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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 28.1913-1914

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Alle Rechte, auch das der Übersetzung in andere Sprachen, sind den Urhebern Vorbehalten.

Copyright 1913 by Rieh. Bong, Berlin.

Die moderne Frau im Sport.
Von Sportarzt Dr. Spier-München.
Wir wollen hier nicht die Frage der Gleichberech-
tigung der Geschlechter ventilieren. Wir wollen hier
Tatsachen reden lassen. Wir geben von vornherein
die physiologische Verschiedenheit der beiden Sexus zu.
Demgemäß werden auch die sportlichen Leistungen der
Männer und der Frauen physiologisch andere Resultate
zeitigen. Wir werden von einer Frau nicht verlangen,
daß sie den “Weltrekord im Stoßen, der jetzt auf zirka
370 Pfund steht, übertrifft. Wir werden auch nicht er-
warten, daß Frauen den Weltmeister im Ringen, den
riesenstarken und außerordentlich gewandten Polen
Cyganiewicz auf der Matte besiegen. Auch glauben wir
nicht, daß eine Frau besser Baseball spielt wie Tyrus

haben es darin zu einer großen Vollkommenheit ge-
bracht und glänzen auf den internationalen Tournieren
neben den Champions des starken Geschlechts. Sie
fahren Auto, wenn sie auch noch nicht bei den schweren
Wettkämpfen, wie der Targa Florio oder Coup de France,
mitkonkurrieren. Die Feinheit der weiblichen Nerven-
konstitution wäre wahrscheinlich auch nicht den unge-
heuerlichen Anforderungen, welche diese Konkurrenzen
an die Kraft der Seele und des Körpers stellen, ge-
wachsen. Bei einer leichteren Tourenfahrt treten die
Frauen eher hervor. Auch die Aviatik hat schon Frauen
erfolgreich gesehen. Damen der Gesellschaft, wenn
auch wenige, widmeten sich dem Flugsport; in Amerika,
dem Lande der unbegrenzten Möglichkeiten, besuchten
sich sogar die Angehörigen eines feinen Zirkels der
„Society“ auf ihren weit auseinanderliegenden Villen
mittels des Aeroplans, und Damen beteiligten sich am

verunglückte. Auch als Jockeys wollten sie nie richtig
in das Gebiet der Männer sich drängen. Man hat Ver-
suche gemacht, weil die Frauen oft leicht und auch von
weicher Hand sind, weibliche Jockeys auszubilden. In
Amerika und Oesterreich haben einige sogar Rennen
geritten. Jedoch sind die Erfolge nicht so ermutigend
gewesen, daß sie zu weiteren Versuchen angeregt hätten.
Hier, wie in andern Sports, wo der harte Kampf sehr
die Entscheidung beeinflußt, fühlen sich die Frauen nicht
in ihrem Element.
Die verschiedenen Rasensportspiele, die mehr Ge-
schicklichkeit und Gewandtheit als die physische Kraft
verlangen, wie Hockey, Tennis usw. liegen den Frauen
recht, und sie haben da wirklich schon Anständiges zu
Wege gebracht.
In Amerika gibt es sogar weibliche Baseballer.
Baseball ist das schwerste und sicher auch strapaziöseste

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im Spiegel feiner Bat
Briefe, Sagcbiicfjcr, THemoiren, Dolfshenen u. ähnliche ©otumente
Dr. Bruno Wille
Lebensweisheit
Eine Deutung unferes Dafeins
in Rusfprüchen führender ßeifter
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^Briefe bec Siebe
Sofumenfe beä fperjeim
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Dr. Rudolf Pechei und Dr. Felix Poppenberg
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Das galante Zeitalter in Briefen, Memoiren,
Tagebüchern

