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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 9.1918-1919

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Zwölftes Heft (März 1919)
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Allwohn, Adolf: Und Er
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https://doi.org/10.11588/diglit.37111#0159

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Und Er
Adolf AHwohn
Ob ein Schweigen die Nächte durchstöhnt?
Es dämmert aus aHen Poren.
Wir wühlen.
Leib quillt aus den Ritzen der Häuser. Hand sperrt durch die
Decke. .Mund bläht den Sturm. Tränen schreie; den Himmel.
Schrill spucken die Lampen. Hoch. Peitschen, üeitseben. Die
Straßen pleiten die Sterne. Die Dächer schlagen aul die Monde.
Und er reitet die Sporen blutsteil. Bergüber. Hinauf klirren
die Flüsse. Trommeln, trommeln die Fenster. Die Essen- Die
Essen. Klappern die Bäume. Holzschlag die Türme. Riesen
die Siege. Surren. Der Uhu. Das Ende. Das Ende.
Kommen kommt in der kommenden Zeit. Bindet die Bänder.
Schnitter zerjauchze. Fange die Blüten. Fahr über. Die Seen
sind blau.
In Nächtezeiten sank einmal das Feld in Schlaf. Rene küssen
einander. Die Blumen blühen den Nebel. Die Liebe ist innen
so rot. Singen die Kinder fern. Wir sind. Das Kleine spielt.
In das tiefste Meer hat man einen Ring geworfen.
Die Wälder weiten den Tag- Die Feuer singen die Sonne. Rings
stemen die Bäume. Die Geigen tanzen. Viel Boote mit Wm-
peln. Die Berge spielen die Fahnen. Flüsse lächeln die Wiesen.
Glocken streicheln die Tiere. Die Nächte läuten und die Kir-
chen sind treu. Alles ist geschehen. Der Himmel schwebt die
Erde. Hoch und tief.
Rings um die Stadt fahren endlose Züge von Totenwagen. Der
Wind zerknittert die Schmutzfetzen an den grauen Häusern.
Eine grüne Katze zerdrückt das Dach. Am hellen Nachmittag
geht die rote Nacht durch die Türen. Die Auferstandenen sind
schweißbedeckt. Das Schillern des Leides sticht die Augen aus.
Die Decke der Frau ist krank und gefaltet. Die Steine staunen
den bleichen Schritt. Und die Begeisterung wirft die Hände an
den wilden Turm. Der irre Tisch wartet von einer Post zur
.anderen. Die Kraft des Knieens gelingt dir nicht. Niemand
weiß etwas. Immer noch nicht der Brief mit den Buchstaben:
DU BIST. '
Qual farncht aus der Erde. Feuer. Die Häuser zertanzen die
Schreie hoch. Die Schädeldecke zerkreischt Gift. Der Geifer
blakt die Berge. Die Felsen sausen die Köpfe. Und die große
Sonne kratert schwarz aus der Erde.
Der Dom trägt die weite Gestalt. Töne knieen den Kngel-
kreis. Sehnen zerspannen licht das Gewölbe weit. Rund
fließen die Hände fern. Die Lilie küßt den Schoß aller Himmel.
Der Blinde sieht alle Lüfte singen. Niemand trägt den Mai in
allen Toten. Die Kelche sind blaue Erfüllung der Kerzen. Und
das Schauen ist voller Wunder grün.
Die Geburt ist die Nacht der Himmel. Die Geburt ist aller
Himmel Tag.
Der neue Aiond wächst die Sichel der Sterne. Das frühe Rot
stirbt die Blüten der Bläue, Der heiße Mund lächelt den Sieg.
Aus allen Toren weint die Dämmerung. Zum Licht-
Croß ist das Schwert. Schöpfung schneidet die Fratzen mit
Fäusten. Der Arm kreißt die Hoheit in Waffen. Die Wehr
sprüht auf dem Zischen der toten Häuser. An tiefweißen Fen-
stern zerklittern die Stiere hinab. Der Himmel wandert die
Augen. Und die Sterne lächeln ihren Sohn in den Frühling der
Schritte.
Der Atem sucht. Das Brot zögert. Das Blut kocht. Das Fieber
hlammt. Unterm Schnee stampft der Wahn wider die Wände.
Regellose Schläge ziehen das Herz. Das Hirn trommelt die
Hände. Zerren. Zerren. Der Mund schäumt. Die große Woge
sp dzc die Zunge durch die Zähne. Aber der Wald trinkt aus
blauen Rändern das Leid- Hülfe kniet aus den Barken des
Meeres,
Oh die Liebe trägt alle toten Tiere. Die süße Stadt steht auf
cten Trümmern der Türme. Das Silber feiert den Schnee aller
schmiegenden Welten.

