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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 28.1913-1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.31172#0735
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BEILAGE ZUR „MODERNEN KUNST“.

Wahl- und Wappensprüche.
Von Dr. Max Pollaczek.
Es ist eine reizvolle Aufgabe, das reiche, noch lange
nicht genug gesammelte Material zu durchforschen,
das uns in den alten Wahl- und Wappensprüchen auf-
bewahrt ist. Wappensprüche sind nicht nur dem Adel
eigen, denn Wappen werden ja auch von Bürgerlichen
und von Korporationen, juristischen Personen aller Art
geführt. Es gehört nicht zu jedem Wappen ein
Spruch, was aber die Wahlsprüche anlangt, so kann
sich jeder Mensch einen wählen.
So finden wir „Devisen“ bei Souveränen, souveränen
Häusern, Geschlechtern des hohen und niederen Adels,
Patrizierfamilien, Staaten und Städten, Hochschulen,
Orden, Waffengattungen und Gilden und Innungen.
Bösartig ist des Caligula Wahlspruch: Oderint,
dum metuant, „Man hasse mich immerhin, wenn man
mich nur fürchtet“. Der des philosophischen Marc
Aurel: rex, viva lex, „Der König ist das lebendig ge-
wordene Gesetz", scheint wenigstens nicht von einer
Hinneigung zu konstitutionellen Prinzipien zu sprechen.
Sympathisch berührt Carls XIV. von Schweden: Folkets
Kärlek min belöning; von ernster Frömmigkeit zeugen
die Sprüche Friedrichs I. von Dänemark: „Gottes Wille
geschehe“, und die vieler Flohenzollern. Joachim II.
hielt fest an dem bekannten Wort: „Gottes Wort und
Luthers Lehr usw.,“ Joachim Friedrich und Johann Sie-
gismund sagten: Initium sapientiae, timor Dei, „Gottes-
furcht ist aller Weisheit Anfang", Friedrich Wilhelm III.
tröstete sich mit dem Spruch „Meine Zeit in Unruhe,
meine Hoffnung in Gott", und Friedrich Wilhelm IV.
bekannte feierlich „Ich und mein Haus wollen dem Herrn
dienen“. Weniger fromm klingt die Sentenz, die Franz I.
unter dem Bilde des Slamanders, der im Feuer nicht
verzehrt wird, führte: Mort ä autrui, a moi vie, „Für die
anderen tötlich, für mich Leben“.
Von deutschen Fürstenhäusern führen als
Devisen das preußische „Gott mit uns", das zugleich
Devise des Kronenordens ist, das bayrische „Gerecht
und Beharrlich", das sächsische „Gott segne Sachsen“,
das badische Nec aspera terrent, „Auch das Unheil
schreckt nicht“, das hessische „Gott, Ehre, Vaterland“.
Das hannoversche hatte Suscipere et finire, „Unter-
nehmen und vollenden“. Die englischen Könige führen
im Wappen: Dieu et mon droit, die schwedischen: Diritto
e veritä, „Recht und Wahrheit“, die dänischen: Dominus
mihi adjutor, „Gott ist mein Helfer", die holländischen:
Eendragt makt magt, „Eintracht macht stark“, die
portugiesischen: In hoc signo vinces, „In diesem Zeichen


Oskar Frenzei.

Phot. Deutsche
Illustrat.-Ges.

