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Moderne Kunst: illustrierte Zeitschrift — 28.1913-1914

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BEILAGE'ZUR „MODERNEN KUNST“.

findet, bekennt auch sie sich jubelnd
gegen die Heiligen, für die Menschen.
In „Vor dem Sturm“, einem Kultur-
roman aus der Metternichschen Zeit,
wandelt der glühende Enthusiasmus der
Streiterin schon objektivere Bahnen.
Kein flammendes Fanal richtet sie
gegen das Metternichsche System auf.
Mit gereifter Objektivität verteilt sie
Licht und Schatten, schildert sie den
erbitterten Kampf zwischen dem dün-
kelhaften Landadel und dem um seine
Freiheit ringenden Bauern, dies unab-
lässige Ringen, das den Ereignissen des
Jahres 1848 voran ging. Mit dichte-
rischem Feingefühl hat die Autorin für
den Schauplatz ihres Werkes das Land
statt der Hauptstadt Wien gewählt.
Wie in Goethes „Hermann und Doro-
thea“ schlägt die Revolution ihre
Wellen nur wie von fernher an den
Strand. — Wer oft und oft dieser vor-
nehmen und dabei doch so unendlich


Marie Eugenie delle Grazie.
Phot. C. Pietzner, Wien.

temperamentvollen Persönlichkeit
Marie Eugenie delle Grazies in ihrem
Poetenheim im Wiener Cottage, in das
die Höhenzüge des Wiener Waldes hin-
einblauen, gegenüber gesessen hat, wer
mit ihr und ihrem getreuen Lebensge-
fährten über die Berge und durch die
Täler ihrer geliebten Heimaterde ge-
wandert ist, wer die Weichheit und
Güte, die wundervolle Fähigkeit des
Mitempfindens kennen gelernt hat, die
ihr trotz aller Entschlossenheit undKraft
eignet, der trauert mit ihr, daß mit dem
Heimgang des unersetzlichen Freundes
die Lebenssonne ihr untergegangen
scheint. Und doch gerade der wiederum,
der zu .tiefst in der Seele dieser Frau
lesen durfte, hat- das Recht zu hoffen,
daß ihre starke Natur sich von dem
Schicksalsschlag wieder aufrichten und
zu dem neuen Werk, dem „ Roman ihres
Lebens", an dem sie arbeitet, die alte
Kraft wiederfinden werde.

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