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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 28.1913-1914

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MODERNE KUNST.





komischen Intermezzos gibt. Bald bringt er irgend einen
Hund in der Nachbarschaft, der in dem Pfeifen des Beo
sofort den rufenden Pfiff seines Herrn wiedererkennt,
zum unsteten Umherlaufen und Suchen, bald einen stolz
einherwandelnden Haushahn in nicht geringe Aufregung,
wenn er von dem Bauer des Spottvogels her immer wie-
der sein eigenes, herausforderndes Gekrähe vernimmt
und doch rundum nichts anderes erspähen kann, als den Beo,
einen kleinen, schwarzen Vogel von der Gestalt und Größe
unserer Dohlen, der mit der größten Seelenruhe dasitzt, dabei
aber die allerwunderlichsten Laute vernehmen läßt. Selbst
die malaischen Hausbedienten fallen immer wieder darauf
herein, wenn sie Freund Beo, die Stimme der Hausfrau oder
des Hausherrn bis ins kleinste nachahmend, zum schnellen
Kommen ruft. Überaus redselig schon von Kindesbeinen an,
wird der beflügelte Imitator noch vielmehr angestachelt, recht
oft von seiner Zungenfertigkeit Gebrauch zu machen, wenn
man ihm häufig eine seiner Lieblingsspeisen, gekochten Reis
mit recht viel Paprikapfeffer (!), der ihm außerordentlich gut
bekommt, zu fressen gibt. Der Beo gehört, wie gesagt, zur
Familie der Staare, ist aber größer und stärker gebaut als
alle seine europäischen Vettern. Er besitzt auch einen größeren
Kopf, aus dem ein paar lebhafte, hübsche Äuglein gar klug
in die Welt hineinschauen. Das Federkleid des Beo ist durch-
weg schwarz, stellenweise grünlich, stellenweise bläulich schillernd, und nur am
Halse verläuft ein schräges, stechendgelbes Band. Gelb bezw. orangefarbig sind
auch die Beine und der ziemlich kräftig gebaute Schnabel des Vogels, sowie die
nackten Hautlappen, welche sich zu beiden Seiten des Hinterkopfes nach vorn

Holzgeschnitzte
Copyright by J.

Konsole.
Brocherel, Aosta.
öffentlichen, gut

Kronprinzessin-Cecilie-Jagdrennen, der Große Preis von
Karlshorst, die Fünfhundert Kronen, das Rosenberg-
Jagdrennen und der Kaiserpreis. Im letzteren ritt er
1911 eines seiner besten Rennen, als er dank seiner
unvergleichlichen Reitkunst und Kraft im Finish auf dem
total erschöpften Bulawayo noch totes Rennen mit
Charmanter Kerl zu machen vermochte, der noch ver-
hältnismäßig frisch war und bei etwas mehr Unterstützung
durch seinen Reiter das Rennen wahrscheinlich allein ge-
wonnen hätte. .j. ... W. IC. E.
Künstlerische Holzschnitzereien. Es gibt heute
nur noch wenig Künstler, die sich der Holzschnitzerei widmen.
Zu ihnen gehört der Italiener Turci, der allen Eingebungen
seiner Phantasie in diesem spröden Material beredten Aus-
druck zu verleihen weiß. Turci baut seine Kunst auf den
Vorbildern der Renaissance auf, deren Motive er erweitert
und dekorativ erhöht. Dabei hält er sich nicht, wie so viele
andere Künstler, streng an die überlieferten klassischen For-
men, immer und überall bricht sich seine Persönlichkeit Bahn.
Sein ästhetisches Empfinden, die Art, in der er die Ornamentik
zu verteilen weiß, sein stark ausgeprägtes Stilgefühl, alle diese
Attribute geben seinen Werken eine besondere Note. Seine
Art wird durch die Konsole, die wir in der Abbildung ver-’
gekennzeichnet. Es wäre dem hochbegabten rastlosen Jünger

einer fast vergessenen Kunst zu
wünschen, daß seine Mühen ihr
wieder zu dem alten Ansehen
verhelfen, das sie in früheren
Jahrhunderten genoß. Bis in die
Barockzeit hinein stand die Holz-
schnitzerei in hoher Blüte, wurde
dann aber durch die Stuckdeko-
ration langsam verdrängt. Nur in
Italien, wo Frullini wirkte und in
einigen Gebirgsländern Deutsch-
lands, Österreichs und derSchweiz
hat sich die Holzschnitzerei als
selbständige Kunst erhalten. S.

