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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 28.1913-1914

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6. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.31172#0189

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MODERNE KUNST.






und wieder auch ein Kunststückchen zu leisten, das an Waghalsigkeit und Toll-
kühnheit alles, was die Varietebühnen zu bieten vermögen, bei weitem übertrifft.
Unser Bild zeigt uns Noels Grahame-White-Fünfsitzer Ein Mechaniker, der im
Passagiersitze Platz genommen hatte, kletterte während der sausenden Fahrt aus
dem Apparat und setzte sich in schwindelnder Höhe auf eine der Tragflächen!
Dieses Bravourstück stellt aber auch der Stabilität unserer modernen Flugzeuge
das beste Zeugnis aus. Solche halsbrecherischen Fliegerkunststücke scheinen
jetzt Schule zu machen, es sei nur an den vielgenannten „Kopfnachuntenflieger“
Pdgoud erinnert, der augenblicklich ganz Europa mit seinen aufregenden Schau-
flügen in Atem hält. ... ,i: w.

Ohne Geld um die Welt. Die Weltreisenden ohne Geld beginnen Schule
zu machen. Zuerst vereinzelt, sind sie in letzter Zeit öfters auf-
getaucht und haben sich die sonderbarsten Reisemethoden aus-
gewählt. Rollen sich doch zurzeit noch zwei pfenniglose Gentlemen-
Bummler in einer Tonne um die Welt, und in Amerika hat kürz-
lich ein Siebzigjähriger „den großen Marsch“ angetreten. Wir
dürfen uns also nicht wundern, wenn nächstens ein Südsee-Insulaner
in unserer Mitte erscheint, der „nur mit einem Palmenblatt be-
kleidet“, eine Reise um die Welt macht. Als ein Pendant zu ihm —
was die Entfernung betrifft — ist ein „pfennigloser“ Japaner zu
betrachten, der sich zurzeit auf einer Radtour um die Welt befand
und auch Berlin passiert hat. Kuichi Tanaka, der im 26. Lebens-
jahrstehtund
|_rfj aus Sagaken-
XHj Ogimachi
stammt, hat
bereits eine Wander-
tour ohne Geld hinter
sich, die ihn kurz nach
dem russisch-japani-
schen Kriege durch
•die Süd- und Ost-Mand-
schurei, Ost-Mongolei
und Sibirien nach Ruß-
land geführt hat. Seine
diesmalige Reise hat Ta-
maka im April 1912 von
Yokohama aus angetreten.
Da er die Meere nicht per
Rad befahren kann, ist er
auf den Wasserstrecken
von der Güte der Schiffs-
kapitäne abhängig, die ihn
gratis von Hafen zu Hafen
befördern. Die pekuniären
Hauptunterstützungen wer-
den dem japanischen „Che-
valier sans rien -Welten-
bummler“ von seinen
Landsleuten zuteil, die be-
kanntlich heute in allen
Teilen der Erde zu finden sind. Kuichi Tanaka hat bereits 18 000 englische Meilen
seit seiner Abfahrt von Yokohama zurückgelegt. Sein Weg führte ihn zuerst
nach Dairen, von dort nach Mukden, Tientsin, Peking, Hankau, Wutschang,
Nanking, Tschangscha, Canton und Singapore. Von Singapore begab er sich nach
Sumatra, von dort nach Penang und Indien, das er durchquerte. Von
Bombay ging die Radtour durch Arabien und Persien. Von
Koweit (Arabien) wurde die Reise nach Basra fortgesetzt,
dann am Ufer des Tigris entlang nach Bagdad. Ende
März d. J. verließ Tanaka Bagdad und erreichte im
April Aleppo. Von Aleppo fuhr er nach Beirut, und
von dort mit einem Dampfer nach Port Said und
Jaffa. Nachdem er Jerusalem besucht hatte,
„pfenniglotste“ er die Küste entlang über Haifa,
Akka und Saida abermals nach Beirut. Von dort
nach Tripolis, Ladikie, Alexandrette, Mersin,
Marmurie und den ionischen Inseln sowie über
Hermupolis auf Syra nach Athen. Von der grie-
chischen Hauptstadt begab er sich über Syra
nach Smyrna, dann via Skyros, Pelagonisi, Volo,
Platanonia nach Konstantinopel und von dort über
Constanza, Kalarasch, Bukarest, Ploesci, Cämpina,
Predeal und Kronstadt (Ungarn), Klausenburg nach
Budapest und Wien. Von Wien erfolgte die Weiter-
reise nach Berlin. Von hier hat sich Tanaka über Holland,
Belgien und England nach Süd- und Nordamerika, und von
dort zurück nach Japan begeben. Fürwahr eine ziemlich
ungewöhnliche Radtour. E. B.

Zu Rade um die Welt.

