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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 28.1913-1914

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19. Heft
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BEILAGE ZUR „MODERNEN KUNST11.


Ganz anders bei Hausegger. Man möchte sagen, mit
der Brutalität des Usurpators tritt er für alles Moderne
ein, er will sein Publikum mit aller Macht bezwingen.
Natürlich hat er kein ausverkauftes Haus; aber bei ihm
sitzen die jugendlichen Stürmer und Dränger, um ihrem
geliebten Meister die höchsten Sympathien auszudrücken.
Die alten konservativen Herrschaften bleiben diesen
Konzerten fern. Man sieht, an radikalen Gegengewichten
fehlt es bei uns nicht.
Nun, Richard Strauß hat trotzdem für einige etwas
ungezogene Kinder der Musen eine Lanze
gebrochen. So brachte er zum Beispiel Her-
mann Bischoffs erste, ihm gewidmete
Sinfonie, die aber hier schon bekannt war,
zur Aufführung. Er errang damit dem sehr
begabten Autor einen guten Erfolg. Weniger
gelang ihm das mit der Uraufführung einer
„Romantischen Sinfonie“ des Italieners An-
tonio Scontrino, dessen Bedeutung bis-
lang nur auf dem Gebiete der Kammer-
musik anerkannt war. In der Tat war es
ein Experiment, das dem Stammpublikum
der Königlichen Konzerte ganz und gar nicht
gefiel. Man zischte sogar. Nun, so miserabel
ist die Sinfonie keineswegs. Scontrino hat
etwas von einer Persönlichkeit schon in sich;
nur vermag er seine Gedanken nicht in rechter
sinfonischer Weise auszudrücken. Mir hat
am besten der II. Satz, ein humorvolles Mo-
derato semplice gefallen. Mit seiner Instru-
mentationskunst ist es freilich nicht allzugut
bestellt; da scheint ihm die Erfahrung zu
fehlen. Zu allem Unglück folgte diesem
Werke Rieh. Strauß’ „Don Juan“, dessen blü-
hende, geniale musikalische Diktion wie ein
Mord an der voraufgegangenen Komposition
wirken mußte. Das herrliche Opus entfesselte
dann auch natürlich einen demonstrativen
Beifall. [Fortsetzung folgt.]
Das Glashaus auf der Ausstellung des „Sturm“.
Unter den architektonischen Modellen erregte in der
Ausstellung des „Sturm“ der Entwurf eines Glashauses
ganz besondere Aufmerksamkeit. Er stammt von dem
bekannten Architekten Bruno Taut, dem Erbauer des
hervorragenden „Monument des Eisens“, das in der vor-
jährigen Leipziger Baufachausstellung so vielseitige Be-
wunderung gefunden hat. Sein neues Glashaus soll für
die Kölner Werkbundausstellung der Glasindustrie nach
dem vorstehenden Modell erbaut werden. Fast möchte

man meinen, es handle sich hier um einen Scherz, aber
die Wände dieses eigenartigen Palastes sind tatsächlich
aus dem so zerbrechlichen Material gefügt. Das Ge-
rippe des Glashauses ist in Eisenbeton konstruiert. Be-
sonders imposant wirkt der riesige Unterbau, den eine
kühn gewölbte Kuppel krönt, deren Dach eine doppelte
Schicht von Prismen-Kristall- und Spiegelglas bildet. Das
eigenartige Modell wirkt wie ein zierliches Spielzeug.
Auf der Kölner Werkbundausstellung der Glasindustrie
soll sich nun zeigen, ob sich das zerbrechliche Material

für architektonische Zwecke in der Praxis bewährt.
Das Glashaus verdankt seine Entstehung ursprünglich
einer phantastischen Idee Paul Scheerbarts, dem Bruno
Taut übrigens auch das gläserne Heim zum Geschenk
gemacht hat. Bisher kannte man Glashäuser nur zu
gärtnerischen Zwecken. Selbstverständlich waren die
Dimensionen solcher Gewächshäuser mit wenigen Aus-
nahmen auch viel begrenzter. Die Glasverdachungen
für die Wintergärten unserer modernen Villen scheiden
für einen Vergleich ebenfalls völlig aus, da sie meist
an geschützen Stellen eingebaut sind und nur einen
bescheidenen Raum in Anspruch nehmen. -—n.

Kunstnotizen.
In dem Wettbewerb um den Großen Staatspreis
für Kunst 1914 ist auf dem Gebiet der Bildhauerei
Otto Placzek und auf dem Gebiet der Malerei Paul
Plontke Sieger geblieben. Er beträgt 3300 Mark für
eine einjährige Studienreise.
■■■■ *
Eine Ausstellungshalle für kleinere Saison-Aus-
stellungen soll in Dresden errichtet werden. Der Rat
hat hierfür 100000 Mark bewilligt. Auch in
Leipzig soll mit dem Neubau des Kunst-
gewerbe-Museums ein Ausstellungshaus ent-
stehen, das der modernen kunstgewerb-
lichen Praxis dienen wird.
* *
*
Die Münchner Stiftung, die in der
Schenkung eines Grundstücks als Erholungs-
heim für Schauspieler besteht, stammt von
dem Münchner Hofschauspieler Aloys
Wohlmuth. * *
*
Schillers Original - To tenmaske,
die als verloren angesehen wurde, soll sich
im Besitze des Stuttgarter Pianofortefabri-
kanten, Hofrat Klinckerfuß, befinden, der sie
aus dem Nachlaß des Bildhauers Dannecker
seinerzeit erworben hat.

Feinde im Land!
Der wirtschaftliche Faktor ist heutzu-
tage auf allen Gebieten die ausschlaggebende
Macht. Darum dürfte es angebracht sein,
die Aufmerksamkeit auf eine wirtschaftliche
Erscheinung zu lenken, die nicht nur einen
unserer bedeutendsten und blühendsten deut-
schen Industriezweige in seiner selbständigen
Existenz bedroht, sondern sogar als eine
ernste Gefahr für unser gesamtes nationales Wirtschafts-
und Kulturleben betrachtet werden muß. Denn je mehr
diese Bewegung von Erfolg begleitet sein sollte, desto
stärker wird sie auf alle Gebiete der Produktion und des
Handels übergreifen, während ihre Ablehnung die Grund-
lage für eine gedeihliche Entwicklung schaffen wird. Es
ist hier von dem Eindringen des englisch-amerikanischen
Trustes in unsere deutsche Tabakindustrie die Rede.
Was diese Bewegung bedeutet, das wird auch dem
Uneingeweihten und Fernerstehenden mit furchtbarer
Deutlichkeit klar, wenn er die viel besprochene Anti-
trustschrift des Präsidenten Wilson liest, in der

Modell des ersten Hauses aus Glas. Vom Architekten Bruno Taut konstruiert.


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