Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 9.1918-1919

DOI Heft:
Elftes Heft (Februar 1919)
DOI Artikel:
Runge, Wilhelm: Gedichte
DOI Artikel:
Mehring, Walter: Dem Tod Wilhelm Runges
DOI Artikel:
Behrens, Franz Richard: Gedichte
DOI Artikel:
Walden, Herwarth: Der deformierte Professor
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37111#0150

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
mein huß geht irr durch die Macht deines Auges
Meiner Hände Trauerweiden hängen
und der Lippen Lerchen schlummern still
bis der Lorgen sennenlachengoldig wieder alle Wiesen über-
springt
und die Stirne wie der Himmel aufsteigt
klar und unbewölkt
frühwindumspült.


Dem Tod Wiihetm Runges
Walter Mehring
Erdenschoß wiegt erstes Grün
Wiegeuhimme! ballt Wolkenfäustchen
Lachen schaufelt Wangengrübchen.
Lachen sonnt von Astzuast
Lachen wirrt in schrecke Augen
Lachen klirrt das Blut zu Eis
Eisen schaufelt lüfteauf
Eisen graben herzenauf
Eisen läuten seelenauf
Nahebei lacht
Himmel werfen gräberauf
Nahebei stürzt wirft erdenweit krallt ängstetief und zerrt das
Lachen in den Tod
Blühen pochen Tod
Herzen pocht an Kinderfäustchen
Kinderlachen stapft Rasenschnee
Schneerosen lachen ins erste Grün
Erdenschoß küßt Kindergrab


Gedichte
Franz Richard Behrens
Es ist dieselbe Lerche
Güldlache klettert Heideglühe
Grau werden nie Veilchen werden
Veilchen werden nie grau werden
Die Sonne streichelt eine Mücke
Gott stolpert über seine Sterne
Wir purzeln in die blauen Blumen
Lippenzerbissen den Mond zerschnitten
Margot
Irislispeln
Gartunden
Irissielen
Besichelung
Irissieden
Efirschblutblitzen
Irislinden
Platzbloßtank
Irissiedeln
Suche singen
In Irishissen Herz gefieder
An die Füße der Geliebten
Lilien streuen linke Lichter
Rechte Strahlen rosen Tanzen
Knien leuchten Küssen
Stehen
Scharlachsandalenschnee
Fließen
Märzbirkensonne
Flattern
Tempelwiese

Der graue Tau
Braune Rosen sensen Sengen
Wetter wühlen winkenauf
Lande letzen Lächeln
Immer Winter winterwurzelweich
Immer weiße Weite eichenweiß
Immer schwarze Schimmel
Glocken faulen wenn sie brennen
Metzeln mühlen rot und grau
Brennen blüht Gottunddublau
Er hat sich an den Sternen aulgehangen
Blutet
Sichgesicht
Rau
So
o
0
Gerädert
Ranke
Rist
Hei
Goethe
Namen leeren Zitterwellen
Wimmel scharen allen Sitz
Flügel flattern Schlagen
Milde blitzen
Augen schlingen
Kelten kreisen
Krumme Schelmen
Angst weiß Hals
Wölben insein flüstern insein
Säusel schweben wurzelauf
Ure menschen Kraft
Peter Baum
Gefallen am 5. -Ju916
Mann sichelt Veilenenwälder
Gott stillt ;grün
Heime seiden Träumetanz
Violen violinen


Der deformierte Professor
LIerr Professor Dessoir hat im Eden-Hotel die Berliner Sezession
und ihre Gesellschaft über Expressionismus aufgeklärt. Herr
Professor Dessoir hat sich in abseitigen LJniversitätskreisen da-
durch einen Namen gemacht, daß er neben Goethe und Schiller
auch ihren Epigonen Stefan George ästhetisch rechtfertigte. Herr
Dessoir hält den Expressionismus für einen Geheimbund, der
auf Anregung von Rudolf Steiner durch August Strindberg,
Gustav Meyrink und Franz Werfel gegründet ist. Besonders
das Stuhlproblem hat es Herrn Dessoir angetan. Er kann es
sich nicht erklären, daß ein Stuhl durch ,,Deformation uns
menschlich näher gebracht werden soll. Dieses Stnhlproblem
des Expressionismus läßt ihn nicht etwa aufsitzen. Im Gegen-
teil, er findet den Stuhl nur falsch gefaßt. Der Astralleib des
Stuhles scheint ihm physiologisch unhaltbar. Und die Stuhl-
beine des expressionistischen Bildes fliegen ihm zu unordent-
lich in der Luft der Fläche herum. Freilich, Meyrink verfügt
über ungewöhnliche spiritistische Kenntnisse und Herr Werfel
hat Euripides sogar gut übersetzt, sagt Herr Dessoir. Dennoch
ist der Stuhl ein Lebensfaktor, dem man nicht so ohne weitres
an die Lehne kann. Aus diesem Grunde ist auch die Neger-
kunst abzulehnen, die den Fortschritt nicht berücksichtigt.
Herr Professor Dessoir ist eben auf die dreitausend Jahre Fort-
schritt versessen. Zwar hat die Erde Raum für alles, was ästhe-
tisch festgelegt ist. Aber ein Universitätsprofessor hat das
Recht auf ästhetischere Sitzgelegenheiten. Die Gemälde des

H2
 
Annotationen