(nämlich dem des Kreuzes) wirst du siegen" und die
spanischen: Plus ultra, „Darüber hinaus“ und: Ambos
mundos, „Zwei Welten". Die Devise des abyssinischen
Herrscherhauses ist: Vivit leo de tribu Juda, „Es lebt
der Löwe vom Stamme Juda“. DieseDevise ist fehlerhaft;
sie ist aus der Offenbarung Johannis genommen, Kap. V,
Vers 5, dort heißt es aber nicht vivit „es lebt", sondern
vicit „es hat überwunden". Die Devisen der franzö-
sischen Königsgeschlechter waren: Dieu protege la france,
dann mit Anspielung auf die bourbonischen Lilien:
Lilia non laborant neque nent „Die Lilien arbeiten und
spinnen nicht“, und Monjoye St. Denys. Der Wappen-
spruch der Prinzen von Wales ist das bekannte „Ich
dien’“. Die Niederlande sagen auf ihrem Wappen
auf lateinisch vis unita fortior, ungefähr das, was ihr
Herrschergeschlecht holländisch sagt. Die Wappen-

sprüche der Vereinigten Staaten von Amerika haben
mehrfach gewechselt. Wir finden: E pluribus unum, „Aus
mehreren eins geworden" und: Libertas et iustitia,
„Freiheit und Gerechtigkeit“.
Von bekannten Adelsgeschlechtern führten den
Spruch „Einig und treu“ die Bismarcks, der
Wahlspruch des großen Kanzlers lautet: In trinitate
robur, „In der Dreieinigkeit Stärke“, die Zeppelins
„Alles mit Gott“, die Bülows das schöne, alte „Alle
Bülown ehrlich“, und das stolze „Dennewitz, 6. Sept.
1813", zum Andenken an die Schlacht, durch welche
Berlin vor den Franzosen gerettet wurde. Derfflinger
erhielt ein Wappen mit den Bildern des Mars und Her-
kules und der Inschrift: His majoribus, „Durch diese
Ahnen“. Blüchers Schild ziert das Wort „Vorwärts".
Die Bennigsen rühmen sich des Spruches, dem der
verstorbene Oberpräsident Ehre machte: Durans virtute
parata, „Dauernd durch stete Tüchtigkeit“, die Bonin
der Worte „In Treue fest“, eine Devise, die übrigens
auch der Berliner Schutzmannschaft verliehen wurde, und
die Wolzogen sollten sich an die Losung halten: In
silentio et spe, „I11 Schweigen und Hoffnung“. Das
uralte Dynastengeschlecht sagt mit Bezug auf den
Phoenix in seinem Wappen von sich: Ex flammis orior,
„Aus den Flammen erstehe ich“, und das der schnell
emporgediehenen Thurn und Taxis behauptet, seinen
Glanz erlangt zu haben perpetua fide, „durch bestän-
dige Treue“. Das jüdische Adelsgeschlecht der Kohn
erfreut sich der Anerkennung „Tätig und treu“, und
das der Oppenheim darf von sich sagen: Humanitale
et labore, „Durch Menschenfreundlichkeit und Arbeit“.
Concordia, integritate, industria, „Durch Eintracht,
Rechtschaffenheit und Tätigkeit“, heißt es bei den Roth-
schilds. Von Engländern seien Nelson und Beacomfield
genannt; dem Seehelden wurden ins Wappen die Worte
gesetzt: Faitle and works, „Glauben und Taten“,
dem Diplomaten und Staatsmann: Forti nil difficile,
„Für den Tapfern gibt es keine Schwierigkeit".
Übergroß ist die Zahl der Ordensdevisen; hier seien
nur die bekanntesten genannt. „Suum cuique“, Jedem
das Seine, ist die des Schwarzen Adlerordens, „Wirke
im Andenken an Kaiser Wilhelm den Großen“ mahnt
der Wilhelmsorden, Sincere et constantes, „Aufrichtig
und standhaft“, ruft der Rote Adlerorden seinen Rittern
zu. Die Devise des preußischen Kronenordens wurde
schon oben genannt, der Hohenzollernsche Hausorden
verkündet stolz „Vom Fels zum Meer“, das Eiserne Kreuz
„Mit Gott für König und Vaterland", Pour le merite“
wird der danach benannte Orden verliehen. Von den
Orden anderer deutscher Bundesstaaten hat der bay-
rische Hubertusorden die schon mehrfach erwähnte


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