Der Winter weiß das Ahnen in den blinden Bäumen und der
Sommer leuchtet die Lichter der Nächte. Du stehst die war-
tende Seele an den hangen Toren der Augen. Du grünst die
gelbe Blüte deiner blauen Umarmung. Du versinkst das Reich
im Herzen deiner Milde. Die Demut küßt die blonden Köpfe
-der Kinder. Der Bettler schenkt seine Hände den Heren. Das
Kleid der Armen ist ein warmes Umkleiden. Die Liebe des
Feldes wird von allen Blumen geliebt. Und die verschenkte
Blüte ist der Reichtum aller Freuden.
Sanft singen die Sterne Träume. Spielen die Straßen Märchen.
Der weiche Mund ruht die Erfüllung der Stunden. Die goldenen
Tore schlafen die wachen Qualen ein. Der gelbe Mond betet
alle Menschen. Die Lasten sind ein leichter Segen- Oh selig
duldet der Schoß die Arme der Werke.
Ob doch das Schauen die harten Steine zerstößt? Ob das
Schwert die Schultern des Kampfes küßt? Strenge treibt den
Pflug durch die Felder. Aus den Armen gerissen ist die ein-
same Nacht. Aufgestiegen haßt heilig der Zorn. Das Feuer
glüht die Lüfte. Der Ruf der Höhe schüttert die Tiefe. Die
Abkehr dient der Hoffnung der Armen. Hoch der ferne Himmel
leuchtet die Sehnsucht der Gruben.
Die nahe Erde streitet die Nebel. Die grauen Furchen starren
das Eis zum Bersten. Die Felder sind alt. Kälte kettet die Tiefe
der Blüten. Hagel steinigt die Pfade. Blut verklammert ewig
den Mund aller Hände, Der sonnenlose Baum fängt die Flügel
der Vögel des Himmels. Alle Augen sind krank und verweht.
Die gelbe Nacht. Bleich schreien die Messer auf. Der rote Stier
Zerschlagen blökt die Fenster. Ueberwälzt die Wut. Knistert
das Keuchen. Rasen die Haare zerstört durch die Gassen der
Flamme,
Der Schweiß ist von Fesseln des Leibes gehalten. Der Schweiß
reißt sich die Kleider zur Erde. Die Not tropft. Der schwarze
Rücken der Nacht. Berg taucht den Kopf in die dunklen Tiefen
der Wälder. Der Nachtrücken des Berges biegt sich Du.
Glimmt. Ja. Das Blut der Sonne haucht die Ruhe der Hände
an. Die Monde feiern das Kreuz in die Gipfel des schneewar-
men Himmels.
Das Opfer stampft kalt durch die Oeden. Die toten Tore
schichten die Wände. Quadern des Grabes türmen die steile
Angst. Stangen sperren die Klage. Der Weg ist weit. Der Leib
ist zerbrochen. Hängt zwischen Himmel und Erde. Das Wun-
der der Sterne wandert das Leid in die Tiefe. Sterbende Wolke
windet das Weinen über Hügel- Die Blüte des Todes bricht das
Staunen über die Kuppeln der Menschen empor. Zerreißen die
Glocken die Schreie. Das Verzücken der Wunden lichtert die
Lüfte. Hoch spritzt des Meeres Furcht die Köpfe tief. Die
Sonne ist schwarz am Tage und das Geheimnis der Nacht zittert
die blinden Augen der Berge blau-
Die Liebe ist ein kleines Licht und ein wehes Umarmen. Trägt
der Schoß die Mainacht der Knospen. < Schließen die kleinen
Hände die Lider. Blühen die süßen Tränen des Zagens. Brei-
ten die dunklen Wälder die Arme. Schlafen die wunden Rehe
die Klagen ein.
Der Tod geht schwarz in die Berge.
Die Felsen stürzen die Bäume. Klirren die Fäuste die Mauern-
Hämmern, hämmern die Wände. Die Wellen wirbeln die
Stürme. Fallen, Und die Blitze donnern die Tempel der Tiefe
tot in die Erde.
Der Sturz der Sterne lebt die Bluten in das Lauschen der Ge-
sichte. Die blauen Zungen schauen die Bilder der Leuchten.
Die Gründe des Meeres lichtem den Glanz alles Ahnens. Das
Künden weht von den Türmen der Burgen- Und die müden
Flüsse blinken des Abends Gold in die Kammer der Kranken.
Die Zeiten wandern die Städte hart. Am Abend steht im mat-
ten Scheine des letzten Wagens: Er.
Ein Mönch kämpft zum Morgen die Ringe des Friedens:
Mensch zagt Sem Werden
Er ist
Eine Klage will hasten
Der Stein bleibt zurück

15!
 
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