Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Editor]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 25.1915

DOI issue:
Heft 10
DOI article:
Esswein, Hermann: Ludwig Dill als Schlachtenmaler
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26491#0339

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Ludwig Dill.

Straßcnkumpf.

Ludwig Dill als Schlachtenmaler.

^^s*^an kennt Ludwig Dill seit langen Iahren als einen Künstler, von dessen stillen Pfaden
bnrch die Dachauer MooS-Einsamkeir nichtS wcitcr abzuliegen schien, als Schlachtenlärm
^ und Kampfgetümmel. Der Landschaftsmaler Dill hatte in seinem Werk die feierliche und
ruhige Haltung eines Naturfrommcn, der alles, was auch in der Landschaft GeschehniS, Verändcrung,
Bewegung bedenten kann, übcrsah zugnnften des Bleibenden, Unveränderlichen: eineS dämmerigen
Paradiesgartcnlichteö über feierlich gctürmten Laubmassen, einer großen Ruhe siiller Blumengefilde
und tiefspiegelnder Teiche unter den emportragenden und zugleich raumgeftaltenden Rhythmen edler
Baumftämme.

Hat diese Landschafterkunst Ludwig DillS auch fraglos aus der Dachaner Naturwirklichkeit An-
regungen empfangen, so war sie ihrem Wesen nach doch bereitS ebenso unrealistisch wie des MeisterS
neue Kriegsmalerei, der dieser Bericht gilt — ein BildniS seelischer Zustände, der gleichnishafte Nieder-
schlag einer Lebensstimmung, welche aus sich herauS die ihr entsprechenden Farben gebar, in ihren
Bann die Formen zwang, durch die sie reden wollte.

Wir haben also auch in Dills Schlachtenbildern keine realistischen Studien, keine Augenzeugen-
eindrücke zu erblicken. Seine Bildchen sind der Gegenpol jener aktuellen, militärtechnisch und topo-
graphisch znverlässigen Darftellungen, wie sie etwa Ernst Vollbehr an der Front im Westen aus-
genommen hat. Sie entstanden ferne von den Schlachtfeldern unserer Tage in ftiller Künftlerwerk-
statr; aber hinter dcn Augen, die diese KampfeSvisionen erblickt haben, war fernabliegendes, schon in
den Traumfarben der Vergangenheit dnnkelndes Erlebnis wieder aufgeloht. Ein FeldzugSsoldat der
alten Gencration, cin Zeuge und Mitstreiter des Einigungskrieges von I87O/7I, der vielleicht gerade
vor dem Erschütternden seiner Kriegseindrücke in die ParadieSgartenwelt seiner heldischen Landschafts-
idylle auögewandcrt war, tcilt da in seinem geiftigen Schauen das noch gewaltigere und härtere
Kriegserlebnis des jüngeren Deutschland, besreit es von den brutalen Härten der Wirklichkeit von
1914 und hebt die Ereignisse auf jene Höhe der Zeitlosigkeit, wo sich unsere graue und ernfte Mann-
schaft mit der Schar deS LeonidaS und die farbenfunkelnden Reihen exotischer Franzoscnregimenter
mit den bunten Schwärmen des Terxes begegnen.

X ZI7

l
 
Annotationen