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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — Wien, 1.1913

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III. Lieferung (September 1913)
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Die Sammlung Peltzer in Köln: (Bildnisse, Sittenbilder, religiöse Darstellungen, Allegorien, Landschaften, Architekturbilder, Stilleben, Tierbilder)
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https://doi.org/10.11588/diglit.20638#0070

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A. v. Wurzbach und das von Thieme-Becker. »Oud Holland«, XVI, S. 7
und Hofstede de Groot »Croning'sche Schilders«, Abdruck aus dem
Groning'schcn Volksalmanakvon 1893. Zu beachten auch die Amsterdamer
Versteigerung vom 27. November 1906.)
Wybrand de Geest ist mit einem Hauptbiide, dem etwa lebens-
großen Kniestück eines vornehm gekieideten Kindes in Schäfertracht ver-
treten. Ein süßes Blondköpfchen, das — wer weiß es — vielleicht später
ein rechter Brausekopf geworden ist. Das Kind hält einen Blumenkranz in
der Rechten. Das Monogramm des Malers aus kursivem lateinischem W,
D und G zusammengesetzt und die Zeitangabe 1645 erhöhen den Wert
des Bildes, das man als eine Art Gegenstück zu dem monogrammierten
Werk desselben Malers in der Galerie Weber zu Hamburg ansehen kann.
Beide stammen aus demselben Jahre 1645 und sind fast gleich groß.
(Versteigerungskatalog Weber, S. 96.)
Nicht zu übersehen ist ein lebensgroßes Kniestück mit einem jungen
Mann von 27 Jahren. 1638 ist's gemalt. Ich schlage den Pieter Codde
vor, der wohl auch gelegentlich lebensgroße Bildnisse gemalt haben dürfte.
Doch muß ich dabei den Mangel einer jahrelangen methodischen Ver-
gleichung ausdrücklich erwähnen (P. N. 96).
Bei der unbestimmten Halbfigur eines jungen Mannes von 35 Jahren
und der Datierung 1630 wurde Cornelis de Vos als möglicher Name
notiert (P. N. 64).
Unbestimmt blieb ein treffliches Herrenbildnis (P. N. 196), dessen
Meisterhand mir nicht geläufig ist. Der Dargestellte blickt über seine linke
Schulter nach dem Beschauer und scheint mit seiner Linken einen dunklen
Mantel zu halten, der über die Schulter geworfen ist. Daß der Maler dieses
unbenannten Porträts schon Van Dyck gesehen hat, ist sicher, doch schien
mir die Malweise eher französisch, als flandrisch.
Das Damenbrustbild P. N. 161 erinnert nicht wenig an die Weise
des Willem v. Honthorst, die freilich von dem eben erwähnten Herren-
bildnis nicht gerade vorteilhaft absticht.
Gegensätze sind dann auch ein später, weich und flüssig behandelter
N. Maes: Junger Mann mit großer Perücke, und ein recht hart behandelter
C. Bega mit einer Dame, die in einem Park sitzt. Durch seine Signatur:
»A. C. Bega fecit« gewinnt das letztgenannte Bild aber an Bedeutung
wenigstens für die Kunstgeschichte.
Zugleich als Kunstwerk und als kunstgeschichtliches Denkmal von
Interesse sei ein signierter Constantin Netscher von 1722 hervor-
gehoben: Dame in gelbem Seidenkleid. Hintergrund Park mit Springbrunnen.
Die Inschrift »Const.. Netscher. 1722« ist ohne Zweifel alt und gleichzeitig.
Constantin Netscher behandelt seine Figuren bedeutend härter, die Falten
mehr knitterig und das Fleisch weniger breit als der berühmte Gaspar
Netscher. Für die Unterscheidung der beiden ist das Peltzersche Bild von
großem Nutzen.
Gar selten ist der Name Härmen Collenius. Dieser kommt vor auf
der Signatur eines farbenfrischen, flott, aber zielbewußt gemalten Bildnisses,
das einen Krieger in einem Park vorstellt. Über den Maler findet sich
einiges in Thieme-Beckers Künstlerlexikon.
 
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