Norbert Grund. Spanischer Seehafen.
bedeutet wohl den östlichsten Ausläufer der Rubensschule
und zeigt sich seines großen Meisters ivürdig, mit un-
gemeiner malerischer Fertigkeit und einer originellen
Phantasie begabt, sehr norddeutsch herbe, ja schwer-
fallig, und ebenso geschmeidig und elegant, wenns sein
muß: ein Künstler von großem Auschnitt und inter-
nationalem Maß, der in der abgelegenen Provinz ein
wenig verbauert und manieriert geworden zu sein scheint.
Seine besten Bilder werden uns aber fortan ein un-
verlierbares Besitztum sein und ein Aeugnis von selbstan-
dig deutscher Auspragung des Barockcharakters, und end-
lich ein Mittel, um die unleidlichen Gesellen des ledernen
Manierismus, die Paradepferde, mit denen man jedenc
künstlerisch Sehenden die Lust am deutschen Barock
von Grund aus vertrieb, dahin zu senden, wohin sie ge-
hören, in die Tiefen der verdienten Vergessenheit:
Sandrart, Kupetzki, Rugendas, Paudiß, Denner; wozu
dann auch noch der neuerdings verwunderlicherweise alü
eine Größe hervorgeholte Platzer kame, der wohl so
ziemlich das Mindestmaß des zu Duldenden darstellt.
An ihre Stelle treten Maler, die zwar nicht den Vor-
zug eines durch die Jahrhunderte geschleppten (kamerad-
schaftlich erzeugten) Renommees besitzen, aber die Lang-
weiligkeit jener ehrenwerten Spießbürger der Kunst
durch ein lebhaftes Temperament, flüssige Anpassungs-
gabe oder eine wahrhafte und echte Tiefe der Empfin-
dung ersetzen. Von den Komponisten ist wohl Felpacher
der interessanteste, aber leider nur durch das eine Bild,
das ausgestellt war, bekannt; durch den Ansporn, den
seine Gemalde iin Schleswiger Dom dem Knaben
Carstens gaben, Jürgen Ovens ani bekanntesten. Schön-
feld, eine schon merkwürdig klassizistische Erscheinung,
I. Heiß, sein Schülcr, dcr zwischen Poussin und einer
derben Naturauffassung pcndelt, und dcr leidenschaftlich
und bewegt komponiercnde M. Weyer sind wohl die
bemerkenswertcsten dieser Künstler, die auf ihre Art
niederlandischeS oder italienisches Barock verarbeiten,
ohne zu einem andern als persönlichen Ausdruck zu ge-
langen. Aber das ist gerade ihr besonderer Reiz. Einen
vornehmeren und ausgeglichcncren Stil in Geschmack
der Jtaliener scheint der Prager Screta entwickclt zu
haben.
Das Höchstc, was ihnen zu erreichen möglich war,
haben aber auch im 17. Jahrhundert die Deutschen nicht
im Anschluß an das Ausland geleistet, sondern, wenn
man so sagen darf, auf den Spuren Dürers, indeni sie
die Natur und eine ungetrübtc Anschauung zu Lehr-
meistcrn nahmcn. Damit waren allerdings weder reli-
giöse noch historische Aufgaben zu lösen, noch reprasen-
tative. Vielmehr sehen wir die Ansatze zu einer originalen
deutschen Kunst schon hier auf deni Gebiet des Stillebcns,
Tierstücks und bürgerlichen Bildnisses, wo die seit Dürers
Tod unterbrochene Tradition sich leichter durch unmittel-
bares Studium der Natur ersetzen ließ. Und in der Tat
iri
bedeutet wohl den östlichsten Ausläufer der Rubensschule
und zeigt sich seines großen Meisters ivürdig, mit un-
gemeiner malerischer Fertigkeit und einer originellen
Phantasie begabt, sehr norddeutsch herbe, ja schwer-
fallig, und ebenso geschmeidig und elegant, wenns sein
muß: ein Künstler von großem Auschnitt und inter-
nationalem Maß, der in der abgelegenen Provinz ein
wenig verbauert und manieriert geworden zu sein scheint.
Seine besten Bilder werden uns aber fortan ein un-
verlierbares Besitztum sein und ein Aeugnis von selbstan-
dig deutscher Auspragung des Barockcharakters, und end-
lich ein Mittel, um die unleidlichen Gesellen des ledernen
Manierismus, die Paradepferde, mit denen man jedenc
künstlerisch Sehenden die Lust am deutschen Barock
von Grund aus vertrieb, dahin zu senden, wohin sie ge-
hören, in die Tiefen der verdienten Vergessenheit:
Sandrart, Kupetzki, Rugendas, Paudiß, Denner; wozu
dann auch noch der neuerdings verwunderlicherweise alü
eine Größe hervorgeholte Platzer kame, der wohl so
ziemlich das Mindestmaß des zu Duldenden darstellt.
An ihre Stelle treten Maler, die zwar nicht den Vor-
zug eines durch die Jahrhunderte geschleppten (kamerad-
schaftlich erzeugten) Renommees besitzen, aber die Lang-
weiligkeit jener ehrenwerten Spießbürger der Kunst
durch ein lebhaftes Temperament, flüssige Anpassungs-
gabe oder eine wahrhafte und echte Tiefe der Empfin-
dung ersetzen. Von den Komponisten ist wohl Felpacher
der interessanteste, aber leider nur durch das eine Bild,
das ausgestellt war, bekannt; durch den Ansporn, den
seine Gemalde iin Schleswiger Dom dem Knaben
Carstens gaben, Jürgen Ovens ani bekanntesten. Schön-
feld, eine schon merkwürdig klassizistische Erscheinung,
I. Heiß, sein Schülcr, dcr zwischen Poussin und einer
derben Naturauffassung pcndelt, und dcr leidenschaftlich
und bewegt komponiercnde M. Weyer sind wohl die
bemerkenswertcsten dieser Künstler, die auf ihre Art
niederlandischeS oder italienisches Barock verarbeiten,
ohne zu einem andern als persönlichen Ausdruck zu ge-
langen. Aber das ist gerade ihr besonderer Reiz. Einen
vornehmeren und ausgeglichcncren Stil in Geschmack
der Jtaliener scheint der Prager Screta entwickclt zu
haben.
Das Höchstc, was ihnen zu erreichen möglich war,
haben aber auch im 17. Jahrhundert die Deutschen nicht
im Anschluß an das Ausland geleistet, sondern, wenn
man so sagen darf, auf den Spuren Dürers, indeni sie
die Natur und eine ungetrübtc Anschauung zu Lehr-
meistcrn nahmcn. Damit waren allerdings weder reli-
giöse noch historische Aufgaben zu lösen, noch reprasen-
tative. Vielmehr sehen wir die Ansatze zu einer originalen
deutschen Kunst schon hier auf deni Gebiet des Stillebcns,
Tierstücks und bürgerlichen Bildnisses, wo die seit Dürers
Tod unterbrochene Tradition sich leichter durch unmittel-
bares Studium der Natur ersetzen ließ. Und in der Tat
iri