kann mit flimmernder pracht ich bedecken,
Kann wundersam leuchtende jVTärchen erwecken,
Jch strecfe mein Zepter zum fimmelszelt,
pann strahlt es — ein Königreich wird dann die Veit!
Jeder Uag trägt ein herrliches festgewand,
pas aus meinen Schätzen ich ihm gelassen —
Und er pann das Wunder nicht glauben — nicht fassen.

Unsere Bilder.

ler Duft und die Zartheit der Morgenstimmung liegen über JefLeempoels
anmutigem Gemälde, das eine jugendliche Frau im spitzenbesetzten Neglige
an das Frühstückstischchen treten läßt. Der hohe Spiegel wirft das helle, silberne
Licht des Tages zurück und wiederholt die Züge ihres Antlitzes in dunkler Sil-
während sie sich beschäftigt

Pferd und Reiter in der Nähe des Meeres
sind ein beliebtes Motiv moderner Malerei. So
hat Max Liebermann immer wieder einen oder
mehrere Reiter an den Meeresstrand versetzt,
wo sich die bewegten Umrisse und nervösen,
federnden Bewegungen der edlen Tiere von der
flachen Weite wirkungsvoll abheben. In P. A. A.
Leroys „Reitergesellschaft in den Dünen
von Arcasson“ kommt mehr das gesellige
und gesellschaftliche Element eines gemeinsamen
Ausrittes zum Ausdruck. Aber von den Dünen
abgesehen, lassen schon die herbe Klarheit und die
Frische der Luft an die Nähe des Meeres denken.

E. Boislecomtes Gemälde „de Rambu-
teau überschreitet die Alpen“ zeigt eine
interessante Episode aus dem Jahre 1813. Die
Alpen haben in der Kriegsgeschichte schon oft
eine große Rolle gespielt; der mächtige Gebirgs-
zug ist durchaus nicht immer ein Schutzwall
zwischen Norden und Süden gewesen, sondern
zu allen Zeiten haben kühne Heerführer ihn
überschritten. Eine der großartigen Leistungen
an Kriegsmärschen war der berühmte Zug, den
Hannibal 218 v. Chr. über die Alpen unternahm.
Auch im Mittelalter passierten Heeressäulen der
Karolinger, Sarazenen, der deutschen Kaiser, der
Kapetinger und Habsburger das Gebirge, und
durch alle diese Kriegszüge entstanden gangbare Straßen. Eine hervorragende
Tat war ferner der Alpenübergang der Österreicher unter Prinz Eugen 1701, die
gegen Frankreich marschierten. Aus der Zeit Napoleons ist besonders die Alpen-
überquerung der großen Armee zu erwähnen. Es kam ihm darauf an, möglichst
schnell seine Truppen nach der Lombardei zu bringen, und so wählte er den
Weg über den St. Bernhard, der fast gar nicht jgesperrt war, da niemand hier
einen Durchbruch vermutete. Der große Kaiser ritt selbst mit seiner Armee.


Karl Spitzweg: Mäherinnen im Gebirge.

Unser Bild weist auf die Zeit, da der Stern des Korsen im Sinken war. Der
Präfekt von Simplon, de Rambuteau, fürchtete die Fortnahme der Kassen und
Archive durch die Truppen der Verbündeten. Der Kanton Wallis, zu dem Simplon
gehört, war durch Napoleon von der Schweiz getrennt worden. Da die Ver-
bündeten die Neutralität der Schweiz nicht an-
erkannten und ihre Truppen einmarschieren
ließen, faßte de Rambuteau den Entschluß, die
Kassen und Archive nach Chamonix in Sicherheit
zu bringen. Er überschritt am 24. Dezember mit
Gendarmen, Zollbeamten und den Mitgliedern der
Verwaltung die „Tete Noire“ und erreichte nach
außerordentlichen Anstrengungen Chamonix.

Mit ungewöhnlicher Charakterisierungskunst
sind die naturwüchsigen bedachtsamen Bauern-
gestalten und die beiden geschickten Händler in
A. Roeselers „Kaufvertrag“ wiedergegeben.
Der Rheinwein, der noch hell in den Gläsern
blinkt, hat offenbar dazu herhalten müssen, den
Bäuerlein die Sache der Händler schmackhaft zu
machen. Jetzt stehen sie in ernsten Gedanken
(fast wie Hammel, die zur Schlachtbank geführt
werden) bereit, einer nach dem andern seine
ungefüge Unterschrift zu geben. Durchs Fenster
sieht man ein Stückchen Land nahe der Kirche
im Sonnenschein liegen, vielleicht dasselbe, über
dessen Schicksal hier entschieden wird.

Innige Naturliebe und Feinheit der Natur-
betrachtung sprechen sich in den Landschaften
Carl Hessmerts aus, der gern die warmen
Töne, die Kontraste und Abstufungen des Lichts
zur Zeit des Sonnenuntergangs wiedergibt. Das
ist auch auf seinem Bilde „Sonnenuntergang
im Spätsommer“ mit der Dunkelwirkung der
Figuren und Umrißlinien gegen den lichthellen Himmel der Fall. Hermann
G. Kricheldorf hat in seinem Stilleben die saftige Farbigkeit, den Glanz und
Schmelz von „Herbstfrüchten“, deren Schönheit, wie die der Natur über-
haupt, den Künstlern stets ein unerreichtes Vorbild bleiben wird, zum Motiv
gewählt. Aus A. Penots „Rückenakt“ sprechen die Zartheit weicher Linien,
anmutiger Formen und ruhender Muskeln, sowie die samtene Weichheit der
Haut, die dem jugendlichen Frauenkörper in hohem Maße eigen sind.
 
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