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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 9.1918-1919

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Erstes Heft (April 1918)
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Walden, Herwarth: Die Beiden: Ein Spiel mit dem Tode
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https://doi.org/10.11588/diglit.37111#0011

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Die Beiden
Ein Spie! mit dem Tode
Herwarth Waiden
Der Mann
Die junge Frau
Der Jüngling
Das Dienstmädchen
Wohnzimmer
Abend
Die junge Frau
Hörst Du das Rauschen
Mann
Ein Wagen fährt vorüber
Die junge Frau
Warum bist Du so roh zu mir
Mann
Nichts kann man mit Dir besprechen
Die junge Frau
Jeden Tag wolltest Du mir etwas schenken
Mann
Ich komme heut nicht zu Tisch
Die junge Frau
Immer Besprechungen
Mann
Davon leben wir
Die junge Frau
Wir haben doch Geld genug
Mann
Das gehört unseren Kindern
Die junge Frau
Ich will kein Kind
Mann
Der Doktor findet die ewige Fragerei schon lächerlich
Die junge Frau
Ich will kein Kind
Mann
Und alles nur, weil ich heute nicht zu Tisch komme
Die junge Frau
Die halbe Nacht habe ich vorgestern auf Dich gewartet
Mann
Das hast Du mir gestern bereits zehnmal vorgeworfen.
Wir müssen leben
Die junge Frau
Ich kann nicht ohne Dich leben
Mann
Jedes Wort von Dir ist ein Vorwurf
Die junge Frau
Die Wohnung ist so groß
Mann
Als junges Mädchen warst Du viel vernünftiger. Da
hattest Du Interessen.
Die junge Frau
Deine Stimme war Stahl. Ich fühlte mich geborgen,
Mann
Und nun machst Du mir Vorwürfe, daß Du geborgen bist
Die junge Frau
Du hast eine Geliebte
Mann
Es lohnt mir nicht darauf zu antworten. Leg Dich
schlafen. Du bist überreizt. Guten Abend.
Die junge Frau
Sei nicht böse, bitte. Ich halte Dein Schweigen nicht mehr
aus. Immer höre ich es rauschen,
Mann
Leg Dich schlafen. In vier Wochen wird man wieder
menschlich mit Dir reden können.
Die junge Frau
Du hast mich unmenschlich gemacht.

Mann
Ich habe eine Geliebte. Guten Abend.
DiejungeFrau schreit auf.
Der Mann hinter der Tür
Mathilde, gehen Sie zur gnädigen Frau
Das Dienstmädchen
Nicht weinen gnädige Frau. Das schadet der gnädigen Frau.
Die junge Frau
Bleib. Bleibe.
DasDienstmädchen
Der Herr wird wo! 1 wieder lange fortbleiben. Gehen Sie
lieber schlafen, gnätdge Frau.
Die junge Frau
Hören Sie es rauschen, Alathilde.
Das Dienstmädchen
Gewiß denkt jemand an die gnädige Frau. Dann habe ich
auch immer Ohrensausen.
Die junge Frau
Niemand denkt an mich. Niemand liebt mich.
Das Dienstmädchen
Einmal kommt immer der Richtige.
Die junge Frau
Was sagen Sie
Das Dienstmädchen
Der Herr ist zu hart für die gnädige Frau.
Die junge Frau
Es ist doch sein Kind.
Das Dienstmädchen
Kinder sind nur für Mütter. Meiner hat mich auch ver-
lassen. Und nun gehen Sie schlafen, gnädige Frau.
Die junge Frau
Ich warte. Machen Sie mir Licht.
Das Dienstmädchen
Es klingelt
Die junge Frau
Machen Sie nicht auf.
Das Dienstmädchen
Sicher der Briefträger. Sonst kommt ja hier niemand.
Die junge Frau
Nicht öffnen. Nicht öffnen.
Das Licht erlischt.
Die junge Frau
Den Riegel vor. Schon steht das Rauschen im Gange
Das Dienstmädchen
Sie machen einem Angst, gnädige Frau. Es klingelt schon
wieder.
Die junge Frau
Mathilde, wo sind Sie
Das Dienstmädchen
Kurzschluß. Seien Sie doch vernünftig, gnädige Frau, Ich
hole eine Kerze.
Die junge Frau
Nicht hinausgehen. Das Rauschen rauscht.
Das Dienstmädchen
Es klingelt und klingelt. Ich sehe mal durch das Schlüssel-
loch.
Die junge Frau
Machen Sie doch Licht, machen Sie doch Licht.
Das Dienstmädchen
Vielleicht kommt der Richtige. Solange können sich gnä-
dige Frau einriegeln.
Die junge Frau
Vater unser, der Du hist im Himmel.
Sie legt beide Hände auf den Riegel und sinkt in die Knie.
Das Dienstmädchen bald darauf hinter der Tür
Gnädige Frau, ein junger Herr will Sie sprechen. Aber
ich kann keine Kerze finden.

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