Abart hiervon kommen die klei-
neren „Kino-Koto“ mit sieben
und der „Wanggong“ mit sechs
Saiten vor. Mit vier Saiten be-
spannt ist eine Mandoline, die
„Biwa“ genannt und mit einem
Stäbchen zum Erklingen ge-
brachtwird. Schließlich spricht
man noch von einer „Scho“ be-
nannten Lautenart. Wie man
sieht, haben die Japaner immer-
hin einige Musikinstrumente,
mit denen sich schon künstle-
risch etwas anfangen läßt, wenn
sie in die Hände von wirk-
lich Musikverständigen geraten.
Aber die sind da drüben
sehr selten. Dr. P. E

Gertrud Ilackel-
berg ist ein neues Mit
glied des
Deutschen
Theaters in
Berlin. Erst
seit dem

Gertrud Hackelberg.

Phot. Langhans,
Prag.

Japanische
Musik-
instrumente.

1. September
gehört sie
dem Verbände des Reinhardtschen Ensembles an; doch ist es
ihr selbst in kleineren Rollen schon gelungen, Aufmerksam-
keit zu erregen. In den Aufführungen des Wedekindschen
Mysteriums „Franziska“ in den Kammerspielen mit dem Dichter
und seiner Gattin in den Hauptrollen war ihr die unbedeutende
und nichtssagende Partie der Gislind zugefallen; aber selbst
diese belanglose Aufgabe löste die junge Darstellerin in einer
Weise, daß sie auch bei der Kritik vielfache Anerkennung
fand. Vor allem wurde ihr sympathischer Gretcher.ton rühmend
hervorgehoben. Und in der Tat ist Gertrud Hackelberg, wie
sie bereits auf der Bühne des Deutschen Theaters beweisen
konnte, ein Gretchen, dem die Töne keuscher Mädchenhaftig-
keit wie erschütternder Tragik mit gleicher Natürlichkeit zu
Gebote stehen, so daß sie sich in dem anspruchsvollen Rahmen selbst nach einer
so ausgereiften Leistung wie der von Lucie Höflich mit Ehren behaupten konnte.
Das gleiche gilt von ihrer Darstellung der Hebbelschen „Maria Magdalena“, die
sie ohne alle falsche Pathetik, mit schlichtester Innerlichkeit spielt. Ihr Talent
ist eben noch nicht von Routine angekränkelt, wie dies bei einer so jungen
Schauspielerin — sie zählt erst 19 Jahre — allerdings selbstverständlich sein
sollte. Mit dem Engagement an das Deutsche Theater ist Frl. Ilackelberg zur
Stätte ihrer Ausbildung zurückgekehrt, denn sie hat diese der Frau Tilla Durieux
zu verdanken. Nachdem ihr die Lehrerin die Bühnenreife zugesprochen, sicherte
sich das Königl. Deutsche Landestheater in Prag die Anfängerin, und hier
hat sie in zweijähriger Tätigkeit ihrer Meisterin alle Ehre gemacht und sich
bereits ein recht ansehnliches Repertoir erworben. Die Luise Millerin, die
Marianne in den „ Geschwistern “ und namentlich Hauptmannsche Mädchen-
gestalten, wie Rautendelein, Ottegebe und Lucie Heil in „Gabriel Schillings
Flucht“ haben ihr in Prag einen Ruf geschaffen, den zu festigen sie hoffentlich
in Berlin noch reiche Gelegenheit finden wird. R.

Flugzeugakrobaten. Trotz ihrer Jugend hat die
Aviatik in wenigen Jahren eine Entwicklung durch-
gemacht, die in der Geschichte der Technik ohne Bei-
spiel ist. Wenn auch die großen Taten mit enormen
Opfern an Menschenleben verknüpft waren, so
konnte doch der Tod den, Siegeslauf der kühnen
Piloten nicht hemmen, die sich mit zäher Energie
die Lüfte erobern wollten. Man vergleiche die
ersten Anfänge eines Lilienthal mit den über-
raschenden Erfolgen der heutigen Flugtechnik.
In kürzester Zeit werden jetzt die größten Ent-
fernungen zurückgelegt, und fast will es scheinen,
daß die Menschheit, wenn erst das Flugzeug Ge-
meingut geworden, nicht mehr wie ehedem an
die Scholle gebunden ist. Denn es handelt sich
nicht etwa um einen waghalsigen Sport, dem sich
nur einige wenige Verwegene widmen können. Die
Verwendung der Flugapparate in der Armee und Marine
gibt das glänzendste Zeugnis für die hohe Bedeutung der
Aviatik. Die Lebensgefahr, der die kühnen Piloten täglich
ins Auge schauen, vermag sie scheinbar nicht abzuhalten, sich hin

Ein Flugzengakrobat.
Phot. Central News, London.
 
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