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Gobb und besser Lawn-Tennis wie Mc Loughlin. Auch
die anderen Weltrekorde der ganzen Athletik sind vor-
erst vor dem Ansturm der femininen Sportgarde sicher.
Das will nichts besagen; denn „absolut“ sind die
Frauen den Männern im Sport nicht gleich, jedoch relativ
leisten sie ihren Teil so energisch und geschickt, daß
sie verdienen, im Buche des Sports verzeichnet zu sein.
Nicht Sport wollen wir hier das nennen, was nur ein
mondänes Vergnügen sein soll, ein „pastime“. Auch
nicht das, was nur in Gesellschaft junger Männer an-
ziehend wird. Alles dies ist kein richtiger Sport. Es
gibt keinen Sport, der erlaubt, geschmückt wie zu einem
Ball sich zu präsentieren. Was mit lieblichen Gewändern
und peinlich konservierter Frisur executiert werden kann,
ist keine ernsthafte Sporttätigkeit.
Sport arbeitet den Körper durch, rüttelt den Geist
und reißt heraus aus den Bahnen des gemütlichen Lebens,
der Kühle. Sport fordert den ganzen Menschen, nicht
nur die Pose. So gesehen, wird der Sport ein mäch-
tiger Faktor im Leben der modernen Frau. Die jungen
Mädchen, welche früher im Schwimmbade nicht geduldet
wurden, haben heute ihre Schwimmvereine so gut wie
die Männer. Sie tun sich zusammen und treiben Rudern
und Wasserballspiel. Sie gründen sogar in der letzten
Zeit Damensportklubs, die sich der speziellen Pflege
der Leichtathletik widmen. Schon lange haben die
Damen der Gesellschaft sich für Tennis begeistert. Sie

eifrigsten an diesem neuen aufregenden Sport. Die
Ballonistik scheint wenig Reiz auf die Frauen auszuüben,
wenigstens beschäftigen sie sich nur ausnahmsweise mit
ihr und wohl nur unter der Führung von Männern.
Einen Sport treiben sie aber mit Leidenschaft, das
ist die Alpinistik. Es ist ja allgemein bekannt, daß hier
die Frauen schwierige Ersttouren unternehmen und zäh
sind. Da Unternehmungen wie Kaukasus-, Alaskatouren
und Himalayaersteigungen mehr Energie und Aus-
dauer verlangen wie rohe physische Stärke, so liegen
sie den Frauen eher wie die reinen Kraftsporte. Auch
in der Wintersportlerei sehen wir die moderne Frau
sich energisch betätigen. Sie bobt und skeletont. Sie
rodelt und läuft Ski. Sie unternimmt aber auch Touren.
Man unterschätze nicht den Unterschied hier, der
zwischen dem Skilaufen am Übungshügel und dem im
winterlichen Alpengebirge, „fern von den Wohnstätten
und den komfortablen Hotels“, besteht. Die Skitouren
erst beweisen etwas für die Tüchtigkeit der Ausübenden.
Und hier reihen sich Frauen würdig den Männern an.
Sie sind rüstige Gefährten und wissen sich mit
schwierigem Gelände und bösem Wetter abzufinden.
Radfahren hat den Frauen nie richtig zugesagt.
Wohl als Vergnügen und Amüsement, aber nie als
harter Sport. Wir kennen nur wenige, die sich einen
Namen auf der Rennbahn gemacht. Darunter Helene
Dutrieux, die später als Fliegerin bekannt wurde und

aller Rasenballspiele und verlangt enorme Schnellig-
keit, Ausdauer, Entschlossenheit usw. Die Frauenteams
sind aber nicht mit den Männerteams zu vergleichen.
Die übrigen Leichtathletikspezies, wie Laufen, Springen
usw. finden bei den Frauen recht viel Anhänger, und
auch manch guter Athlet weiblichen Geschlechtes tritt
heutzutage schon bei den Frauensportmeetings auf den
Plan. Daß man ihre Leistungen nicht mit denen der
Männer vergleichen kann, ist nach dem Vorausgegangenen
verständlich.
Wenn wir also die Hauptunterschiede zwischen den
Männern und Frauen im Sport berücksichtigen, so sehen
wir, daß die Frauen eine geringere Fähigkeit zu kräftigen
Muskelleistungen haben. Ein Mann kann durchschnitt-
lich das Doppelte seines Gewichtes tragen, eine Frau
aber nur die Hälfte.
Die anthropometrische Kommission der British Asso-
ciation fand, daß erwachsene Mädchen etwas mehr als
halb so stark sind wie die Männer. Jastrow fand bei
amerikanischen Studenten beiderlei Geschlechtes, daß die
Männer im Vorteil bei .Streckenlaufen sind und die Frauen
eine vielleicht größere Anfangsgeschwindigkeit besitzen.
Es ist wohl von jeher bei den Männern die aktive
Kraftbewegung, die entschlossene Tätigkeit seelisch be-
dingt gewesen. Z. B. entdeckte man bei den Aus-
grabungen in Herculanum und Pompeji, letzthin aber
auch in Messina, unter den Verschütteten die Männer
 
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