Oberleutnant Braune.

Phot. Franz Kühn, Berlin.

bis zu den Augen und zum Scheitel hinzichen. Auf Java ist der hübsche, kluge
Vogel, der sich nur dort aufhält, wo ihm für seinen Nestbau hohle Bäume zur
Verfügung stehen, leider schon recht selten geworden; im Urwalde von Sumatra
aber sah ich einmal wohl zwanzig dieser befiederten Redekünstler auf einem
kleinen Baume in höchst komisch anzuhörendem Geplauder sitzen. Br. C.

Oberleutnant Braune, der im Jahre 1908 das Championat der deutschen
Herrenreiter errang und mit seinen 58 Siegesritten zum ersten Male
den im Jahre 1895 von Leutnant Otto Suermondt geschaffenen
Rekord von 53 Siegen überboten hatte, zählt zu den popu-
lärsten deutschen Herrenreitern. Trotz der vielen Meister
im Sattel, die der deutsche Herrenreitersport besaß und
auch heute noch besitzt, fehlt es nicht an Leuten, die
der Ansicht sind, daß Leutnant Braune der talentierteste
Rennreiter ist, den die deutsche Armee je gestellt
hat. Der 15. Husar, der seine größten Erfolge wohl
in Karlshorst errang, hatte auf jedem Pferde, wie
schlecht es auch sein mochte, eine Chance. Er ver-
steht es wie wenig andere, mit den Kräften des
Pferdes hauszuhalten, es, immer gut im Rennen
liegend, über die Sprünge zu bringen und im End-
kampf alles was in ihm steckt, herauszuholen. Als
Finishreiter genießt Braune einen hervorragenden Ruf.
In der Wuhlheide hat man manchen Endkampf von
ihm gesehen, bei dem es nur seine Energie war, die aus
dem völlig ermatteten Pferde noch das Allerletzte heraus-
holte, was zu einem Kopfsiege fehlte. Von den vielen bedeu-
tenden Rennen, die Braune gewann, seien hier nur genannt: das

Prinzeß White Deer. Indianische Künstlerin.

Prinzeß White Deer. Das
braune Indianermädchen mit dem
charakteristischen Kopfputz der
Siouxindianer ist wohl die ein-
zigste ihrer Rasse, welche sich
öffentlich als Solokünstlerin im
Tanz und Gesang produziert. Miß
White Deer, „das weiße Reh“,
wie sich die hübsche schlanke
Indianermaid nennt, ist die Tochter
des bekannten Siouxhäuptlings
„Running Deer“. Der „rennende
Hirsch“, der mit einer Engländerin verheiratet ist und mit seiner Familie sich
Vorjahren einer Wild-West-Truppe angeschlossen hatte, wies durch die reizende
Tutzi, so wurde die kleine Prinzeß genannt, einen aufgehenden Star auf. Die
Kleine ritt perfekt die Rennen im Herrensattel, sie schwang den Lasso gleich
dem besten Cowboy, sie sang und tanzte so vorzüglich, daß es sich die
übrigens sehr talentierte Mutter, Mrs. Deer, angelegen sein ließ, das
junge Talent zu fördern und auszubilden. Prinzeß White Deer
trat zunächst in mehreren großen Indianerpantomimen auf,
die kundige Thebaner für die schlanke Rothaut schrieben.
Späterhin ging sie zur Bühne, natürlich zum Variete,
wo man diesen exotischen Schmetterling willkommen
hieß. Gegenwärtig bildet Prinzeß White Deer den
Clou des Varieteprogramms im „Aquarium“, dem
vornehmsten Spezialitätentheater von St. Petersburg.
Hier gibts allerdings nichts zu reiten, und man er-
blickt die rassige Schönheit nicht im Sattel auf
bockendem Mustang, aber man erfreut sich an den
graziösen Tänzen, die sie nach amerikanischen Vor-
bildern geschaffen hat, und man lauscht der sym-
pathischen wohlklingenden Stimme, mit der sie ihre
Tänze begleitet. Natürlich ist Prinzeß White Deer
auch eine geschickte Schützin mit Winchesterbüchse
und Revolver, sowie mit Pfeil und Bogen und dürfte,
da sie noch sehr jung ist, noch manchen Pfeil versenden,
ehe sie sich, auf Gnade oder Ungnade, einem Blaßgesicht für
dieses Leben ergibt! V. II.

Der Vogel Beo, der größte
Redekünstler unter den Vögeln.
 
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